Linke Liste wehrt sich: Kein Nachruf auf Walter Eyermann in unserem Namen
Die Linke Liste Konstanz (LLK) will nicht, dass in ihrem Namen an den jüngst gestorbenen Walter Eyermann erinnert wird. Die Stadt Konstanz hatte eine Traueranzeige veröffentlicht, in der dem langjährigen ehemaligen Stadtrat auch im Namen des Gemeinderats gedacht wird (siehe Faksimile). Eyermann war NPD-Mitglied und hetzte in den 70er- und 80er-Jahren gegen Jugendliche, die nicht in sein reaktionäres Weltbild passten – mit schrecklichen Folgen. Morgen wird an dieser Stelle mehr über die braune Vergangenheit des Walter Eyermann zu lesen sein. Im Folgenden die Stellungnahme der LLK im Wortlaut.
Mit Unverständnis nehmen wir zur Kenntnis, dass Oberbürgermeister Uli Burchardt im Namen der Stadt und des Gemeinderats einen Nachruf auf den ehemaligen Stadtrat Walter Eyermann verfasst hat, in dem es heißt: „Die Stadt Konstanz trauert um Walter Eyermann“. Wir können uns dieser Trauer nicht anschließen, denn der Verstorbene war auch Mitglied der rechtsradikalen NPD und federführend bei der Hetze gegen angebliche „Gammler“, die 1970 dazu führte, dass ein 17-jähriger Lehrling in Konstanz heimtückisch ermordet wurde. Eyermann hatte im Vorfeld zur Bildung einer Bürgerwehr aufgerufen, die „für Ordnung in der Stadt“ sorgen sollte. Am Ende dieser „Ordnungsmaßnahme“ war ein Toter zu verzeichnen. Dieser Mord, der eng mit dem Namen Eyermann verbunden war, brachte Konstanz überregional in die Negativ-Schlagzeilen, die der Stadt nachhaltig schadeten. Allein aus diesem Grund sehen wir keine Veranlassung, um den Verstorbenen zu trauern, der in unseren Augen zudem noch lange nach 1945 aktiv nationalsozialistische Einstellungen vertreten hat – vielleicht sogar bis zu seinem Lebensende.
MM/jüg
@Dennis Riehle:
BM/OBs im ganzen Land verfassen solche Nachrufe in der Eigenschaft der/des Vorsitzenden des GR im Namen desselben. Da fragt keine/r während der Sitzung nach: „Wer beteiligt sich?“.
Die Erklärung der Pressestelle zu diesem Vorfall ist meines Erachtens absolut nachvollziehbar und der OB überschreitet mit einem solchen Nachruf mitnichten seine Kompetenz. Hat schon etwas Wahlkampfgeschmäckle hier ..
Es ist kaum überraschend, dass Oberbürgermeister Uli Burchardt den gesamten Gemeinderat vereinnahmt, ohne vorab zu klären, wer sich von den Fraktionen an einem Nachruf auf eine Persönlichkeit beteiligen will, die höchst umstritten ist und nach meinem Dafürhalten keine Würdigung verdient hat. Es ist nicht das erste Mal, dass der OB derart eigenmächtig handelt. Viel eher scheint sein gesamtes Amtsverständnis auf der Annahme zu fußen, dass der Chef von Rat und Verwaltung das alleinige Durchgriffsrecht besitzt. Es hat etwas von Selbstherrlichkeit, die hoffentlich beim nächsten Wahlgang bestraft wird.
https://www.youtube.com/watch?v=mdRCF97PHW0 der Wir-Song von Freddy Qu. gegen „langhaarige Affen und linke Zecken“, das war der Code dieser Zeit.
Wenn der Gemeinderat zuvor nicht über den Inhalt der Anzeige informiert wurde, sollte dies intern geklärt werden, dieser wurde in „die Trauer der Stadt“ mit einbezogen.
Ansonsten bin ich der Meinung Christina Herbert-Fischers: Die Trauer der Familie sollte respektiert werden.
Zudem: Warum hat zu Lebzeiten Herr Walter Eyermanns niemand offen und öffentlich eben jene Kritik geübt? Dass die Familie Eyermann nicht unbedingt einen guten Ruf bei „alten Konstanzern“ hat(te) ist kein Geheimnis.
Zur Erinnerung an das Geschehen um den Mord an Martin Katschker:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43836536.html
Nicht nur unsere Bundeskanzlerin mitsamt den Regierungsmitgliedern ist geschichtsvergessen:
die junge BRD bekam 1953 einen Schuldenerlass der europäischen Nachbarn.
Jetzt: das fortgesetzte Gezeter/Verweigern von Eurobonds bzw. Coronabonds für die EU-Partner in Not.
Und auch der OB – Sohn des Historikers, der mit anderen die Geschichte von Prof.Robert Jauss lichtete – ist geschichtsvergessen oder „erfolgreich“ schlicht im Hirn.
Der amtierende OB ist doch ebenfalls für die sehr aggressiven Plakate und damit verbundenen Aufrufe gegen „Gammler“ verantwortlich. Gleich und gleich…
Ich erinnere „Gebt mir 40 Mann und 40 Gewehre und ich werde die Stadt von den Gammlern säubern“.
Der eigentliche Skandal ist die Stadtmedaille in Silber und dann der Nachruf der Stadt. Ich bitte jedoch darum Trauer zu respektieren, die der Hinterbliebenen, die einen Menschen verloren haben, bei aller berechtigter Kritik an dem Verhalten der Stadt.