Den Resten eine Chance?

Trotz ihres Desasters bei der vergangenen Bundestagswahl herrscht zumindest bei den Konstanzer SozialdemokratInnen Aufbruch­stimmung. In den zurückliegenden zwei Jahren habe es 100 Neueintritte gegeben, erklären sie in einer Medienmitteilung über die kürzlich stattgefundene Generalversamm­lung des hiesigen Ortsvereins. Dabei wurde Lina Seitzl (28) mit 87 Prozent der anwesen­den Mitglieder erneut zur Vorsitzenden gewählt. Die sozialdemokratische Verlautbarung in prickelnden Auszügen.

Die etwa 80 Anwesenden wählten außerdem Petra Rietzler und Johannes Müske zu Stellvertretern Seitzls. Über die Finanzen wacht Klaus Röben, Schriftführer wurde Uwe Gundrum. André Böhning, Giuliana Ioannidis, Andrea Kreuziger und Marius Marquardt vervollständigen als Beisitzer den Ortsvereinsvorstand.

Die Konstanzer SPD nutze das Potential der Neuen, so Seitzl: In Neumitgliedertreffen, Stammtischen und Arbeitskreisen biete der Ortsverein zahlreiche Möglichkeiten, mitzumachen und mitzudiskutieren. Gute Aussichten hätte die Konstanzer SPD also, wenn da die Bundespolitik nicht wäre. Sie kenne die Partei und sparte daher auch nicht mit Kritik. Die SPD habe sich zu sehr mit sich selbst beschäftigt, so ihre Diagnose. Und genau das will die Konstanzer SPD unter ihrer Führung anders machen, kündigte sie als politisches Programm an. Die Vorbereitungen der Partei für die Gemeinderats- und Europawahlen im nächsten Jahr seien bereits angelaufen. Dabei stehe nicht nur die SPD in der Stadt vor der Herausforderung, sich sichtbar von ihren Mitbewerbern zu unterscheiden.

Politische Unterschiede gebe es besonders in der Wohnungspolitik, betonte Jürgen Ruff, der SPD-Fraktionschef im Gemeinderat. Mehr bezahlbaren Wohnraum gebe es nicht von alleine, betonte er, auch wenn das aktualisierte Handlungsprogramm Wohnen von einer breiten Mehrheit im Gemeinderat beschlossen wurde. Für mehr preisgünstige Sozialwohnungen müsse die Städtische Wohnungsbaugesellschaft WOBAK deutlich gestärkt werden. Anders lasse sich das Ziel, in allen neuen Baugebieten mindestens 30 Prozent Sozialwohnungen zu bauen, nicht erreichen. Wenn Ende Mai der Wasserbus auf dem Seerhein seinen Betrieb aufnehme, werde die Hartnäckigkeit der SPD belohnt. Als sie vor zehn Jahren den Vorschlag in die Diskussion einbrachte, hätten sich alle Mitbewerber über die Idee nur lustig gemacht.

MM

Das Bild zeigt den neugewählten Vorstand der Ortspartei (v. l.): Giuliana Ioannidis, Johannes Müske, Lina Seitzl, Andrea Kreuziger, Marius Marquardt, Petra Rietzler, Klaus Röben, André Böhning, Uwe Gundrum.