Konzerthaus: Florian Riem sucht Partner

Noch immer rührt sich von Seiten der Stadtverwaltung nichts. Man hat sich offenbar beim Thema Musik- oder Konzerthaus ämterübergreifendes Schweigen verordnet. Aktiv dagegen ist die Initiative „Nein zu Klein-Venedig“ (seemoz berichtete). Ebenso Florian Riem, Intendant der Philharmonie. Kürzlich debattierte er mit der Linken Liste Konstanz.

Florian Riem redete nicht lange um den heißen Brei herum. Natürlich sei er voll und ganz hinter den Plänen für ein KKH gestanden, „der Konzertsaal dort wäre ideal für uns gewesen“. Nun aber, nach der empfindlichen Niederlage beim Bürgerentscheid am 21.3., habe sich die Situation grundlegend verändert.

Im Büro der Linken Liste Konstanz (LLK) entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Die LLK hatte sich von Anfang an gegen ein KKH auf Klein-Venedig ausgesprochen, war aber nie explizit gegen ein Musik- oder Konzerthaus, wenn es denn zu finanzieren sei. Der Philharmoniechef schilderte in einem kurzen Vortrag die Probleme, die nach dem Scheitern der KKH-Pläne auf das Orchester zukommen. Vor allem das Jahr 2014 mache ihm große Sorgen: „Da das Konzil durch die Landesausstellung für uns blockiert sein wird, wissen wir nicht, wo wir in Konstanz spielen sollen“. In der Tat: Die Ausstellung wird inklusive ihrer Vor- und Nachbereitung das Konzil für rund ein Jahr belegen.

Mit den schon mehrmals in der Öffentlichkeit erwähnten Auftrittsalternativen will sich Riem nur bedingt zufrieden geben. Warum nicht in die Kreuzlinger „Dreispitzhalle“ wurde er gefragt. Da präsentiere sich das Orchester doch immer wieder. Was spricht dagegen, dort öfter aufzutreten? Die Kreuzlinger Verwaltung habe doch grünes Licht signalisiert. Jein, meinte Riem. Klar sei man dankbar für das grenzüberschreitende Angebot, doch als Dauerspielstätte eigne sich die Mehrzweckhalle nicht. Und: „Die Konstanzer gehen nicht gerne dorthin“. Als Beispiel führt er den schleppenden Kartenverkauf für ein Konzert der Klarinettistin Sabine Meyer an, die ansonsten weltweit die Hallen füllt.

Alternative Singener Stadthalle? Da tut sich Riem schwer mit einer diplomatischen Antwort Richtung Hegau. „Nichts gegen die Stadthalle, aber für klassische Konzerte ist die Akustik schlecht und darunter leidet die Atmosphäre empfindlich“.

Eine Konzerthaus-Planung in Konstanz auch an einem rechtsrheinischen Standort begrüßt Riem ausdrücklich. „Ich finde es gut, dass die Initiative Klein-Venedig Vorschläge macht“. Nun ginge es darum, die Alternativen zu sammeln und gegeneinander abzuwägen. Was ihn nachdenklich stimmt: „Für einen neuen und erfolgversprechenden Anlauf bräuchte es eine Galionsfigur, die hinter dem Projekt steht – die sehe ich aber im Moment nicht“.

Anmerkung:

Es ist dem Intendanten der Philharmonie hoch anzurechnen, dass er trotz der pulverisierten KKH-Idee nicht den Kopf  in den Sand steckt und ohne Scheuklappen seine Fühler ausstreckt, um in der Sache voran zu kommen.

Leider ist er aus dem Lager der KKH-Befürworter zur Zeit der einzige, der sich einem konstruktiven Dialog stellt. Daran sollte sich die Mehrheit seiner ehemaligen Mitstreiter ein Beispiel nehmen. Diese hatten keinerlei Skrupel, noch vor dem Bürgerentscheid rund 1,7 Millionen Euro in den Sand zu setzen. Jetzt, ziemlich genau vier Wochen nach dem KKH-Waterloo, wartet die Bevölkerung auf eindeutige Signale, vor allem aus der Stadtverwaltung.

Denn hörbarer Unmut macht sich breit. Bis zum 21.3. wurde den BürgerInnen täglich erklärt, die Stadt könne es sich leisten, rund 60 Millionen Euro für das KKH auszugeben. Und neuerdings heißt es, man müsse angesichts der prekären Finanzlage mit empfindlichen Einschnitten rechnen. Ja, was denn nun? Zu Recht fühlt sich eine Mehrheit der KonstanzerInnen  schlichtweg verarscht.

Auch Florian Riem wünscht sich, das kam bei dem Gespräch mit der LLK deutlich zum Ausdruck, dass die Verwaltungsspitze aus ihrer Versenkung auftaucht und  in einem ersten Schritt klar und nachvollziehbar die Finanzen auf den Tisch legt. Erst dann kann man beurteilen, ob das zarte Pflänzchen Konzerthaus überhaupt eine Wachstumschance hat, oder als Bonsai-Imitat weiter vor sich hin siecht.

AutorIn: H. Reile