Konzerthaus contra Asisi-Turm

Konstanz hat ganz andere Probleme, dennoch glaubt der „Freundeskreis Philharmonie e.V.“, es sei an der Zeit, das Thema Konzerthaus wieder auf die Agenda zu setzen. In einem Schreiben an Ober­bürger­meister Burchardt und alle Gemeinde­rätInnen fordern die FreundInnen der klassischen Musik, neben dem Bodenseeforum ein Konzerthaus zu bauen. Vor allem Burchardt steht nun mit dem Rücken zur Wand.

Bei der kürzlich stattgefundenen Jahreshauptversammlung des Freundeskreises habe man, so die Mitteilung, „das Thema Standort Konzerthaus diskutiert“. Die rund 120 anwesenden Mitglieder hätten mit überwältigender Mehrheit beschlossen, folgende Resolution an die politisch Verantwortlichen zu fassen: „Die Realisierung eines `Panoramaturmes` mit Bildern des Künstlers Asisi zur Stadt Konstanz während des Konzils 1414 wird allgemein begrüßt. Allerdings muss dafür zwingend ein alternativer Standort gefunden werden, der die Zukunftsplanung des Konzerthauses neben dem Bodenseeforum nicht gefährdet“. (Unser Foto zeigt das „Panometer“ in Leipzig.)

Mag sein, dass die feinen Klänge der fernen Elbphilharmonie die Konstanzer Musikfreunde in Wallung gebracht haben. Wer für ihren sehnlichsten Wunsch finanziell gerade steht, hat sie noch nie groß interessiert. Für sie ist das Areal neben dem Bodenseeforum „die noch einzig realisierbare Möglichkeit“ für ein Konzerthaus. Erneut ist von einer „einmaligen Chance“ die Rede, „der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz und tausenden Konzertbesuchern dort einen akustisch adäquaten Saal zu ermöglichen“. In ihrem Schreiben erinnern sie Oberbürgermeister Burchardt auch an sein „Versprechen, die Planung eines Konzerthauses voran zu treiben“.


Kommentar: Man konnte darauf warten, wann der Freundeskreis unter seinem Vorsitzenden Wolfgang Müller-Fehrenbach (Stadtrat der CDU) wieder vorstellig wird. Oberbürgermeister Burchardt hat während seiner Kandidatur 2012 mehrmals erklärt, dass das Thema Konzerthaus nicht gegessen sei. Doch die Zeiten sind längst nicht mehr danach, investiert werden muss in: Schulen, Kindergärten, Bildung, Verkehr, Wohnen, Verbesserung der Pflegesituation, um nur einige wenige Punkte zu nennen. Die Konzerthausfreunde täten gut daran, ihre völlig überzogene Anspruchshaltung endlich den Realitäten anzupassen und deutlich bescheidener aufzutreten. Der Zug ist abgefahren. Ein Konzerthaus nach ihren Vorstellungen ist unter 30 Millionen Euro aufwärts kaum zu haben. Das weiß auch Burchardt und somit ist sein Werben für den ebenfalls umstrittenen Asisi-Turm neben dem Bodenseeforum sogar verständlich. Damit hätte er die wieder aufkeimende Debatte um einen Musiktempel zumindest für die kommenden zehn Jahre im Keim erstickt.

H. Reile