Lesung für Senta Trömel-Plötz

Die Konstanzer Universität erweist einer bedeutenden Sprachwissenschaftlerin ihre Referenz: Senta Trömel-Plötz war während ihrer Zeit auf dem Gießberg von 1980 bis 1984 neben Luise F. Pusch Begründerin der feministischen Linguistik in Deutschland. Aus ihrem jüngsten Buch „Mileva Einstein-Marić und andere geniale Frauen“ liest am 28. November die Romanistik-Professorin Miriam Lay Brander, früher ebenfalls Wissenschaftlerin an der hiesigen Uni. Anlass ist der 80. Geburtstag von Trömel-Plötz, den die heute als freie Linguistin und Autorin in den USA lebende Wissenschaftlerin allerdings schon am 29. Februar feiern konnte. Nicht vergessen werden sollte, dass sie 1984 der Universität Konstanz und der Bundesrepublik den Rücken kehrte, weil man ihr eine reguläre Professur für Linguistik verweigert hatte – aus politischen Gründen, wie sie zuletzt 2014 noch einmal kritisierte.

Aus der Einladung der Universität zur Lesung:

Dass eine geschlechtergerechte Sprache im Deutschen so gut wie selbstverständlich geworden ist, ist vor allem Dr. Senta Trömel-Plötz zu verdanken. Die Linguistin hatte von 1980 bis 1984 eine Professur auf Zeit an der Universität Konstanz inne, wo sie die feministische Linguistik in Deutschland mitbegründete. […]

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Die Antrittsvorlesung im Jahr 1979 von Senta Trömel-Plötz mit dem damals provokativen Titel „Frauensprache in unserer Welt der Männer“ war ein Ereignis. Es war nicht nur die erste Antrittsvorlesung einer Frau an der Universität Konstanz, sondern auch die bis dahin bestbesuchte Antrittsvorlesung an der Universität überhaupt. Ein Jahr zuvor hatte sie in der Fachzeitschrift „Linguistische Berichte“ einen Artikel mit dem Titel „Linguistik und Frauensprache“ publiziert, mit dem sie den Startschuss gab für die feministische Sprachwissenschaft in Deutschland. Mitbegründerin war Prof. Dr. Luise Pusch, die sich 1978 an der Universität Konstanz habilitierte und hier 1984 zur außerplanmäßigen Professorin ernannt wurde. Nach vergeblichen Versuchen, eine Ordentliche Professur in Deutschland zu erlangen, kehrte Senta Trömel-Plötz in die USA zurück, wo sie an der University of Pennsylvania Sprachwissenschaft studiert hatte und auch promoviert worden war. Heute lebt sie als freie Linguistin und Autorin in Pennsylvania.

Ihr neues Buch „Mileva Einstein-Marić und andere geniale Frauen“ gehört in die Reihe ihrer „Wortstücke“. Diese sind Essays zwischen wissenschaftlicher Dokumentation und literarischem Text. In ihnen beschäftigt sie sich mit dem Leben und Werk genialer Frauen – mit häufigem Bezug zur Physikerin Mileva Einstein Marić, der ersten Ehefrau von Albert Einstein. So auch in der Neuerscheinung, in der neben der Wissenschaftlerin Künstlerinnen wie Sophie Taeuber-Arp oder Paula Modersohn-Becker vorkommen. Allen 15 Frauen, mit denen die Autorin im Buch ins Gespräch kommt, ist gemeinsam, dass sie mit berühmten Männern liiert waren und heute mit ihrem Werk nahezu vergessen sind. Auf der Suche nach dem Warum nähert sich Senta Trömel-Plötz in ihrem Buch den Biografien der Frauen aus verschiedenen Perspektiven und durchleuchtet „das Geflecht von Liebe und Ausbeutung, Selbstermächtigung und Verzicht, Schaffensdrang und Entmutigung“, wie es vom Verlag Christel Göttert beschrieben wird.

Die Vortragende Miriam Lay Brander wurde 2010 an der Universität Konstanz promoviert und habilitierte sich hier im Jahr 2017. Sie war Mitglied im Konstanzer Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ und im Zukunftskolleg der Universität Konstanz. Die Literaturwissenschaftlerin hat maßgeblich zur Veröffentlichung der „Wortstücke“ beigetragen.

MM/jüg


Wann? Am Donnerstag, 28. November 2019, von 15.15 Uhr bis 16.30. Wo? Universität, im Bereich K7.