Konstanzer Stadtwerke schaffen Fahrrad-Mietsystem
In Konstanz soll bereits im nächsten Frühjahr ein öffentliches Mietradsystem angeboten werden. Verantwortlich dafür sind die Stadtwerke Konstanz, die per Ausschreibung nach einem Partner suchen. Das Projekt soll zunächst auf vier Jahre angelegt sein und sieht circa 15 Verleihstationen mit insgesamt 150 Fahrrädern vor.
Was in Paris aus dem Stadtbild seit langem nicht wegzudenken ist und etwa in Hamburg als „Stadtrad“ firmiert, soll jetzt auch in Konstanz eingerichtet werden: Ein öffentliches Mietradsystem. Nachdem sich das Lastenfahrradsystem TINK als Renner erwiesen hat, sollen in Zukunft auch FahrerInnen „normaler“ Fahrräder an vielen Orten der Stadt unschwer an ihr Mietrad kommen.
Anbindung ans Busnetz
Das neue Mietradsystem ist vor allem als Ergänzung zu den Bussen der Stadtwerke gedacht, deshalb fiel der Beschluss für die Ausschreibung jetzt im Aufsichtsrat der Stadtwerke, die auch einen großen Teil der Finanzierung übernehmen werden. „Ein zentraler Punkt ist die Vernetzung mit dem Roten Arnold“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Norbert Reuter. Erklärtes Ziel ist es, so den Autoverkehr zu verringern und die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Konstanz attraktiver zu machen.
„Über eine Ausschreibung soll der beste Anbieter für das Mietsystem ermittelt werden. Entscheidend ist neben dem Preis die Qualität des Systems. Als Option wird dabei auch eine Systemerweiterung mit einer größeren Anzahl an Stationen und Fahrrädern abgefragt,“ erklären die Stadtwerke. Man darf gespannt sein, für welches System sich die Stadtwerke letztlich entscheiden. Sicherlich werden auch ortsansässige private Fahrradvermieter ein waches Auge auf das letztlich aus öffentlichen Mitteln finanzierte Projekt haben.
Die Mieträder sind ein Schritt hin zu einem integrierten Verkehrskonzept, das es Nutzern ermöglichen soll, ihr Ziel mit mehreren jeweils besonders geeigneten Verkehrsmitteln zu erreichen. So könnte jemand sein Auto auf einem P+R-Parkplatz am Stadtrand abstellen, von dort aus mit dem Bus in die Stadt fahren und dann von der Bushaltestelle aus mit einem Mietfahrrad ans Kuhhorn radeln, in Stadelhofen Einkäufe erledigen oder Freunde im Musikerviertel besuchen.
Mieträder und TINK sollen getrennte Systeme bleiben
In einer Pressemitteilung heißt es: „Der Stadtbus, das schon bestehende Transportrad-Mietsystem TINK und die Fahrräder werden eng verknüpft. So sollen 150 Mieträder an insgesamt 15 Stationen ganzjährig zur Verfügung stehen, im Sommer werden es 17 Stationen sein.“ Allerdings ist derzeit nicht daran gedacht, TINK nach dem Abschluss seiner Erprobungsphase in dieses System zu integrieren und etwa gemischte Verleihstationen mit einem einheitlichen Mietverfahren einzurichten: „Es gibt seitens der Stadtwerke zum jetzigen Zeitpunkt keine Pläne, das Fahrrad-Mietsystem mit TINK zusammenzuführen. Bei TINK ist die Stadtverwaltung und nicht die Stadtwerke federführend,“ sagt Josef Siebler, Pressesprecher der Stadtwerke.
Das hört sich nicht gerade benutzerfreundlich an, denn es steht zu erwarten, dass Nutzer sich bei verschiedenen Anbietern registrieren müssen, je nachdem, ob sie ein Lasten- oder ein normales Fahrrad nutzen wollen. Auch dürfte die Technik bei beiden Systemen verschieden sein, so dass weniger technikfanatische Menschen ihre liebe Müh und Not mit gleich zwei verschiedenen Ausleihprozeduren haben.
150 Räder an Knotenpunkten
Die Stationen sind in der Nähe von Haltestellen (Bus/Seehas) geplant, zum Beispiel am Bahnhof Wollmatingen. Das System steht und fällt natürlich einerseits mit der Stationsdichte und andererseits mit der Möglichkeit, ein Fahrrad an sämtlichen Stationen zurückzugeben, nicht nur an der, an der man es ausgeliehen hat. Neben den 15 ganzjährigen Stationen soll es zwei temporäre Stationen am Eingang der Insel Mainau sowie am Hörnle geben, die nur während der besseren Jahreszeit bedient werden. Auch am Hauptbahnhof ist übrigens eine Station geplant. Auf welcher Fläche, das muss zwischen Stadtwerken und Stadt noch geklärt werden. Die Details hängen letztlich vom Ausschreibungsergebnis ab, dies gilt auch für das Thema Mainau und Hörnle.
Die Tarifgestaltung ist natürlich noch nicht klar. Allerdings wurde bereits angekündigt, dass Stadtwerke-Kunden die ersten 30 Minuten kostenfrei erhalten, so dass für sie erst ab der 31. Minute Mietgebühren anfallen.
MM/Harald Borges (das Foto zeigt Mietfahrräder aus London)