„Konschtanzer Lösung“ für den Bahnhof?
Man könnte es vordergründig ein „Dokument des Schreckens“ nennen, denn die politische Absicht erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Der 236. Plan zum barrierefreien Umbau des Konstanzer Bahnhofs, den die Verwaltung für die Donnerstag-Sitzung des Technischen- und Umweltausschusses (TUA) vorlegt, ist voller Widersprüche, voller Behauptungen und voller unfertiger Anspielungen. Der Verdacht: Der Umbau bleibt auf der langen Bank
Nur so viel wird klar: Die fast 20 Millionen teure Unterführung, die als Tunnel bis zum Hafen führen sollte und für die es bereits einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderates gibt, soll in die Akten. Und in den Mülleimer gekickt sind dann auch die mehreren Hunderttausende Euronen, die für die bisherige Planung der Unterführung bereits investiert wurden.
Bahnhof kontra Centrotherm
Damit soll erreicht werden, was OB Burchardt in kleinen Gesprächsrunden schon mehrfach angedeutet hatte: Lieber nahezu 20 Millionen für den Centrotherm-Veranstaltungs-Bunker ausgeben als für eine barrierefreie Bahnhofslösung. Oder: Eher einen schicken Musentempel für wenige als einen nutzbaren Bahnhof für alle – das ist Neoliberalismus pur.
Diese neoliberale Sichtweise durchzieht die ganze kryptischen Vorlage für den TUA. Bei allen angedachten, neuen Träumen kommen immer wieder private Investoren ins Spiel, die dieses oder jenes Projekt ganz oder teilweise finanzieren könnten – was aus solchen Geldspritzen kommerzieller Interessenten wird, ist tagtäglich an der Begegnungszone vor dem Bahnhof zu besichtigen: Diese bahnbrechende Idee, das sollte nicht vergessen werden, basiert auf einer vom Gemeinderat bejubelten Geldschenkung der Lago-Investoren.
Ein Steg soll’s richten
Letzter Schrei der Stadtplaner jetzt also: Ein Steg – besser wohl: eine sieben Meter hohe Brücke – soll vom Bahnhofsvorplatz über die Gleise bis zum Hafen, ein Aufzug dann von der Brücke auf die Gleise 2 und 3 führen. Da ist natürlich Platz für eine Geschäftszeile und viele andere Ideen, die private Investoren anlocken können. Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn träumt dann auch schon, ganz im Sinne seines Chefs, von einer Kostenteilung zwischen Bahn, Stadt und Investoren. Und natürlich würde diese Lösung preiswerter als alle anderen Lösungen; allerdings, auch das kennt man, werden konkrete Kosten nicht beziffert und Realisierungen nicht terminiert.
Andere Pläne werden verworfen
Damit könnten auch andere Alternativen vom Tisch sein . Die ohnehin spinnerte Idee eines zusätzlichen Fahrstuhls an der „Seufzerbrücke“ ebenso wie die von der Bahn schon 2011 (!) angedachte Lösung zweier zusätzlicher Aufzüge an der bisherigen Unterführung. Diese „preiswerteste und einfachste Lösung“ (warum erfährt man erst jetzt, über drei Jahre später, von solchen Bahn-Plänen?) könnte, so die TUA-Vorlage der Stadtplaner, am Einspruch des Eisenbahn-Bundesamtes scheitern. Wie das städtische Bauamt zu dieser Befürchtung kommt, bleibt wie vieles in dieser Vorlage aber nebulös.
Alles das also riecht nach einer „Konschtanzer Lösung“: Man plant und diskutiert und diskutiert und plant, nichts Neues also seit 20 Jahren, und das Geld wird derweil für den Musentempel an der Reichenaustraße verbraten. Doch der „Schandfleck Konstanzer Bahnhof“ bleibt bestehen. Kümmert das wirklich niemanden im Gemeinderat?[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk