Konstanzer Bürgermeister günstig abzugeben

Bürgermeister Claus Boldt, unter anderem zuständig für Soziales und Kultur, wurde 2005 für acht Jahre gewählt. Seine Gesamtbilanz könnte verheerender kaum sein. Nun die gute Nachricht: Seine Amtszeit endet im März 2013. Rund ein Jahr später dann läuft auch die von Baubürgermeister Kurt Werner ab. Jetzt schon wird in den Ratsfraktionen heftig darüber diskutiert, wie man mit diesen für die Zukunft der Stadt wichtigen Positionen umgeht

Nahezu ausgeschlossen ist, dass Claus Boldt (CDU) nochmal antritt. Wenn ja, dann wäre er voraussichtlich völlig chancenlos. Der gelernte Jurist ist jovial im persönlichen Umgang, dazu ein aufgeschlossener und zuweilen auch witziger Gesprächspartner. Doch dafür wurde er nicht gewählt. Zu lang ist die Liste seiner Missgriffe, zu offensichtlich sein Unvermögen, in kritischen Situationen rechtzeitig die Notbremse zu ziehen und Krisenmanagement zu betreiben.

Diese Unterlassungen haben die Stadt viel Geld gekostet und sie teilweise zum überregionalen Gespött gemacht. Angefangen vom Maultaschenfall bis hin zur teuren Farce um Gert Müller-Esch hat Boldt (s. Foto-Montage) eindrücklich bewiesen: Er ist diesem Amt nicht gewachsen, nicht mal im Ansatz. Auch bei den Irritationen um die vhs oder die Philharmonie hätte er im Vorfeld schnell reagieren müssen, aber er ließ es laufen. Die Luft für ihn ist nicht nur dünn geworden, wie der Südkurier schrieb, sie ist restlos verbraucht. Längst weiß er, dass sein Konstanzer Gastspiel nächstes Frühjahr zu Ende sein wird. Boldt plante schon im November 2011 seinen vorzeitigen Absprung und bewarb sich in seiner Heimatstadt Ellwangen als Bürgermeister. Doch dort wollte ihn nicht mal seine eigene Partei ins Rennen schicken und erteilte ihm eine barsche Abfuhr.

Voraussichtlich im Dezember wird die Stelle bundesweit neu ausgeschrieben, vorher wird sich noch der Haupt- und Finanzausschuss mit der Angelegenheit befassen. Man kann davon ausgehen, dass es viele BewerberInnen geben wird, die sich dem Rat präsentieren, denn gewählt wird der neue Bürgermeister oder die Bürgermeisterin nur von den StadträtInnen. Die Verantwortlichen wären gut beraten, ihr Auswahlverfahren weitestgehend öffentlich zu machen, um nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, hinter den Kulissen würde Parteienschacher betrieben. Denn bislang war es üblich, die Bürgermeisterposten an die stärksten Fraktionen zu vergeben. Da Konstanz nun einen CDU-Oberbürgermeister hat, könnten die Beigeordneten Bürgermeister von der FGL und der SPD kommen. Dort aber schweigt man sich bislang aus. Man wolle zuerst in der Fraktion diskutieren, hieß es auf Anfrage.

Kommunalpolitisch erfahrene Spitzohren wollen allerdings erfahren haben, dass die FGL noch ein Jährchen warten möchte und dann ihre Ansprüche auf die Nachfolge von Baubürgermeister Kurt Werner geltend machen will. Denn seine Amtszeit endet Anfang 2014. Und auch er hat sich während der vergangenen Jahre nicht eben mit Ruhm bekleckert. Die „Seufzerbrücke“ am Bahnhof war rund 1,5 Millionen Euro teurer als geplant; dazu seine beharrliche Weigerung, endlich den Münsterplatz begehbarer zu machen; das Fiasko um die Begegnungszone und aktuell seine Planungen für die Neugestaltung des Konzilumfelds – alles Vorhaben, die das Vertrauen in Werners gestalterisches Wirken nicht eben gefestigt haben.

Beim Thema Konzilumfeld lassen die vorgelegten Modelle nichts Gutes erwarten. Für rund eine Million Euro soll der Platz hinter dem Konzil bis zur Mole völlig neu gestaltet werden – eingeebnet und weitestgehend zubetoniert. Dabei würde es nach Auffassung einer wachsenden Schar von Kritikern völlig reichen, für einen Bruchteil der veranschlagten Summe die nötigsten Reparaturen durchzuführen. Doch wie bei anderen Projekten auch: Über allen Überlegungen wabert das kommende Konzilsjubiläum, für das man sich allerfeinstens herausputzen möchte, koste es, was es wolle. Nachhaltigkeit und verantwortungsvoller Umgang mit Steuergeldern sieht anders aus.

Autor: H.Reile