Klein-Singapur im Paradies?
„Naturschutz oder sozialer Wohnungsbau?“ Die Prioritätenfrage stand auf der Sitzung des Arbeitskreises „Nachhaltige Stadtentwicklung“ vergangenen Freitag ganz oben auf der Liste. Neben der Frage nach Vereinbarkeit und Widersprüchlichkeit beider Themen beschäftigte sich die Initiative von BUND und anderen Organisationen auch mit ihrer eigenen Zukunft und dem fernen Singapur.
Frischen Wind in den Segeln kann der im Februar ins Leben gerufenen Arbeitskreis vor allem seit der Zwischenevaluation des städtischen Handlungsprogramms Wohnen verbuchen. Wie auch auf den vergangenen Treffen war das gescheiterte „offensive“ Programm der Stadt dominierendes Gesprächsthema. Einhellig konstatierte die Runde, dass die Wohnraumfrage das neue soziale Kernthema sei. Eine Lösung sei jedoch nicht erwartbar, wenn die Stadt sich weiterhin finanziell zurückziehe und jegliche eigenen Steuerungsmöglichkeiten zugunsten von Investoren aufgebe.
Angemahnt wurde von einigen allerdings, dass man sich in der gemeinsamen Arbeit nicht nur am Handlungsprogramm Wohnen festbeißen dürfe. Auf eine nachhaltige Stadtentwicklung komme es an. Beim Wohnungsbau dürfe nicht nur gefragt werden, für wen, sondern auch mit welchen ökologischen Konsequenzen gebaut werde. Schlüsselthemen seien hier die Reduzierung der CO2-Emissionen, das Potential von Passivhäusern sowie die Grenzen des Stadtwachstums. Letzteres insbesondere im Hinblick auf die geplante Erschließung des Hafners.
Mit dem Blick in die Zukunft machte sich zunehmend Aufbruchsstimmung in der Runde breit. Nicht nur bei einzelnen Forderungen und Stellungnahmen wolle man es belassen, sondern gemeinsam mit Bürgern und Fachleuten eine positive Zukunftsvision für Konstanz entwickeln und anbieten. Über die Verbindung kleinerer Schwerpunkte zu einem großen Ganzen und das Einbeziehen innovativer Ideen soll der scheinbare Widerspruch zwischen Naturschutz und sozialem Wohnungsbau überwunden werden.
Mut machen sollen hier insbesondere Beispiele von bereits funktionierenden Konzepten. Singapur, so wurde eingeworfen, habe aufgrund seiner ebenfalls begrenzten Fläche das Wachstum nach oben gesucht und auch „das Grüne mit in die Höhe genommen“. In den Wolkenkratzern des Südostasiatischen Stadtstaates finden sich immer häufiger Grünflächen. Die Vertikalen Gärten werden dort inzwischen staatlich subventioniert. Und auch im viel näher gelegenen Tübingen setzt man darauf, die Quartiersentwicklung bei innerstädtischen Neubauten zu stärken.
Mit seinem Anspruch auf Langfristigkeit plant der AK „Nachhaltige Stadtentwicklung“ nun eine strukturelle Verstetigung seiner Arbeit. Ab dem kommenden Jahr soll eine Bürgerinitiative den Rahmen für seine Arbeit bilden. Eine vorbereitende Gründungsversammlung ist bereits für den 16. Januar 2018 angesetzt.
dsc