Lieber Google oder NSA?
Wegen des Witzverbots am Karfreitag (s. http://www.seemoz.de/moment-mal/scharia-in-konstanz/) erscheint diese Folge der „Linken Maustaste“ mit etwas Verspätung. Dennoch: Wissen Sie, wer was auf Ihrem Rechner so treibt? Wohl kaum. Wann haben Sie zum Beispiel das letzte Mal die Cookies auf Ihrem Rechner gelöscht? Fast jede Website schreibt eine solche kleine Datei auf Ihren Rechner. Und darauf kann beim Surfen jede Webseite zugreifen
Anderes Beispiel: Drücken Sie in einem Browser einmal STRG + H, und Sie sehen, wo Sie in letzter Zeit herum gesurft sind. Auch diese Informationen sind leicht zugänglich. Das ist natürlich nichts gegen das, was Google über uns weiß oder wissen kann. Zwar gibt es alternative Suchmaschinen (mir gefällt z.B. http://duckduckgo.de, auch wegen seiner hübschen Extras, https://duckduckgo.com/goodies, oder, politisch korrekter, http://ecosia.de), aber für ernsthafte Recherchen ist Google nahezu unverzichtbar.
Bisher konnte man davon ausgehen, dass Google nur kommerzielle Ziele verfolgt, also im Wesentlichen nur passgenaue, individualisierte Werbung an Mann, Frau und Kind bringen will. Aber jetzt wissen wir – Edward Snowden sei Dank – auch Google, Amazon etc. ließen die NSA an ihre Datensammlungen.
NSA-Sprüche der Woche:
NSA: „Wir haben [das extrem gefährliche Internet-Sicherheitsleck] ‚Heartbleed‘ nicht ausgenutzt.“ (FAZ, 11.04.2014).
Wladimir PUTIN (auf Nachfrage von Edward Snowden):
„Von Profi zu Profi: Wir haben Überwachung gegen Kriminelle, aber keine massenhafte Ausspähung. … Wir haben weder soviel Geld wie die NSA noch deren technische Möglichkeiten.“
Quelle: http://www.theguardian.com/world/video/2014/apr/17/snowden-putin-russia-surveillance-phone-in-video
Lässt sich da denn gar nichts machen? Die Antwort ist ein klares JEIN. Jedem Browser kann man relativ einfach beibringen, z.B. Cookies und Browserverlauf regelmäßig zu löschen. Und sogar so, dass Webseiten keine individuellen Nutzerprofile erstellen dürf(t)en. Auch Java und Scripting lassen sich abstellen, wichtige Daten lassen sich verschlüsseln, und auch sonst kann man mit dem technischen Schutz viel Zeit verbringen. Die meisten Privatnutzer wollen aber einfach, „dass es läuft“ und dass sich andere um ihre Sicherheit kümmern.
Die Computerfreaks sagen: „Wenn Ihr auch die einfachsten Sicherheitsregeln nicht beachtet, seid Ihr selbst schuld!“. Aber wenn Bankangestellte in 10 Minuten Steuer-CDs erstellen können und Edward Snowden aus den sichersten Rechnern der Welt massenhaft Daten entführen konnte, heißt das doch: Perfekt sichere Rechner gibt es nicht! Aber sicher ist auch: Gegen das hemmungslose Ausspähen durch die NSA muss sich die Bundesregierung, muss sich die EU sehr viel entschiedener und öffentlicher als bisher wehren.
Ein erster kleiner Schritt wäre: Asyl für Edward Snowden. Geht nicht? Natürlich geht das, man muss es nur politisch wollen. Wer könnte ernsthaft bestreiten, dass Snowden politisch verfolgt wird und dass ihm in den USA unangemessene Strafe droht? Die Mehrheitsmeinung in den USA ist, dass Snowden als Krimineller angeklagt werden sollte. Ethel und Julius Rosenberg wurden 1951 in den USA wegen geringerer Vergehen angeklagt und hingerichtet.
