Konzert- und Kongresshaus: Die Leiche zuckt schon wieder

Knapp vier Jahre ist es her, da lehnte eine große Mehrheit der Konstanzer Bevölkerung das geplante Projekt Konzert- und Kongresshaus (KKH) auf dem Gelände Klein Venedig ab. Eine empfindliche Klatsche für den damaligen Oberbürgermeister Horst Frank, der sich zum Ende seiner Amtszeit ein Denkmal setzen wollte. Doch seit geraumer Zeit gibt es Versuche, die KKH-Idee in leicht abgeänderter Form wiederzubeleben

Bereits Anfang 2013 stand das Projekt erneut zur Diskussion. Theaterchef Christoph Nix lud Vertreter aller im Rat vertretenen Parteien und interessierte BürgerInnen in die Spiegelhalle. Dort präsentierten ArchitekturstudentInnen ihre Pläne und bei einer anschließenden Diskussion war unschwer herauszuhören, dass die Befürworter des tot geglaubten Vorhabens weiterhin davon überzeugt sind, dass Konstanz unbedingt ein KKH, mittlerweile auch Musik- oder Veranstaltungshaus genannt, benötige.

Auch Burchardt mit von der Partie

Dabei können sie sich der Unterstützung von Oberbürgermeister Uli Burchardt ziemlich sicher sein, der schon während des OB-Wahlkampfs seine Sympathien für ein Musik- oder Konzerthaus formuliert hatte. Auch auf seiner Agenda für die kommenden Jahre steht die Reinkarnation der alten KKH-Debatte ziemlich weit oben. Noch hält er sich mit öffentlichen Äußerungen zurück, die Kärrnerarbeit lässt er seit geraumer Zeit lieber andere erledigen.

Döbele und Vincentius im Focus

Zum Beispiel Edgar Kiessling, ehemaliger FDP-Stadtrat und Architekt. Ende Januar schrieb er einen Offenen Brief an Burchardt und alle StadträtInnen. Seiner Meinung nach würden sich die Areale Döbele und Vincentius bestens eignen, um dort das „Defizit im Kulturangebot durch Verwirklichung eines Musik- und Veranstaltungshauses“ abzubauen. Vor allem das Döbele hat Kiessling dabei im Visier. „Städtebaulich und verkehrsstrategisch“ sei es „für Infrastrukturmaßnahmen im Dienstleistungs- und Kulturbereich geradezu prädestiniert“.

„Leichtfertiger Wohnungsbau“

Kiessling plädiert dafür, in den städtebaulichen Ideenwettbewerb an dieser Stelle auch den Bau eines „international begehrten 4/5 Sterne City-Hotels mit Tagungsräumen und Tiefgarage in Grenznähe“ mit aufzunehmen. Was der FDP-Mann von den Plänen hält, sowohl auf dem Vincentius als auch auf dem Döbele überwiegend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, formuliert er unzweideutig: „Diese Areale (dürfen) nicht leichtfertig für Wohnungsbau vermarktet werden“. Sein Kernsatz: „Wohnen macht nur dort Sinn, wo auch Arbeitsplätze gesichert sind“. Dass es in Konstanz vor allem aber an bezahlbaren Wohnungen fehlt, interessiert den Liberalen nicht mal am Rande.

Ein Wahlkampfthema?

Bei seinen Vorschlägen hofft Kiessling auf den „guten Willen von Verwaltung und Gemeinderat“. Er regt an, im Rahmen eines Workshops, der seiner Meinung nach vom ehemaligen Hochbauamtsleiter Hannes Kumm moderiert werden sollte, das Thema erneut zur städtebaulichen Wichtigkeit zu erklären. Es wird spannend zu beobachten sein, ob im kommenden Kommunalwahlkampf die Mumie KKH erneut und mit Getöse zum Leben erwacht.

Autor: H.Reile