„Konstanz wär‘ so schön und nett…“

seemoz-StubeteNicht nur Eingeborene fiebern dem kommenden Samstag entgegen, denn dann präsentiert Notker Homburger seine neue Scheibe „Stubete“ livehaftig in der Zimmerbühne am Münsterplatz. Der gebürtige Konstanzer und gelernte Volkskundler ist seit rund 30 Jahren der Kopf der Band „Notty‘s Jug Serenaders“, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, „Eingeborenenmusik vom westlichen Bodensee“ am Leben zu erhalten. Hartnäckig stemmen sich die Mannen und Frauen um Homburger gegen das Vergessen von Melodien aus dem hiesigen Traditionsraum.

Das Cover hat Mister Robert Crumb persönlich gemalt. Notker sitzt im Anzug auf dem Holzstuhl, eine Dobro auf dem Schoß, schwarze feste Schuhe, und lächelt. Crumb hat ihn in der Konstanzer Altstadt besucht, hat diese Musik gehört und einfach, wie man sich unter guten Künstlern bedankt, dieses Cover geschenkt (nicht ohne ein paar Schellackplatten aus Homburgers Sammlung mit nach Hause zu nehmen).

Robert Crumb ist Künstler, Illustrator und Musiker. Crumb ist einer der bedeutendsten Künstler der Underground-Comics-Bewegung, die Mitte der 1960-er Jahre in den USA entstand. In Heften wie „Zap“ und vielen anderen Titeln schuf Crumb Comic-Figuren, die zu Ikonen des Anti-Establishments wurden. Zu den bekanntesten gehören „Fritz the Cat“ und „Mr. Natural“. Er entwarf das Frontcover für Janis Joplins Album „Cheap Thrills“, eine Anfrage der Rolling Stones hingegen lehnte er ab, denn er mochte ihre Musik nicht. Fritz the Cat war übrigens der erste Zeichentrickfilm, der nur für Erwachsene zugelassen wurde. Notker Homburger hat Crumb 2009 kennengelernt und beide stellten schnell fest, dass sie einen ähnlichen Musikgeschmack haben. Damals entstand gerade Homburgers CD „Welcome To The Saint“, das Cover dazu stammt ebenfalls aus Meister Crumbs Feder.

Notker Homburger ist so aussenseiterisch genial in seiner Musik. Spielt auf diesen alemannischen Alltagstrochäen seine Bluesgeschichten, dichtet buchstäblich sich den Ort zusammen, nimmt das Leben auf Bluesrhythmen wie auf die Hörner, oder, das nächste Lied, stellt wie eine Schale Obst das Leben auf den Tisch, jeder greift sich heraus, was ihm so gefällt. Keine Applausgeschichten. So einfach, wie sonst nur der Blues daherkommen kann, Geschichten, die sich nie leer erzählen. Alles immer frisch vom Markt, vom Mund so runtergeschaut: „ Konstanz wär so nett, wenn es keine Konstanzer hätt“.

Was ich mag: Wenn mich Kunst dazu bringt, etwas zu ändern. Ich meine, nicht das Große für immer, sondern für eine Liedzeit lang. „Stubete“ von Homburger zwingt, weil es elementar gemacht ist, zum Zuhören, zum – vielleicht die andere Zeit, die sonst beim Musikhören immer mitläuft – einmal wegzulassen, Konstanz einatmen, zuzuhören und zu begreifen.

Welcome to the Saint. Der neben dir, macht ein Lied aus dir, welch schöne Stadt.

Gerd Zahner


Notker Homburger: STUBETE mit Thomas Banholzer, Andreas Dannenmayer, Thomi Erb, Roland Fitzlaff, Martin Heizmann, Norbert Heizmann, Max Hemmersdorfer, Anna Hertz, Gela Homburger, Anita Pfeiffer. Erscheinungstermin: 30.10.2015. Vorstellung: 31.10. um 19:30 Uhr in der Zimmerbühne zu Konstanz.
Ufer Records UFR30102015-1 2-LP-Set (Vinyl) oder UFR30102015-2 CD. Und geben wird’s das dann natürlich in der Buchhandlung Homburger & Hepp.