Asyl für Snowden in Deutschland oder der EU hieße natürlich auch: Rundum-Personenschutz. Nicht, dass es Snowden geht wie weiland Hus beim Konstanzer Konzil. Abhören, Verwanzen und Auftragsmorde haben nämlich in den USA langjährige Tradition (s. Tim Weiners faktenreiche und aufschlussreiche Bücher „CIA“ und „FBI).
Auch deshalb: Bei der Wahl zwischen Pest und Cholera entscheide ich mich für Google.
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Autor: teleMAIK
@Roland Widmann
Die zitierte Aussage besagt: „Tue nichts Unrechtes, dann kann dir auch nichts passieren.“ Das stimmt so nicht mehr. Die Datensammelei wird verharmlost und die Gefahren von Datenbanken werden verschwiegen, in denen scheinbar unzusammenhängende Informationen zu einem neuen Ergebnis verknüpft werden können, das dann nicht mehr harmlos ist.
Kleines Beispiel: Sie buchen eine Reise nach Marokko (arabisches Land, Terrorverdacht!) und Ihr Reisebüro schickt Ihnen eine Bestätigungsmail. Sie rufen in Ihrem Hotel in Tunis an, weil Sie vom Flughafen abgeholt werden möchten (Anruf in ein arabisches Land!). Vom Hoteltelefon aus wurden „verdächtige“ Telefonnummern angerufen.
Schon wissen wir: Sie haben bereits elf Punkte in der Terroristen-Kartei (die werden Sie nie mehr los), und vom 15.06.2014 – 28.06.2014 ist Ihre Wohnung unbewacht.
Ihre so erreichte Punktzahl in der Kartei reicht wohl noch nicht aus, um Sie nach Guantanamo zu verschleppen, aber vielleicht dazu, dass Ihr nächster Grenzübertritt wegen einer Befragung (zwei Punkte extra!) etwas länger dauert.
Nein, die Datensammelei ist auch bei einwandfreiem Lebenswandel nicht harmlos. Sie verstößt gegen Menschenrechte.
…den moderne Computer gibt es, seit Neumann 1945 sein“ high- speed- automatic- digital- computing-system vorstellte – das Ur-Internet gibt es seit 1957. Der russische Sputnik, der um die Erde kreiste, löste einen Schock in den USA aus und Eisenhower gründete ein Datenverbundnetz zwischen Militär und Forschungs-Universitäten. das ARPA-Netz.
Der Geburtsfehler aller Datenübertragung ist die Knackbarkeit, die Entschlüsselung in der Hand des Feindes.
Gemäß den Erkenntnissen von Karl Marx: „eine stock-Jobbing-nation (Nation von Börsenspekulanten)lässt sich nicht so leicht berauben wie ein Land von Kuhirten“
wurde 1977 die kryptologische Norm DES verfügt. der berühmte 64 Bit-Algorithmus A4. Die NSA saß natürlich im Normen-Ausschuss.
Seither versuchen mutige computer-freaks auf der ganzen Welt und natürlich hier bei Seemoz auch, der dunklen Macht der NSA ein Schnippchen zu schlagen. LINUX ect.
Wann die Abhör-Überwachungs-Paranoia begann? schwer zu sagen.
sicherlich lange vor Obama.
Wie auch immer, das Überwachungs-Dossier von Frau Merkel beträgt 300 Seiten (hat in Russland studiert, Risikoperson). Das hat Erpressungspotential.
Der unerschrockene Edgar Snowden hat die ganze Chose platzen lassen. Wir wollen in preisen. Er soll lange leben in einem Land nach seiner Wahl und er soll den Friedensnobelpreis kriegen, venceremos!!!.
Berühmt ist Schmidts (Google Verwaltungsrat) Aussage aus einem Interview auf CNBC: „Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht ohnehin nicht tun.“