Kooperation EADS-Schulen: Widerstand regt sich
Leserbriefe in Zeitungen und Internet-Journalen, Diskussionen in Lehrer-Kollegien, jetzt auch nachdenkliche Eltern-Briefe: Der Widerstand gegen die ach so harmlose Kooperationsvereinbarung zwischen dem Rüstungskonzern EADS aus Friedrichshafen und vier Gymnasien der Bodenseeregion formiert sich. Gemeinsamer Tenor: Waren die Schulrektoren zu naiv?
Der kritische Bericht erschien auf seemoz am 29.7. Anders als in der übrigen Presse des Bodenseeraums gab er nicht die beschönigende Pressemitteilung des Konzerns wider, sondern informierte über die Rüstungsaktivitäten der EADS und über erste Proteste der Friedensbewegung gegen diese „Bildungspartnerschaft“.
Die Kritik zeigt Wirkung: Nach seemoz-Informationen gab es vor und nach der Vertragsunterzeichnung in zumindest zwei der vier betroffenen Gymnasien kontroverse Diskussionen in der Lehrerschaft. Etliche Studienräte fragten ihre Rektoren, ob sie überhaupt wüssten, was EADS produziert und wohin diese Waffen exportiert werden. Die Rektoren-Reaktion lässt den Verdacht aufkommen, dass Schulleitungen und Schulverwaltungen sich mit dieser Problematik höchstens oberflächlich beschäftigt haben.
Auch Eltern melden sich zu Wort. In ihren Briefen – verschiedene liegen der seemoz-Redaktion vor – fragen sie, ob solche Waffenexporte, wenn schon legal, so auch ethisch vertretbar sind. Und sie appellieren an die Schulleitungen, mit Schülern und Eltern diese „Bildungspartnerschaft“ zu beraten, in jedem Fall nochmals zu überdenken und womöglich zu korrigieren. Auch hier wird der Verdacht angedeutet, dass sich die Schulleitungen reichlich naiv auf die Partnerschaft mit der Rüstungsindustrie eingelassen haben könnten.
Deutlicher werden Leser in ihren Kommentaren und Leserbriefen. Da wird an die unheilvolle Vergangenheit von Friedrichshafen als Rüstungsstandort erinnert und an die furchtbaren Folgen der Bombenangriffe im 2. Weltkrieg; es wird die christliche Verpflichtung zum Gewaltverzicht angemahnt sowie die Rolle Deutschlands als weltweit drittgrößter Waffenexporteur hinterfragt. Und nicht nur einmal wird die Frage gestellt, ob die SchülerInnen dieser Gymnasien noch unvoreingenommen Fragen von Krieg und Frieden diskutieren können, wenn sie doch vom Geldsegen des EADS-Konzerns profitieren.
Allen Kritikern ist klar, dass während der Sommerferien dieses Thema nicht näher problematisiert werden kann. Aber im Frühherbst soll die „Bildungspartnerschaft“ – auch das versichern die Opponenten – nochmals in Lehrer-, Schüler- und Elternschaft umfassend diskutiert werden. seemoz jedenfalls ist dabei.
Autor: hpk