Linkenhatz zu Corona-Zeiten?
Vergangenes Wochenende waren in den Baumkronen der Platanen an der Seestraße Plakate zu sehen, die auf verschiedene politische Themen aufmerksam machten, die derzeit eher gedeckelt werden. Angeblich, so war im Südkurier zu lesen, ermittle nun sogar der Staatsschutz gegen Unbekannt. Geht’s noch? Ein Kommentar.
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Der brave Corona-Bürger blieb seit Mitte März zuhause, häkelte die vergangenen Wochen im trauten Familienkreis putzige und meist sinnlose Schutzmasken und akzeptierte ansonsten die Durchhalteparolen, die ihm auch täglich über das hiesige Heimatblatt ans Herz gelegt wurden. Grundrechte wurden massiv beschränkt und eine große Mehrheit nahm und nimmt das immer noch ergeben hin. Denn diese Krise, ist täglich zu lesen, müsse auch als Chance begriffen werden. Eine Chance wofür? Um eventuell darüber nachzudenken, wie es „danach“ überhaupt weitergehen soll? Das wäre zumindest eine Möglichkeit.
Und da erdreisteten sich doch einige, in einer Plakataktion darauf hinzuweisen, dass es auch noch andere Probleme gibt, die uns ebenfalls etwas angehen. Auf mehreren Schildern in luftiger Höhe war da unter anderem zu lesen: „Das System gehört zur Risikogruppe“, oder: „Ein Hafen für Alan Kurdi“. Damit gemeint ist das deutsche Rettungsschiff, das in Seenot geratene Geflüchtete vor dem Ertrinken rettet. Auch die Notrufnummer für Opfer von häuslicher Gewalt wurde auf ein Plakat gepinselt. Eine gute Aktion zum richtigen Zeitpunkt.
Anstatt sich mit den Aussagen inhaltlich auseinanderzusetzen, berichtete der Südkurier in fetten Lettern, die Polizei vermute „eine Aktion des linken Spektrums“, denn auf einigen Schildern habe man „das Logo der Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion“ entdeckt. Ja und? Was ist an den Parolen, die zum Nachdenken anregen wollen, falsch? Dass nun sogar der Staatsschutz nach den AktivistInnen fahnden soll, ist grotesk und torpediert somit radikal das Recht auf freie Meinungsäußerung. Wessen sollen sie sich überhaupt schuldig gemacht haben? Kann es sein, dass sie beim Besteigen der Bäume nicht den vorgeschriebenen Kletterabstand eingehalten haben? Das wäre dann in der Tat Anlass genug für den Staatsschutz, den linken Unruhestiftern das Handwerk zu legen. Der Südkurier ist da gerne mit im Boot und bittet seine LeserInnen, „sachdienliche Hinweise zu den Urhebern“ hurtig der Polizei zu melden. Da wird sich doch wohl ein Denunziant finden lassen.
Franz Holz