Lechts und Rinks friedlich vereint

seemoz-Hiß-PetrovitzSeit rund einem Jahr existiert im Friedrichshafener Gemeinderat die Fraktionsgemeinschaft ÖDP/Die Linke. Deren Vorsitzende Sylvia Hiß-Petrowitz hat unlängst auf ihrer Facebook-Seite rassistische und rechtslastige Propaganda weitergeteilt. Doch ihren linken Fraktionskollegen Josef Mayer ficht das nicht weiter an. Das wiederum stößt bei vielen Linken rund um den See auf Unverständnis und harsche Kritik.

Ist die Friedrichshafener Gemeinderätin Hiß-Petrowitz nur dämlich oder hat sie als Vertreterin der wertkonservativen ÖDP (Ökologisch Demokratische Partei) ihre völkischen Wurzeln (wieder)entdeckt? Die Frage muss erlaubt sein, denn Hiß-Petrowitz (s. Foto) teilte auf ihrer Facebook-Seite den Beitrag der ultrarechten Gruppierung „Aufwachen Deutschland“. An deren Text hatte sie nichts auszusetzen: „Unser Land, unsere Sitten, unsere Kultur, unsere Heimat, unsere Bräuche, unsere Gesetze. Wem das nicht passt, dem wünschen wir eine gute Rückreise in seine Heimat“. Doch damit nicht genug: Hiß-Petrowitz ließ es sich nicht nehmen, die braune Suppe, eingerahmt von Deutschlandflaggen und Reichsadlern, auch noch wohlwollend zu kommentieren: „So ist es! Ohne Wenn und Aber“. Tagelang einzusehen auf ihrer Facebook-Seite.

Daraufhin rauschte es deutlich im regionalen Blätterwald und Hiß-Petrowitz kam unter Zugzwang. Es wurde eng und sie löschte den Eintrag. Dem Südkurier erklärte sie auf Anfrage sinngemäß, sie habe keineswegs rechtes Gedankengut verbreiten wollen, es habe sich um ein Versehen gehandelt und sie entschuldige sich dafür. Fügte aber laut Südkurier noch trotzig an: „Wer bei uns im Land ist, sollte akzeptieren, wie es bei uns zugeht“ und auch bereit sein, „die deutsche Kultur zu akzeptieren“. Eine Art verschlimmbesserter Rückzug vom Rückzug.

Ihr linker Fraktionskollege Josef Mayer antwortete auf seemoz-Nachfrage: „Frau Hiß-Petrowitz kenne ich nun schon seit über 30 Jahren. Glauben Sie wirklich, dass ich mit ihr eine Fraktionsgemeinschaft eingegangen wäre, wenn ich das, was ihr mit ihrem missglückten Eintrag zugetraut wird, nicht anders beurteilen könnte?“ Will heißen: Mayer möchte weiterhin an der Zusammenarbeit mit der ÖDP-Frau festhalten.

Gespräche „über den Vorfall“, so Mayer, würden innerhalb seiner Partei morgen geführt. Daran teilnehmen würde auch Annette Groth, Friedrichshafener Bundestagsabgeordnete der Linken. Aus dem Kreisverband der Linken in Konstanz hört man eher schärfere Töne: „So was geht gar nicht“ und diese Aktion von Hiß-Petrowitz müsse dazu führen, die Fraktionsgemeinschaft ÖDP/Linke „ernsthaft zu überdenken“.

H. Reile