Konziljubiläum: Pantomime für 250 000 Euro

20131204-222601.jpgSo wie es aussieht, wollen die Jubiläumsverantwortlichen partout nicht von Projekten lassen, deren tieferer Sinn unter einer dichten Nebeldecke liegt und die mit der vielfach beschworenen Nachhaltigkeit wenig oder gar nichts zu tun haben. Heute Nachmittag werden dem zuständigen Ausschuss Programmpunkte vorgelegt, die vor allem eines auszeichnet: Bemühte Zusammenhänge mit der Konstanzer Geschichte und hohe Kosten zu Lasten der Steuerzahler

Noch vor knapp zwei Jahren träumte man davon, während des gesamten Konziljubiläums (2014-2018) einen mittelalterlichen Handwerkermarkt auf dem Stefansplatz anzubieten. Der unausgegorene Plan wurde dann aber auf Eis gelegt. Die Alternative, zusammengestaucht auf vier Tage, kommt nun unter anderem Namen daher: Geplant ist im Frühjahr 2014 eine „Woche des Handwerks“.

Besuchern soll die Möglichkeit geboten werden, sich „mit aktuellen Handwerkstechniken sowie jahrhundertealten Traditionen auseinander zu setzen“. Auf der Stadtgartenmole möchte man eine „marktähnliche Situtation“ schaffen, die einen „Einblick in die Vielfältigkeit des hiesigen Handwerks“ verspricht. Wie das in lediglich vier Tagen eine Art Breitenwirkung erzielen soll, fragen sich viele verwundert. Noch mehr fragen sich, ob die dafür vorgesehenen Kosten von 83 000 Euro – aufgeteilt zwischen Handwerkskammer und der Stadt Konstanz – gerechtfertigt sind.

Verwunderung auch darüber, dass zur gleichen Zeit am Augustinerplatz ebenfalls ein Handwerkermarkt stattfindet. Da drängt sich doch der Verdacht auf, dass es sich bei der „Woche des Handwerks“, ausgestattet mit Mittelalterbezug, um eine zusätzliche PR-Veranstaltung für die Handwerkskammer handelt, die sie sich mit 41 500 Euro aus dem Stadtsäckel finanzieren lassen möchte. Was natürlich keinesfalls fehlen darf: Die Handwerkerwoche wird „abgerundet von einem Handwerkergottesdienst“. Die geistliche Erbauung wird uns spätestens ab Mai 2014 bei fast jeder Jubiläumsveranstaltung angeboten wie sauer Bier.

Ebenfalls festgehalten seit langer Zeit wird an dem Videoprojekt „Your eyes on me“. Über mehrere innerstädtische Leinwände möchte man sich live und gut einen Monat rund um die Uhr mit den fünf Konstanzer Partnerstädten verbinden. Wer bisher davon ausgegangen ist, man könne nicht nur sein Gesicht in eine der installierten Kameras halten und völkerverbindend grimassieren, sondern auch verbale Botschaften absondern, wird enttäuscht sein. Das Projekt taugt lediglich für Pantomime. Und die wird teuer, denn die Gesamtkosten belaufen sich auf 250 000 Euro.

Immerhin: Die Möglichkeit, über fantasievoll gestaltete Plakate oder Transparente Grüße in die jeweiligen Partnerstädte zu schicken, bleibt wohl erhalten. Anfangs hatte noch der baden-württembergische Datenschützer Kritik an der Videoidee geübt. Die Vorbehalte seien nun ausgeräumt, hieß es unlängst von Seiten der Jubiläumsplaner. Konkretes gibt auch die dürre Vorlage für die heutige Betriebsausschuss-Sitzung nicht her. Der „Sachstand“ werde mündlich mitgeteilt. Man scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein und hofft wohl, dass der Ausschuss alles abnickt, was ihm von Seiten der Programmgestalter vor die Füße geworfen wird. Es wäre ja nicht das erste Mal.

Autor: H.Reile