Mit Solidarität für Müller-Esch darf gerechnet werden

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Prof. Dr. Müller-Esch

Das mutet arg komisch an: Da treffen sich 250 Mediziner aus der Schweiz und Deutschland zu einem Kongress in Konstanz unter der Präsidentschaft von Gert Müller-Esch. Zur Erinnerung: Eben jener Prof. Dr. Müller-Esch wurde erst im Mai aus seinem Job als Chefarzt des Zentrums für Innere Medizin am Klinikum Konstanz gejagt. Zufall oder Solidaritätsaktion? So oder so: Die Mediziner-Tagung wird zum peinlichen Schauspiel für die Stadtverwaltung.

 

Man darf gespannt sein, ob Bürgermeister Claus Boldt den hochkarätigen Kongress am 16. und 17. September im Konstanzer Inselhotel, mit einem Grußwort des Ministerpräsidenten Kretschmann versehen und von der Südwestdeutschen Gesellschaft für Innere Medizin veranstaltet, mit einem Grußwort der Stadt Konstanz eröffnen wird; im Tagungsprogramm jedenfalls ist sein Name nicht aufgeführt. Wenngleich er – als Sozialbürgermeister für das Gesundheitswesen in dieser Stadt verantwortlich – der einzig richtige Ansprechpartner für die Mediziner ist. Ob Absage oder Auftritt: Das Verhalten der Stadtspitze ist gleich peinlich.

Immerhin war es Bürgermeister Boldt, der – zusammen mit Klinik-Geschäftsführer Rainer Ott – als treibende Kraft den Konstanzer Gemeinderat zum Rauswurf von Prof. Müller-Esch drängte (seemoz berichtete mehrfach). Gut möglich, dass der spröde Norddeutsche Claus Boldt ein Zusammentreffen mit Gert Müller-Esch vor versammelter Kollegenschaft scheut. Denn nach Auskunft verschiedener Kongress-Teilnehmer darf während der Tagung durchaus mit Solidaritätsadressen für Müller-Esch gerechnet werden.

Gerichtsverhandlung verschoben

Bemerkenswert zudem, dass sich auch der Name Rainer Ott nicht auf der Teilnehmerliste der Tagung findet – der seines Vorgängers und heutigen Geschäftsführers des Klinikums Friedrichshafen, J. Weindel, hingegen schon. Der nimmt an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Medizin und Ökonomie“ teil – eigentlich ein Thema, das Konstanzer Verantwortliche für das Klinikum, dessen Zukunft unsicherer denn je ist, bewegen sollte.

Übrigens wurde die auf den 20.September terminierte Verhandlung zur Kündigungsschutzklage in Sachen Müller-Esch nach Auskunft des Gerichts auf Betreiben der Stadtverwaltung verschoben. Nicht gerade ein Beweis für Siegesgewissheit. Neuer Termin, an dem die mittlerweile drei Kündigungen des Chefarztes verhandelt werden, ist nun der 25. Oktober, 10.30 Uhr.

Veranstaltungen für Experten, Patienten und junge Mediziner

Das Programm des Internisten-Kongresses am 16./17.9. im Inselhotel tritt vor diesem Hintergrund fast und zu Unrecht in den Schatten. Denn die rund 250 Fachärzte für Innere Medizin werden in den zwei Tagen nicht nur brisante Themen wie aktuelle Aspekte zu Aids, Atemwegsinfekte oder Therapierisiken diskutieren. Ein Schwerpunkt wird die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der Medizin sein – dem Vortrag von Gert Müller-Esch schließt sich eine Podiumsdiskussion an.

Außerdem gibt es Patienten-Veranstaltungen im Konstanzer Klinikum sowie erstmals ein Forum, bei dem junge Mediziner von Kliniken aus Konstanz, Esslingen und Ravensburg über Vereinbarkeit von Beruf und Familie, über Veränderungen am Mediziner-Arbeitsplatz sowie über Aus- und Weiterbildung in ihrem Beruf sprechen werden.

Konkrete Informationen über Programm, Referenten und Ablauf des Konstanzer Internisten-Kongresses finden sich unter: http://www.swgim.de/swgim/kongress/akt_kongress.html

Autor: hpk

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