Lenk-Posse: Zieht OB Frank die Notbremse?
Das war abzusehen: Überregionale Medien sind im Anmarsch, um die Peinlichkeit rund um die Lenk-Statue genüsslich auszuschlachten. Touristik-Chef Norbert Henneberger will immer noch nicht sagen, warum er die Figur nun nicht mehr haben will. Mischt sich der Konstanzer Oberbürgermeister ein und bemüht sich um Schadensbegrenzung?
Auch auf erneute Anfrage der Linken Liste Konstanz (LLK) – seemoz berichtete mehrmals – gibt es keine nachvollziehbare Erklärung dafür, warum die Lenk-Statue aus dem Konstanzer Bahnhofsgebäude verschwinden soll. Nach einer außerordentlichen Sitzung des TIK-Aufsichtsrates wurde diese Entscheidung mittels einer holprigen Pressemitteilung der Öffentlichkeit mitgeteilt. Über die Besetzung des klandestinen Kulturzirkels und den weiteren Verlauf dieses Treffens gibt Henneberger bis heute nichts preis. „Geheim“ sei das alles gewesen, mehr war bislang von ihm nicht zu hören.
seemoz hat sich in der Stadt schlau gemacht und kann zur Aufklärung der Verschlußsache beitragen. Beantragt hat die außerordentliche Sitzung CDU-Stadtrat Heinrich Fuchs, einberufen hat sie dann Oberbürgermeister Horst Frank. Teilgenommen haben die Aufsichtsratsmitglieder Anselm Venedey (FWG), der bereits erwähnte Heinrich Fuchs (CDU) und OB Frank als Vorsitzender des Aufsichtsrates der TIK. Mit dabei am Tisch war auch Edeka-Chef Norbert Baur, dazu ein Vertreter des Konstanzer Wirtekreises und vom Steigenberger-Hotel. Die übrigen Aufsichtsratsmitglieder Charlotte Dreßen (FGL), Brigitte Leipold (SPD) und Tatjana Wolf (FDP) fehlten.
Debattiert über den Verbleib der Lenk-Statue wurde angeblich nicht. Abgesegnet hat man aber dann die offensichtlich vorbereitete Erklärung Hennebergers, die Lenk-Figur wieder entfernen zu lassen. Widerspruch von Seiten der Anwesenden gab es nicht, man nahm die Entscheidung einfach hin und fragte nicht weiter nach. Seitdem brodeln die Gerüchte. Hat die Landes- CDU interveniert und damit gedroht, Zuschüsse für die Landesausstellung 2014 zu blockieren? Warum hat OB Frank bislang zu der Geschichte geschwiegen? Er wußte von der Idee Hennebergers, eine Lenk-Figur als Leihgabe für den Bahnhof zu ordern und hat seine Zustimmung erteilt.
Mit im lokalen Komödienstadel hockt auch der Konstanzer Münsterdekan Mathias Trennert Helwig. Der stramme Rechtskatholik soll schon im Vorfeld der unseligen Debatte Front gemacht haben gegen die verderbte Nackheit des putzigen Päpstleins. Gut möglich, dass auch ein deutliches Bäuerchen aus dem Vatikan bis an den Bodensee drang. Denn für die Ausstellung 2014 rechnet man in Konstanz fest mit Konzils-Exponaten aus Rom, um vor der Weltöffentlichkeit zum Jubiläum kräftig die Backen aufblasen zu können.
Peter Lenk kann da nur noch den Kopf schütteln. Gegenüber seemoz erklärte er: „Ganz stolz war der Henneberger, als die Figur stand. Seine Hand hat er draufgelegt und sich strahlend fotografieren lassen.“ Der Abtransport der rund 700 Kilogramm schweren Statue könnte teuer werden. Ein spezielles Kunsttransportunternehmen wird beauftragt werden müssen, eine Versicherungspolice kommt dazu. Lenk wies schriftlich vorsorglich darauf hin: „Diese Firma muß mir vorher genau ihr Konzept erläutern, wie und mit welchen Geräten sie die Figur anheben und rausschaffen will. Bei der riskanten Aktion darf nichts passieren.“ Kommt es zu dieser Papst-Verbannung, wird die Frage gestellt werden, wer die Kosten übernimmt. Norbert Henneberger als Verursacher des geballten Unfugs? Darf er die Rechung womöglich aus seiner Privatschatulle begleichen?
Aber vielleicht finden die Parteien ja noch zueinander, bevor die Lachnummer zur völligen Farce gerät. OB Horst Frank, so drang es durch zugige Ritzen des Rathauses, hat Peter Lenk für den kommenden Montag zu sich gebeten. Frank weiß: Die Sache ist grottenpeinlich, Krisenmanagement ist gefragt. Gegenüber seemoz hat Lenk einen akzeptablen Kompromiss entworfen, den er wohl auch am Montag dem OB vorschlagen will: „Die sollen die Figur mal ein halbes Jahr stehen lassen. Dann können sie immer noch namentlich und demokratisch darüber abstimmen, ob sie sie haben wollen oder nicht.“ Wer steht dann mit heruntergelassenen Hosen da?
Henneberger ist einer der Kandidaten. Der Touristik-Chef ist nervös, sein Kittel brennt. Noch vor der Einweihung der Mobilitätszentrale im Bahnhof will er die Lenk-Figur draußen haben. Der Bildhauer hat nun die Faxen dicke und beauftragte den renommierten Urheberrechtsanwalt Götz von Olenhusen mit der Wahrung seiner Interessen. Ein überstürzter Abbau käme sowieso nicht in Frage, sagt Lenk. Und: „Wenn die meine Figur nicht sehen wollen, sollen sie sie halt zudecken.“
Autor: H. Reile