Lärm macht uns krank
Am Mittwoch wurde – leider ist das kein Witz! – zum 26. Mal der „Tag gegen Lärm – International Noise Awareness Day“ begangen. Aus diesem Anlass hat die Lärmschutz-Initiative Konstanz eine Petition gegen den Verkehrslärm gestartet. In der Schweiz ist man schon einen Schritt weiter: Dort wurde dem Bundesrat eine Petition „Stopp den Lärmposern“ übergeben, an der sich die KonstanzerInnen ein Beispiel genommen haben, und die in unserem kleinen Nachbarland immerhin 17.000 Unterschriften gefunden hat.
Der „Tag gegen Lärm – International Noise Awareness Day“ wurde (nach dessen eigenen Angaben) im Jahr 1996 vom Center for Hearing and Communication (CHC) in New York ins Leben gerufen, einer Nonprofit-Organisation, die sich seit 1910 der Gehörkrankheiten annimmt. Ziel dieses Tages ist es, die schädlichen Auswirkungen des Lärms auf Gehör, Gesundheit und die Lebensqualität ganz allgemein ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Gleichzeitig ist 2021 das „International Year of Sound“, in dem die Bedeutung von (erwünschten wie unerwünschten) Geräuschen für unser Leben besser verstanden werden soll.
Lärm als Kavaliersdelikt
In der Tat, das Spektrum, in dem uns Klänge auf die eine oder andere Weise begegnen, ist imposant: Vom Gebrumm der lustigen Hummel bis zum Gebrüll des profitgeilen Chefs, vom Brunftschrei des Auerhahnes bis zum röhrenden Vulkanausbruch, vom sanften Rauschen der Brandung bis zum hellen Hämmern des Sargtischlers, der einem gerade den letzten Rock anpasst, reicht das Spektrum zwischen Ton und Lärm – und ohne das gesprochene Wort ist menschliches Leben ohnehin kaum denkbar. Aber es gibt auch den Zivilisationslärm, der Menschen in Stadt wie Land verzweifeln lässt, zumal Lärm anders als andere „giftige“ Emissionen zumeist noch als Kavaliersdelikt behandelt und kaum bekämpft wird: Der Laubbläser, das Flugzeug, die Volksfeste – es scheint geradezu ein Recht darauf zu geben, öffentlich Lärm zu machen, was das Zeug hält. Wenn jemand aus der Nachbarschaft seinen Müll in Ihr Schlafzimmer schmeißt, wird die Ordnungsmacht ihm gehörig einen husten, aber wenn derselbe Ihren Mittagsschlaf rüde mit seinem Rasenmäher beendet, interessiert das keine Sau.
Die Lärmschutz-Initiative Konstanz hat den „Tag gegen Lärm“ zum Anlass genommen, eine bundesweite Online-Petition zu starten, die sich nach dem schweizerischen Vorbild gegen die übelsten Auswüchse des Verkehrslärms richtet. Man mag sich vielleicht fragen, ob eine Petition mit einem auf derart wenige Lärmquellen beschränkten Ziel angesichts der viele Menschen umgebenden universalen Lärmhölle am Arbeitsplatz und anderswo nicht zu kurz gesprungen ist, aber ein Anfang im Kampf gegen den Verkehrslärm und für das Menschenrecht auf Ruhe ist sie allemal.
Hier folgt der Petitionstext, Sie finden weiter unten einen Link auf die Seite, auf der Sie die Petition unterschreiben können.
Petition
„Die Bevölkerung hat das laute Gedröhne von Motorrädern, schweren SUVs und Sportwagen satt. Es sind zu viele davon unterwegs. Viele schwere Motorräder werden mit speziellen Auspuffklappen verkauft, und viele SUVs und Sportwagen haben darüber hinaus elektronische „Klang“-Verstärker.
Die UnterzeichnerInnen dieser Petition ersuchen deshalb den Gesetzgeber:
– rechtzeitig Normen für die in Entwicklung begriffenen Lärmblitzer bereitzustellen, damit die Polizei diese bald einsetzen und Lärmexzesse sanktionieren kann.
– eine für alle LenkerInnen von Personenfahrzeugen in Deutschland zwingende Obergrenze für Lärmemissionen von 81 Dezibel [dB(A)] sowie ein Verbot von Knattertönen zu erlassen und Überschreitungen entsprechend zu sanktionieren.
Begründung
Übermäßiger Lärm und hohe Lärmspitzen machen bekanntlich krank, insbesondere in der Nachtphase, wenn man aus dem Schlaf gerissen wird. Die Kosten für die Behandlung der an Lärm Erkrankten tragen wir alle.
Rücksichtnahme durch Vermeidung unnötigen Lärms ist angesagt. Das Fahren im sportlichen Modus – mit geöffneten Auspuffklappen und/oder elektronischen Soundverstärkern – ist in Deutschland zu verbieten. Wer sich nicht daran hält, soll sanktioniert und im Wiederholungsfall mit Führerscheinentzug bestraft werden können.
Wir fordern, dass Lärmblitzer schnellstmöglich getestet und eingesetzt werden.
Wir nehmen die Verkehrsverbände, die Fahrzeugindustrie und die sportlichen LenkerInnen beim Wort, wenn sie sagen, man könne mit einem Sportwagen oder einem schweren Motorrad „anständig“ fahren. Darum sollen „Unverbesserlichen“ bestraft und aus dem Verkehr gezogen werden können.“
Soweit die Petition. Zum Unterschreiben geht es hier.
Informationen zur Lärmschutz-Initiative Konstanz finden Sie hier.
Informationen (auf Englisch) über den „Tag gegen Lärm“ gibt es hier.
Informationen zur schweizerischen Petition finden Sie hier.
Text: MM/red (Symbolbild „Kind beim Autorennen“ von Peter Poogle auf Pixabay)
Um Lärm der krank Macht erleiden zu müssen, braucht man nicht an einer befahrenen Straße wohnen. Da reicht es vollkommen Anwohner am Seerhein zu sein. Die Ballermann-Saufköpfe erzeugen vor unseren Häusern Lautstärken von über 70 Dezibel abends und in der Nacht; das wurde durch Messungen im Rahmen eines aufwendigen Lärmgutachten festgestellt (auch tagsüber sind die empfohlenen Grenzwerte durch Anwesende weit überschritten worden). Besonders unangenehm sind die zusätzlichen Musikboxen, die in Summe eine Art Basis-Klangwolke erzeugen.
Deshalb: Es soll sich jeder erst mal selbst prüfen mit wieviel Lärm er/sie täglich auf benachbarte Mitmenschen losgeht und zumutet, bevor zur Gewissensberuhigung nach Gutmensch-Manier Petitionen gegen Verkehrslärm produziert werden. Lärm ist nun mal Lärm – egal von welcher Quelle erzeugt.
Ich möchte nicht falsch interpretiert werden, Verkehrslärm wie auf der „neuen“ Rheinbrücke höre und empfinde ich genauso unangenehm. Es scheinen dort recht häufig illegale Autorennen in der Nacht stattzufinden; so hört es sich jedenfalls an, das Problem wird aber offensichtlich nicht wirklich angegangen/behoben, trotz Blitzer.