Konstanz: Online-Befragung zum Fußverkehr

Die Stadt Konstanz will neben dem Rad- auch den Fußverkehr attraktiver machen und dazu ein eigenes Handlungsprogramm auflegen. Zu diesem Thema startet jetzt eine Online-Befragung, in der BürgerInnen Schwach­punkte benennen sowie Lösungen vor­schla­gen sollen. Außerdem kann jede/r dort die Vorschläge der anderen bewerten. Im Mai – so Corona das zulässt – sollen Ergebnis und Lösungen dann in einer öffentlichen Veranstaltung präsentiert werden und eine neue Ära des Fußverkehrs einleiten.

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Wer eine autofreie Innenstadt will, muss andere Fortbewegungsformen als die in Blechkisten attraktiver machen, und dazu gibt es viele Möglichkeiten im ÖPNV, im Rad- und natürlich auch im Fußverkehr. Aber manche davon wurden über Jahrzehnte schlichtweg nicht genutzt oder gar den Autos geopfert.

Fußverkehr hat Zukunft

Sicher, Konstanz hat die zentrale Fußgängerzone für entspanntes Einkaufen, und auch der schmucke Platz vor dem Münster ist autofrei. Aber an anderen Stellen sieht es finster aus für Fußgänger: Der Bürgersteig an der Kreuzlinger Straße ist stellenweise so schmal, dass Menschen kaum aneinander vorbeikommen, und die Lage an der Konzilstraße ist für Fußgänger wie Radfahrer teils unzumutbar. An vielen Straßenkreuzungen werden Gehende außerdem ähnlich wie Radfahrende durch rechtsabbiegende Autos an Leib und Leben bedroht, weil es scheint’s nicht möglich ist, Ampeln so zu schalten, dass diese Verkehrsteilnehmer nicht alle gleichzeitig von der Kette gelassen werden, um sich nur Sekunden später an der Grabeskante treffen.

Andere Probleme sind eher dabei, sich erst am Horizont des Unwohlseins abzuzeichnen: Die E-Bikes werden immer zahlreicher, so dass die Durchschnittsgeschwindigkeit von Fahrrädern steigt. Dadurch wird es für Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, eine arge Herausforderung, an Tagen, an denen viel los ist, eine Fahrradstraße zu queren. Tendenz solcher Probleme: Absehbar steigend. Wer es ernst meint mit der autofreien (Innen-) Stadt, muss bereit sein, die jahrzehntelange einseitige Bevorzugung der Autos aufzugeben und erhebliche Flächen an Fußgänger, ÖPNV und Radfahrer umzuverteilen, so dass sich diese klimafreundlichen Verkehrsteilnehmer untereinander nicht ins Gehege kommen.

Wünsche weitergeben

Die Liste der Misshelligkeiten lässt sich unschwer verlängern, und dazu gibt es jetzt für alle, denen etwas am Herzen liegt, eine gute Gelegenheit. Die Stadt Konstanz hat nämlich nach eigenen Angaben ein Ingenieurbüro aus Kassel beauftragt, „ein Handlungsprogramm zur systematischen Förderung des Fußverkehrs zu entwickeln“. Man erkennt bei diesem Verfahren eine ähnliche Vorgehensweise wie damals bei der Entwicklung des Hapros Radverkehr: Die Planung wird an Externe vergeben und die Umsetzung später von den Konstanzer Fachmenschen erledigt, wie es heutzutage üblich zu sein scheint, wo „schlanke“ Verwaltungen immer mehr Aufträge an Externe vergeben, statt eigenen Sachverstand aufzubauen und dauerhaft zu nutzen.

Im ersten Schritt auf dem Weg zum Hapro sind jetzt alle Menschen aufgerufen, noch bis 30. April an einer Online-Befragung teilzunehmen, ihre Erfahrungen und Wünsche einzubringen und über die Vorschläge anderer abzustimmen. „Auf einem Stadtplan können konkrete Probleme eingetragen und auch beschrieben werden: Wo sind die Gehwege zu schmal, wo fehlen sichere Querungsanlagen oder werden Gehwege zugeparkt, wo gibt es Konflikte mit dem Auto- oder Radverkehr?“

Gleichzeitig können die Vorschläge anderer bewertet werden, so dass auch alle, die keine eigenen Ideen einbringen möchten, sinnvoll teilnehmen können. Die Kehrseite dieser Art von Bürgerbeteiligung ist natürlich, dass Internet-NichtnutzerInnen davon ausgeschlossen sind. Aber gerade unter diesen dürften sich etliche ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen finden, die besonders auf brauchbare Fußverkehrseinrichtungen angewiesen sind. Es ist trotzdem absehbar, dass diese Seite ähnlich gut angenommen werden wird wie der Konstanzer Mängelmelder, der im letzten Jahr immerhin 922 mal benutzt wurde.

Im Mai soll es dann eine Veranstaltung zu den Ergebnissen der Befragung und zur weiteren Planung geben – wobei aber zu bedenken ist, dass derzeit alle Zeitpläne unter einem großen Virenvorbehalt stehen.

MM/O. Pugliese (Bild: Online-Befragung im Internet, eigener Screenshot)


Die Befragung ist bis einschließlich 30. April im Internet unter www.beteiligung.info/Konstanz zu finden.