Kommentare des Grauens…
Und das Wichtigste ist: Tanzen! Da wollte wohl nicht nur der bibelfeste Südkurier-Chef-Reaktionär Uli Fricker eine Forderung der Linken sowie der Jugendorganisationen von SPD und Grünen in Baden-Württemberg zur Aufhebung des Tanzverbots an kirchlichen Feiertagen vorsätzlich und so gründlich wie durchschaubar missverstehen bzw. missbrauchen, sondern seine kleine aber dankbare Leserschar mit ihren allenfalls dumpf-schwachmatischen Haudraufundschluss-Kommentaren ebenfalls…
Wir polieren unser Feindbild…
Es scheint selbst für die Ober-Einfaltspinsel in der SK-Redaktion kein Tabu mehr zu sein, sich für die Herabwürdigung seiner politischen Gegner die Argumente so zurechtzulegen, wie sie gerade ins schmale Weltbild passen. Worum es eigentlich geht, wird schlichtweg ignoriert. Womöglich versteht es sonst noch jemand.
Zur Sache: Die oben genannten Gruppierungen, allesamt ca. sieben Monde links von der Meinung unseres Heimatblattes entfernt, haben die grundsätzliche Aufhebung einer in absurde Gesetze mündenden Verquickung von Staat und Kirche gefordert. Und das ist ja wohl – sofern man noch oder schon einigermaßen bei Verstand ist – eine richtige und überfällige Forderung. Wahrscheinlich würde das selbst der neue Papst verstehen. Nicht so Uli Fricker, der katholische Rächer der Entsetzten, der Fels in der Brandung linker Traumtänzer, der glühende Verehrer des frühen Mittelalters, der in seiner ganzen aggressiven Bescheidenheit doch nicht nur glatt vergaß, um christliche Nachsicht und Gnade für die Ungläubigen zu bitten, sondern im Gegenteil und nach guter alttestamentarischer Sitte mal so richtig die Blutwurst rausholte. Zitat:
„Merkwürdig ist vielmehr, was die Krabbelgruppen der beiden Regierungsparteien im Land so umtreibt: Nicht drängende Fragen wie Euro oder Rente, die auch die Jungen schnell alt aussehen lassen, sondern die Forderung nach ganzjährig tabufreiem Tanz. Tradition und Rücksicht? I wo. Wenn das die Politiker von morgen sind, dann sind wir unterwegs in die allzeit rhythmisch verknotete Spaßgesellschaft.“
Jetzt könnte man, zumal als Witzbold, den Südkurier natürlich auf solche Artikel wie den über den plötzlichen Tod des Ex-Hamsters von Justin Bieber reduzieren. Und dazu in der Tradition des Blattes selbst schreiben:
„Merkwürdig ist vielmehr, was die senile Seniorenredaktion des beherrschenden Heimatblattes im Landkreis so umtreibt: Nicht drängende Fragen wie Altersarmut oder Rente mit 89, die auch junge Greise beschleunigt unter die Grasnarbe treiben, sondern die Mitteilung über ehemalige KZ-Nager grenzdebiler Jünglingsikonen früh- bis spätpubertierender Pickelpüppchen. Sorgfalt und Aufklärung? Teufelswerk. Wenn das die Journalisten von heute sind, dann stecken wir mitten in einer komatösen Ignoranz der Gegenwart.“
Christian Wulff – ein tragisches Opfer der Justiz…
Juhu, ich habe es doch schon immer gesagt, der Junge ist unschuldig. Im Gegensatz zur bösen Presse, der fiesen Justiz, seiner tätowierten Ex-Gattin und dem restlichen gemeinen Pöbel. So sieht das jedenfalls unser aller Südkurier-Lieblingsanästhesist Uli Fricker und haut gegen die Kollegen Mitbewerber so dermaßen schmissig auf die Kacke, dass die moralinsaure Keule leider schon arg und sogar gegen den Wind zu riechen beginnt.
Holla, kommt nicht der Spruch „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“ aus der von ihm so geschätzten Bibel (und dient nebenbei als mega-maue wie meistzitierte Entschuldigung für solche Simpel wie Wulff und Co)? Und wie war das noch mal mit seiner vigilanten Story über das Tanzverbot? Unter dem arg fadenscheinigen Deckmäntelchen eines unabhängigen Journalismus? Passt doch bei genauerer Betrachtung irgendwie alles so gar nicht zum heilen Weltbild des heiligen Uli. Apropos, woher kommt noch mal der Begriff scheinheilig?
Nicht alle SK-Leser leiden nun mal unter einem akuten Kurzzeitgedächtnis oder Spontanverblödung. Bin ja mal gespannt, wer als nächstes vom Südkurier in die bigotte Pfanne gehauen oder zur Abwechslung mal nicht nur sauber-, sondern reingewaschen wird. Der letzte grandios gescheiterte Versuch einer Ehrenrettung betraf bekanntlich Bruno Helmle, dessen Tochter, kurz bevor die Beweislast gegen ihren Vater und ehemaligen Konstanzer OB wie Ehrenbürger (u.a. Nutznießer von Judenenteignungen) allzu erdrückend wurde, eine ganze Seite für Geschichtsfälschung und hochnotpeinliche Lobeshymnen zur Verfügung gestellt wurde.
Oder wohin die Berichterstattung über den Prozess gegen die Thüringer Nazi-Wurst vom sogenannten NSU tendiert. Eigentlich will ich’s gar nicht wissen. Mir ist jetzt schon schlecht.
Apropos Tanzen…
Hätte ich fast vergessen. So linke Vögel wie ich sind Ostern ja Tanzen. Eiertanz sozusagen. Die anderen können ruhig beten gehen, das Wort Kontemplation googeln oder einfach wie immer in die Glotze gucken und Bier trinken, da bin ich total entspannt. Das nennt man Toleranz. Merkt Ihr was?
Rockt schon mal die Bühne: Euer
kleiner Tanzbär Minotti