Konstanz will’s wissen, Allensbach bleibt stur
Noch bis Ende November läuft der Fahrradklima-Test 2018 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), die nach Angaben des Veranstalters weltweit größte Umfrage zur RadlerInnen-Zufriedenheit. Jetzt wurde der Zwischenstand bekannt: Während die KonstanzerInnen recht auskunftsfreudig sind, verweigern die AllensbacherInnen stur jegliche Auskunft – bis auf eine/n. Schade eigentlich, denn diese Umfrage kann etwas bewirken, die (Über-)Lebensbedingungen der RadlerInnen zu verbessern. Also ran!
Der Fahrradklima-Test 2018 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC, die bereits achte Auflage der nach Angaben der Veranstalter weltgrößten Umfrage unter RadlerInnen, ist eine gute Gelegenheit für alle radelnden BürgerInnen, Lob und vor allem Verbesserungsvorschläge an ihre Kommune zu richten. Die Themenpalette ist denkbar breit und reicht von Abstellanlagen über Radwege bis zur fahrradfreundlichen Beschilderung. Die Teilnahme im Internet dauert etwa 10 Minuten und ist anonym.
Mehr TeilnehmerInnen in Konstanz
Natürlich steht und fällt die Aussagekraft einer solchen Umfrage mit der Zahl ihrer TeilnehmerInnen. Am Ende werden nämlich nur solche Kommunen ausgewertet, die eine bestimmte, von der Bevölkerungszahl abhängige Mindestzahl erreichen. Diese Kommunen werden dann in einem Ranking präsentiert, das nach EinwohnerInnenzahl gegliedert ist, und die Wünsche und Kommentare der Mitmachenden werden den jeweiligen Verwaltungen zugänglich gemacht.
Das hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Ein Beispiel: Konstanz braucht mindestens 50 TeilnehmerInnen, um in die Endauswertung zu kommen. Diese Zahl wurde schon jetzt deutlich übertroffen, denn hier haben bereits 352 Menschen den Fragebogen ausgefüllt. Dieses Ergebnis ist gut, denn das sind 42 Antworten auf 10.000 EinwohnerInnen, was ein landes- wie bundesweit recht hoher Wert ist. Man wird also durch die Auswertung im nächsten Frühjahr erfahren, wie es um die gefühlte Sicherheit und den Spaß am Radeln in der Konzilstadt steht und wo man in Sachen Fahrradfreundlichkeit im Vergleich zu anderen Kommunen steht.
Zum Vergleich: 2012 gab es in Konstanz insgesamt 83 TeilnehmerInnen, 2014 nur 65 und 2016 immerhin schon 174. Die Stadt am See lag in der Auswertung 2016 in der Größenklasse 50.000 bis 100.000 Einwohner auf Platz 1 in Baden-Württemberg und auf Platz 11 (von 98 ausgewerteten Kommunen) in Deutschland. Man darf auf das diesjährige Ergebnis gespannt sein, am Zwischenstand lässt sich immerhin schon ablesen, dass die TeilnehmerInnenzahlen der Vorjahre bundesweit bei weitem übertroffen werden dürften.
Doch bei der noch bis Monatsende laufenden Abstimmung ist natürlich auch in der Bodenseemetropole Luft nach oben: Biberach an der Riß kann auf immerhin schon 75 TeilnehmerInnen pro 10.000 Einwohner verweisen, in Bretten liegt die Quote doppelt so hoch wie in Konstanz, und ähnlich hoch wie in Bretten ist sie auch im beschaulichen Immenstaad. In Überlingen und Markdorf hingegen verharrt die Auskunftsbereitschaft auf Konstanzer Niveau.
100 unterm Hohentwiel
Auch in Singen entwickelt sich die Teilnahme erfreulich: Bisher konnten schon 100 TeilnehmerInnen verzeichnet werden, damit ist abzusehen, dass die Gesamtzahl der letzten Befragung, damals waren es 134 MitmacherInnen, erreicht oder übertroffen werden kann. Auf 10.000 Einwohner liegt die Hohentwiel-Kapitale derzeit bei 21 TeilnehmerInnen und damit halb so hoch wie Konstanz. Das erforderliche Quorum von 50 Antworten ist damit ebenso erreicht wie in Radolfzell, wo 117 TeilnehmerInnen schon jetzt ganz klar einen Rekord darstellen, denn bei der letzten Befragung gab es dort insgesamt nur 29 Antworten.
Lehrreich ist ein Blick in Kommunen in anderen Winkeln Deutschlands. Mit 145 TeilnehmerInnen pro 10.000 EinwohnerInnen hat das schleswig-holsteinische Auufer zwar einen Spitzenwert, bei gerade mal 136 Seelen in dieser Gemeinde gab es aber nur 1 Teilnahme, und das Quorum von 50 TeilnehmerInnen dürfte dort kaum erreichbar sein. Das mit 14.600 EinwohnerInnen recht beschauliche Reken im Münsterland kann dank bisher 198 TeilnehmerInnen auf eine Quote von 135 Auskünften auf 10.000 EinwohnerInnen verweisen, und das benachbarte Wettringen kommt gar auf 159. Getoppt wird das von Stadecken-Elsheim bei Mainz mit momentan 160 TeilnehmerInnen pro 10.000 EinwohnerInnen – vielleicht hat man dort ja in der kurzen Ausnüchterungsphase zwischen all den Weinfesten und dem Wiederbeginn des Karnevals besondere Vergnügen daran, Fragebögen im Internet auszufüllen.
Im protestantischen Hannover hingegen, wo man weder Wein noch Karneval und schon gar keine Ausnüchterungsphasen kennt, gab es bisher nur 725 Antworten, so dass es schwierig werden könnte, den Wert von 2016 mit 1159 TeilnehmerInnen wieder zu erreichen.
Allensbach schweigt
Die AllensbacherInnen als solche hingegen reagieren auf Fragen nach ihrer Zufriedenheit mit der lokalen Radverkehrsinfrastruktur mit nachhaltiger Schweigsamkeit. Nachdem die TeilnehmerInnenzahlen der letzten drei Befragungen im unteren einstelligen Bereich verharrten, gab es in diesem Jahr bisher nur eine einzige Teilnahme aus der Gemeinde, die ihre internationale Bekanntheit doch gerade der Demoskopie zu verdanken hat. Offenkundig stellt man/frau dort lieber Fragen an andere, als die Fragen anderer zu beantworten.
O. Pugliese (Text und Bild)
Teilnahme noch bis zum 30.11. 2018 unter: www.fahrradklima-test.de
In 2020 hatten sich sehr viele Allensbacher beteiligt. Ansprechpartner wäre da Rolf Wiehel, der die dortige Agendagruppe Mobilität moderiert.