Kressbronner Wirtschaftskrimi: Kommt Dittmann vor Gericht?

20111020-000524.jpgNoch ein Nackenschlag für Robert Dittmann: Der Ex-Besitzer der Bodan-Werft in Kressbronn darf sich seine Träume von einer Luxus-Bebauung auf dem Areal der abgewickelten Werft wohl abschminken. Denn jetzt hat die Staatsanwaltschaft Ravensburg gegen ihn ein Verfahren wegen Insolvenzverschleppung und weiterer Bankrottdelikte eingeleitet. Womöglich steht der verhinderte Hotelier schon bald vor Gericht.

Robert Dittmann allerdings sieht den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen sich und sein Unternehmen mit Gelassenheit entgegen. Es handle sich um einen regulären Vorgang im Zuge der Insolvenz, der in seinem Haus professionell behandelt werde, teilte der Noch-Geschäftsführer gestern frohgemut mit. Solcher Optimismus ist verständlich, dann bisher hat Dittmann den Bürgermeister und den Gemeinderat seiner Heimatgemeinde bedenkenlos für seine Ziele einspannen können (seemoz berichtete mehrfach).

Doch Staatsanwalt Karl-Josef Diehl aus Ravensburg ist da nicht so blauäugig. Es hätten sich Verdachtsmomente ergeben, die ein Ermittlungsverfahren nach sich ziehen, so Diehl. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen Insolvenzverschleppung und anderer Bankrottdelikte gegen Dittmann.

Für die traditionsreiche Bodan-Werft in Kressbronn war im März Insolvenz angemeldet worden; 60 Beschäftigte verloren ihre Arbeitsplätze. Der Gemeinderat hatte bereits einem Abriss der Werftgebäude zugestimmt, doch dann kam ein Stoppsignal des Regierungspräsidiums, das zumindest Teile der Werft unter Denkmalschutz stellte. Die ursprünglichen Planungen des Werft-Inhabers Robert Dittmann sahen vor, auf dem 40.000 Quadratmeter großen Grundstück am Bodenseeufer eine Freizeitanlage mit 180 Wohnungen, Geschäften, einem Hotel und einem Jachthafen zu bauen.

Auch Max Schuh, Mitglied in der Kressbronner Bürgerarbeitsgruppe Bodanwerftgelände, kann Dittmanns Sorglosigkeit nicht teilen. Er gibt zu Protokoll: „Es gibt keinen Bebauungsplan und schon gar keinen vom Gemeinderat verabschiedeten Bebauungsplan. Es gibt nur Entwürfe für einen Bebauungsplan. Und solange dies so ist, sehen viele Kressbronner Bürger noch Chancen, die Dinge zum Guten hin zu verändern. Auch der Vorgang um den Denkmalschutz gibt allen eine Verschnaufpause zum Nachdenken und schiebt der hektischen Eile von Investor und Bürgermeister einen Riegel vor“.

Schließlich dürfte sich auch Lilo Rademacher, 1. Bevollmächtigte der IG Metall in Friedrichshafen, bestätigt sehen. Sie, die erst im Juli die Staatsanwaltschaft aufgefordert hatte, in Sachen: Dittmann aktiv zu werden, fühlt sich und die Gewerkschaft, die Arbeitnehmer und den Betriebsrat nicht zum ersten Mal von Dittmann hintergangen. Der Kressbronner Wirtschaftskrimi geht also in eine neue Runde. Womöglich endet er erst vor den Schranken des Gerichts.

Autor: hpk

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