Laufend Flüchtlingen helfen
Flüchtlingen in der Bodensee-Region helfen mit einer ungewöhnlichen Aktion: Die Barfuß-Umrundung des Bodensees von den Studentinnen Fenja Dittrich und Julia Mendrok (seemoz berichtete). Nach 15 Tagen traf das Barfuß-Duo wieder in Radolfzell, dem Startpunkt, ein. Die Flüchtlingsinitiative dient der Unterstützung der Flüchtlingsarbeit von zwei Organisationen in Radolfzell und Lindau. seemoz interviewte die beiden zu ihren Erfahrungen und Erlebnissen bei ihrem Projekt „Barfuß um den Bodensee“:
Hattet ihr bestimmte Erwartungen vor eurem Projekt und wenn ja, wurden diese am Ende erfüllt?
Julia: Bevor die Idee in die Tat umgesetzt war, hatte ich immer mal wieder das Bedürfnis, lange wandern oder pilgern zu gehen. Problem an der Sache war nur, dass ich nicht besonders gläubig bin. Also was tun? Barfuß um den Bodensee laufen! Somit habe ich mir damit wohl einen kleinen Traum erfüllt.
Fenja: Mich hatte während der letzten Monate immer wieder die Abenteuerlust gepackt. Raus aus dem Alltag, eine neue, außergewöhnliche Erfahrung machen und nebenbei etwas bewirken, das mehr Menschen nutzt als mir allein. Das Abenteuer war auf jeden Fall vorhanden, und ich hoffe, dass wir mit den gesammelten Spenden vielleicht auch unseren Begegnungen tatsächlich „von Nutzen“ sein konnten.
Welche Erfahrungen und besonderen Momente habt ihr auf eurem Barfußlauf mit anderen Menschen erlebt oder was wird euch immer in Erinnerung bleiben?
Julia: Ich glaube dreiviertel der Wanderung hatten wir schon hinter uns. Schweizer Seeseite, Schritt für Schritt in brütender Hitze und mit schmerzenden Füßen. Der Himmel wurde dunkler und es blitzte vor uns am Himmel. Der See auf der rechten Seite schlug zudem hohe Wellen. Von einem Hang herunter mit dunklen Wolken und Blitzen ertönte ein Chor. Wir rannten dem „Weltuntergang“ entgegen, mit Chorgesang im Hintergrund. Das war episch.
Fenja: Es gab viele besondere Momente. Viele, die uns bewusst oder unbewusst weitergeholfen haben, den richtigen Weg gezeigt oder uns motiviert haben. Mich persönlich hat die Wanderung gelehrt, wie Herausforderungen, die anfangs noch kaum zu bewältigend erschienen, Stück für Stück und gemeinsam gemeistert werden können.
Seid ihr auf eurem Barfußlauf Flüchtlingen begegnet und konntet mit ihnen über ihre Lebenssituation sprechen?
Fenja: Leider haben sich solche Gespräche nicht ergeben, aber das lässt sich ja noch nachholen. In fast jeder Stadt gibt es Organisationen oder Gemeinschaften, die geflüchtete Menschen unterstützen. Das Bedürfnis dazu haben wir, denn all die unterschiedlichen Medienstimmen sind so verwirrend. Es erscheint kaum möglich, sich eine Meinung zu bilden, ohne selbst mit den betroffenen Menschen gesprochen und deren Geschichten gehört zu haben.
Wie haben die Leute auf euer Vorhaben reagiert?
Julia: Die Reaktionen zu unserer Aktion waren durchweg gut. Teilweise kamen die Leute durch unser Schild mit der Aufschrift „Barfuß um den Bodensee“ auf uns zu und es kamen Gespräche zustande.
Wie viele Menschen haben euch denn auf eurem Barfußlauf begleitet?
Fenja: Das war immer unterschiedlich. Manchmal waren es wenige Schritte, die die Menschen mit uns gelaufen sind oder auch mehrere Tage.
Die Spendenbeiträge sind für zwei verschiedene Organisationen für die Flüchtlingsarbeit bestimmt. Steht inzwischen eine konkrete Spendensumme fest?
Fenja: Unterwegs kam in unserer Spendendose etwa 200 € zusammen und durch Sponsoring von „Solerunner“ 150 €. Das sind die Spenden, von denen wir wissen. Die restlichen Spendengelder wurden direkt an die jeweilige Organisation gespendet.
Ihr habt auch Grenzen überschritten und wart auf der deutschen, schweizerischen und österreichischen Seeseite unterwegs. Gab es dort Unterschiede festzustellen hinsichtlich der Wege, auf denen ihr gelaufen seid oder auch Unterstützung und Interesse von den Menschen?
Julia: Von den Wegen her, würde ich sagen, gab es keine Unterschiede. Bei den Menschen hingegen auf jeden Fall. Während die Deutschen sagen „Tolle und super Aktion, und dann mal guten Weiterweg…“ sagen das die Schweizer ebenfalls. Sie spenden aber gleich mal noch 20 Franken. Besonders freundlich waren die Leute, bei denen wir übernachtet haben. An dieser Stelle vielen Dank nochmal an alle!
Ein Fazit: Würdet ihr die Bodenseeumrundung nochmal machen oder was würdet ihr vielleicht anders machen bzw. habt ihr Tipps für andere, die ebenfalls einen Barfußlauf starten wollen?
Julia: Vielleicht nicht auf die gleiche Art und Weise. Nur mit festen Übernachtungsplätzen an jedem Ort und mehr Etappen. Vielleicht auch mal einen Ruhetag dazwischen. Auf diese Weise vielleicht ja.
„Barfuß um den Bodensee“ kristallisiert sich als besondere Flüchtlingshilfe unter einer Vielzahl von Möglichkeiten heraus, wie man einen Beitrag zur Integration von Flüchtlingen im Bodenseeraum leisten kann. Eine Fortsetzung ist derzeit nicht geplant, aber die einmalige Benefizaktion zeigt, dass man auf verschiedene Art und Weise tatkräftig helfen kann. Fenja Dittrich und Julia Mendrok freuen sich über jeden individuellen Spendenbetrag für die beiden Organisationen:
Spenden für exilio e.V.:
Bodenseebank Lindau, Kennwort „Barfuss um den Bodensee“
IBAN: DE07733698210000400700
BIC: GENODEF1LBB (Lindau (Bodensee))
Spenden für die Flüchtlingsarbeit Diakonie:
Sparkasse Singen-Radolfzell
Kennwort: „Barfuss um den Bodensee“
IBAN: DE56692500350004997813
BIC: SOLADES1SNG
Julia Leiber