Lösungen für das Theater nicht in Sicht

Nach der Pressekonferenz am 23. November, in der das Stadttheater über Schwachstellen im Gebäude informierte, stellte seemoz Fragen an die Stadtverwaltung. Die Antworten zeigen, dass keine kurzfristigen Lösungen zu erwarten sind. Finanztechnisch geht es dem Theater nun an die hauseigenen Reserven. Im kommenden Haushaltsplan 2019 wird das Budget für laufende Reparaturen von bislang 120.000 Euro auf 35.000 Euro reduziert.

Weitere Anschaffungen müsse das Theater aus dem eigenen Budget finanzieren. Dies sei in Absprache mit dem Intendanten geschehen, so Walter Rügert, Pressereferent der Stadt.

Das Theater hat derzeit ein Eigenbudget von 700.000 Euro. Als Christoph Nix vor zwölf Jahren die Intendanz übernahm, war das Theater verschuldet. Nun geht es ans Eingemachte. „Im gemeinsamen Termin am 31.07.18 wurde der Kämmerei vom Theater eine Übersicht ausgehändigt“, heißt es von Seiten der Stadt, „wonach die Restmittel für folgende Dinge verwendet werden sollen“. Es folgt eine Aufzählung von künstlerischen Produktionen (Zirkuszelt, Atlantis, Produktionen in Afrika), aber auch die Erhöhung der Mindestgage sowie der Ausgleich des Defizits von 2018 fallen in diesen Topf. 2021 sollen noch 85.000 Euro übrig sein.

„Theater“ ist nicht „Theater“

Grundsätzlich scheint hier eine Unklarheit über die Zuschreibung des Begriffs „Theater“ zu herrschen. Zum einen meint dieser das Gebäude, in welches man hineingeht, um auf roten Sesseln auf eine Bühne zu blicken. „Das Theater“ umschreibt aber auch die Institution Theater, die für die Darstellungen auf ebendieser Bühne zuständig ist. Ersteres, also das Theatergebäude, gehört und obliegt der Stadt. Alle Personen, die innerhalb dieses Gebäudes arbeiten, werden von der Stadt bezahlt, zum Teil nach TVÖ-Verträgen. Die Instandhaltung des Gebäudes müsste demnach ebenfalls allein Sache der Stadt sein. Die Institution Theater, die für die Inhalte zuständig ist, die auf der Bühne gezeigt werden, ist eine rein künstlerische Einrichtung, die sich um Theaterproduktionen zu kümmern hat.

Fragwürdig ist, warum die Lohnerhöhung in den Budgetbereich des Theaters fällt. Mitarbeitende des Theaters sind städtische Angestellte. Warum erfolgt die Lohnzahlung aus diesem Budgettopf? Weiter heißt es im Schreiben der Stadt, dass „ das Theater mit dem Baudezernat einen abgestimmten Planungsbeitrag zur Sanierung des Theaters bis zum Ende der Sommerpause 2017 vorlegen sollte. Dieser steht bis heute aus, so dass bisher kein erneuter Antrag an den Bund gestellt werden konnte.“ Der Antrag für Gelder zur Sanierung wurde von Seiten der Stadt im Jahr 2015 gestellt, aber von Seiten des Bundes abgelehnt. Nun gibt es eben diese Forderung, dass das Theater einen Sanierungsplan vorlegen solle, um erneut Mittel zu beantragen. Dies bezieht sich auf Sanierungsmaßnahmen des Gebäudes.

Nimmt man die Differenzierung des Begriffs „Theater“ zur Hand, so stellt sich wiederum die Frage, warum die Institution Theater einen Bauplan vorlegen muss? Warum sollte ein Künstler eine Sanierung planen? Ähnlich absurd wäre es, wenn man die Philharmonie mit der Restaurierung des Konzils beauftragen und sich dann wundern würde, warum nichts voran geht. In einer aktuellen Presseinformation von Seiten des Theaters heißt es: „Eine komplette Planung zur Grundsanierung des Theatergebäudes kann das Theater Konstanz selbst nicht vorlegen, dazu müsste ein Architekt beauftragt werden. Die Architektenkosten für solch eine umfangreiche Planung überschreiten das Budget des Theaters bei weitem. Wir sprechen hier von einem 6-stelligen Betrag. Diese Aufgabe muss Sache der Stadt sein.“

Die Last des Lastenaufzugs

Anlass der Pressekonferenz des Theaters vor einer Woche war unter anderem der Defekt des Lastenaufzugs (siehe Bild), welcher zur Bühne im Haupthaus führt. Dieser stand im Erdgeschoss, als sich im ersten Stock die Tür öffnete. Die Nachfrage bei der Stadt, wer das Risiko für einen Unfall übernommen hätte und wann mit einer Beseitigung dieser Gefahr zu rechnen sei, bleibt unbeantwortet.

Im Wortlaut heißt es: „Der Aufzug ist nicht reparaturbedürftig, sondern muss (…) modernisiert werden, wie viele weitere städtische Aufzüge auch. Die Umsetzungsfristen der Modernisierung sind gesetzlich festgelegt, einzelne Maßnahmen sind in 2023, andere in 2028 umzusetzen. “ Weiter: „Dass es hier ein Steuerungsproblem gibt, war dem Sicherheitsingenieur bislang nicht bekannt und wurde auch nicht vom TÜV (letzte Prüfung im August 2018) bemängelt.“

Ein Risiko für die Mitarbeitenden des Theaters wird demzufolge nicht gesehen. Wie diese weiter ihre Arbeit verrichten sollen, scheint auch nicht im Interesse der Stadt zu sein. Der Bühnenauf- und abbau „liegt im Aufgabenbereich des Theaters und ist durch die technische Leitung festzulegen und anzupassen“. Außerdem wird bestätigt, dass der Aufzug über einen Vollwartungsvertrag verfügt. Dies bedeutet eigentlich, dass im Fall einer Störung innerhalb kürzester Zeit ein Techniker zur Reparatur auftauchen müsste. Was an einer sich öffnenden Tür bei gleichzeitigem Nichtvorhandensein des Aufzugs zu reparieren ist, scheint Interpretationssache zu sein. Fazit: Bedeutende Mängel sind festgestellt, doch deren Beseitigung lässt auf sich warten.

Veronika Fischer (Foto: Stadttheater)