Krankenhaus-Chef Ott: Mit Tempo in die nächste Pleite?

20120528-230943.jpgEs geht einmal mehr um Claus Boldt und Rainer Ott, das Duo infernale des Konstanzer Krankenhauses. Aber es geht auch um Rechtsanwalt Endemann, der drauf und dran ist, nach dem Müller-Esch-Verfahren auch einen zweiten Arbeitsrechtsfall im Namen der Stadt in den Sand zu setzen. Mit womöglich ähnlich desaströser Rechnungslegung. Aber es geht auch um die Frage, ob Klinikchef Ott dem Gemeinderat die Wahrheit gesagt hat

seemoz-LeserInnen erinnern sich: Auf der letzten Gemeinderatssitzung wurde heftig darüber gestritten, ob das Honorar des Arbeitgeber-Anwalts, eben jenes Dr. Harald Endemann aus der Münchener Kanzlei Seufert, angemessen gewesen sei. Immerhin forderte Endemann für seinen Rechtsbeistand im Müller-Esch-Verfahren mit 173 000 Euro fast das Dreifache wie der Anwalt der Gegenseite. Und verlor das peinliche Verfahren in allen Punkten und mit Pauken und Trompeten. Nach Willen der Gemeinderatsmehrheit wird die Berechtigung dieser Honorarforderung nun von der Rechtsanwaltskammer geprüft.

Wieder lagen Boldt, Ott und Endemann falsch

Während der Diskussion im Stadtparlament kam auch zur Sprache, dass Klinikum-Anwalt Endemann die Spitalstiftung noch in einem anderen Arbeitsgerichtsverfahren vertritt. Trotz der Rückfragen der Stadträte Holger Reile (LLK) und Eberhard Roth (UFG) blieben Ott und Boldt eine Antwort dazu schuldig. Dabei muss man wissen: Dieser Prozess war zum Zeitpunkt der Gemeinderatssitzung bereits für die Stadt verloren: Sieben Tage vorher, am 15. Mai, hatte die Arbeitsgerichtskammer Radolfzell schon zugunsten von Dr. Monika Buschmann entschieden. Und auch zu diesem Verfahren gab es schon vorab Anfragen von Reile und Roth, später auch von der FWG. Warum hat Rainer Ott das verschwiegen?

Geht es doch auch in diesem Verfahren um einen von vornherein aussichtslosen Rechtsstreit für die Spitalstiftung. Nur Geschäftsführer Ott und Anwalt Endemann sahen das anders. Und wieder falsch. Da fragt man: Was kostet es, dem Gemeinderat nicht die Wahrheit zu sagen?

Nach Meinung von Beobachtern hat Dr. Endemann auch in dieser Verhandlung vor der Arbeitsgerichtskammer Radolfzell eine arrogant bis peinliche Vorstellung abgeliefert. Und das Prozessrisiko schon vorab falsch eingeschätzt. Denn es ging um vom Arbeitgeber einbehaltene Sozialabgaben – schon immer ein von Arbeitsgerichten scharf geahndeter Rechtsbruch.

Die Rambo-Methoden des Rainer Ott

Dr. Monika Buschmann hatte ihre Privatpraxis verkauft und war wie viele andere Kollegen in das MVZ des Klinikums Konstanz eingetreten. Das Medizinische Versorgungszentrum im Facharztzentrum umfasst fünf Facharztpraxen. Betreiber der Praxen ist die Spitalstiftung Konstanz, rechtlich ist das MVZ ein Eigenbetrieb. Das Personal ist angestellt bei der Spitalstiftung Konstanz, die ehemals selbstständigen Ärzte also werden Angestellte. Und deren Sozialabgaben müssen zumindest anteilig vom neuen Arbeitgeber bezahlt werden. Geschäftsführer Ott sah das anders und verweigerte in seiner Abrechnung für Monika Buschmann die Zahlung der Arbeitgeber-Anteile der Sozialversicherungsbeiträge, die jedoch vertraglich zugesichert und rechtlich offensichtlich unstrittig war.

Solchen Rambo-Methoden erteilte die Arbeitsgerichtskammer Radolfzell wie immer eine Absage – in erster Instanz bekam die klagende Arbeitnehmerin recht. Und der nach Gutsherrenart agierende Klinik-Chef Ott und sein wieder einmal erfolgloser Rechtsbeistand Endemann einmal mehr nicht. Noch ist der Rechtsstreit allerdings nicht entschieden – den „Rechtsexperten“ Boldt, Ott und Endemann bleibt immer noch die Revision in nächster Instanz.

Was treibt den Gemeinderat?

Neben der rechtlichen Würdigung dieses überflüssigen Verfahrens bleibt die politische Wertung: Was treibt Rainer Ott zu solchen kosten treibenden Prozessen? Warum deckt Bürgermeister Boldt solche Rambo-Methoden? Wie kann es ein Klinikgeschäftsführer in nur zwei Jahren Amtszeit bei solcher Überheblichkeit zu solcher Unbeliebtheit – um es vorsichtig zu sagen – schaffen? Und was treibt eine Mehrheit im Gemeinderat, einen solchen Geschäftsführer weiter zu stützen? Ja, ihm noch die Geschäftsführung der neuen Klinik-GmbH anzuvertrauen?

Wie es scheint, bedarf es nicht nur eines neuen Oberbürgermeisters, sondern auch eines in Teilen neuen Gemeinderats. Man wird sich das Abstimmungsverhalten der einzelnen StadträtInnen auch ohne Livestream-Übertragung merken können. seemoz zumindest wird helfen. Namentlich. Denn unser Archiv hat ein gutes Gedächtnis.

Autor: hpk

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