Der Klima-Blog (108): Klimastreik am Freitag in Radolfzell

Vier Jahre sind seit den ersten Klimastreiks vergangen – und sie haben einiges bewirkt: Es gibt inzwischen eine breite gesellschaftliche Mehrheit für mehr Klimaschutz. Doch der große Durchbruch blieb aus. Die Regierung hält sich weder an die Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag noch an das Klimaschutzgesetz. Deshalb wird am Freitag erneut bundesweit demosntriert – in rund 180 Städten. Fridays for Future Konstanz, Singen und Radolfzell haben sich dafür auf eine gemeinsame Aktion verständigt. Hier ein Aufruf von Eileen Blum.

Hast du dir jemals die Frage gestellt, in welcher Welt du morgen leben möchtest? Ich weiß, es klingt banal, aber alles was wir heute tun, entscheidet über die Welt, in der wir morgen leben werden.

Samen, die wir heute pflanzen, werden morgen wachsen, damit wir sie übermorgen ernten können. Flüsse, deren Wasser wir heute übermäßig entnehmen, werden morgen versiegen und eben jene Äcker vertrocknen lassen, die wir so mühsam bepflanzt haben. Alles, was wir heute tun oder nicht tun, entscheidet darüber, in welcher Welt wir morgen leben und unsere Kinder und Enkel aufwachsen werden.

Dürren und Hitzwellen, Waldbrände und Flutkatastrophen, Krankheiten und Hungersnöte … ich weiß, wir verbringen in der Klimabewegung viel Zeit damit, darüber zu reden, wie schlimm alles werden wird. Aber vielleicht ist es jetzt an der Zeit, darüber nachzudenken, wie schön es werden könnte.

Eine bessere Zukunft

Vermutlich gibt es eigene unter euch, die sich nun denken: „Sagt nicht alle Welt immer, dass wir maximal noch Schadensbegrenzung vornehmen können? Dass sich selbst im besten Fall Katastrophen und Todeszahlen mehren, nur eben weitaus weniger extrem als wenn wir gar nichts tun?“ Und: „Wird unser Leben nicht furchtbar schlimm und anstrengend, wenn wir die ganzen Klimaschutzmaßnahmen umsetzen, wie die Wissenschaft es schon seit Jahrzehnten fordert?“ Aber im Ernst: Nur weil es anders wird, heißt das nicht zwingend, dass es schlechter wird.

Das ist jetzt kein Versuch, Klimafolgekastrophen schön zu reden. Wohl aber Klimaschutz.
Die Umweltbedingungen setzen uns den Rahmen. Unsere Erde wird sich verändern und das nicht zu unseren Gunsten. So viel ist klar. Aber wir können uns als Gesellschaft verändern und das sehr wohl zu unser aller Vorteil.

Denn wer hat schon etwas gegen kostenlosen Nahverkehr für alle? Oder ein 9-Euro-Ticket für Fernverbindungen? Wer wäre nicht für mehr saubere Luft und frischeres Wasser? Dafür, dass Gemüse, Obst und Brot subventioniert werden anstatt Billigfleisch aus Massentierhaltung? Und würden wir nicht alle von blühenden Naherholungsgebieten profitieren, in denen die Vögel singen und die Grillen zirpen?

Wenn der deutsche Ärztetag sagt, dass Luftverschmutzung weltweit die Nummer eins der Todesursachen ist, und fordert, sofort eine 180-Grad-Wende einzuleiten, dann denkt einmal an all die ganzen Jahre und die Lebensqualität, die wir gewinnen könnten, wenn wir auf saubere Energien umsteigen.

Die Verbrennung fossiler Energieträger ist eine der Hauptursachen für die Feinstaubkrise, in der wir uns befinden. Solarzellen, Windräder und Wärmepumpen schneiden da unendlich viel besser ab. Zudem sind sie billiger und retten uns vor weiteren Klimafolgekastrophen. Und wer würde schon ernsthaft Nein sagen zu einem längeren Leben bei besserer Gesundheit?

Das gute Leben kommt nicht von allein

Wer würde sich nicht freuen, wenn in der Stadt die Vögel singen und draußen auf dem Land die Ernte boomt, weil wir das Artensterben in den Griff gekriegt haben und unsere Äkerböden so viele gesünder und besser geworden sind? Und zwar einfach dadurch, dass wir die Natur in Ruhe lassen und uns nicht mehr abmühen, mehr zu produzieren als wir eigentlich brauchen?

Wer hätte etwas dagegen, wenn man nicht mehr an der lauten stinkenden Kreuzung wohnt, an der Autos vierundzwanzig Stunden, sieben Tage die Woche in einem Tempo vorbeirasen, dass man sich kaum traut, die Kinder alleine vor die Tür zu schicken?

Was, wenn diese Kreuzung stattdessen für Fahhräden und Fußgänger*innen oder in eine Spielstraße umgewidmet würde? Wenn auf den zahlreichen Parkplätzen Apfelbäume und Himbeeren für alle wachsen würden? Wenn zwischendrin ein paar Bänke für Passant*innen, Urlauber*innen und alte Leute, ein kleines Café oder eine Dönerbude stehen würden, wo sich zuvor in sengender Sommerhitze ein SUV an den nächsten reihte?

Es gibt so viel Schönheit in dieser Welt. Und es könnte in vielen Punkten noch viel schöner sein. Aber von alleine wird das nicht passieren.
Damit unser Traum von einer besseren Welt wahr werden kann, brauchen wir vor allem eines: Ganz viele Menschen, die uns helfen, gemeinsam an dieser Zukunft zu bauen.

Aus diesem Grund werden wir auch dieses Jahr wieder am globalen Klimastreik teilnehmen. Da unsere Aktivistenfreund*innen in Radolfzell uns die letzten Male immer unterstützt haben, werden wir nun den Spieß umdrehen und uns dieses Frühjahr ins wunderschöne Radolfzell einladen lassen.

Sei dabei und komme am Freitag, den 3.März 2023, um 15:30 Uhr mit auf den globalen Klimastreik. Bring gerne Freunde, Verwandte und Bekannte mit!

 

Wir freuen uns auf euch und werden am Marktplatz in Radolfzell auf euch warten.

Alternativ gibt es auch eine gemeinsame Anreise mit dem Fahrrad um 13:30 Uhr am Wollmatinger Bahnhof.  Oder nehmt einfach den Zug um 14:53 Uhr am Konstanzer Hauptbahnhof.

Denn: Wir, die Menschen die heute leben, entscheiden, in was für einer Welt wir morgen leben werden. Hast du deine Entscheidung getroffen?

Text: Eileen Blum von der Klima-Blog-Redaktion

Der Klima-Blog (hier die 108. Ausgabe) wird von Aktivist*innen von Fridays for Future Konstanz verfasst. Sie entscheiden autonom über die Beiträge. Frühere Artikel und Blogs finden Sie HIER.