Määäääh!
Nach der Entscheidung des Gemeinderats, Burkinis als Badekleidung in Konstanz zuzulassen, schlagen die Wellen hoch. Auf Südkurier-Online malen meist anonyme Schreiber Horrorszenarien; rassistische und volksverhetzende Thesen überwiegen. Dabei: Ein Konstanzer sowie Sympathisanten aus dem Umfeld des rechtslastigen Blogs „Politically Incorrect“
Nun blökt es mal wieder aus dem rechten Sumpf. Der Untergang von Deutschtum, christlicher Religion und Abendland steht nach Ansicht der ewig gestrigen Wölfe im Schafspelz bevor und habe nun auch Konstanz erreicht. Bald schon, so ist den wahnhaften Äußerungen zu entnehmen, würde in Konstanz die Scharia eingeführt und Frauen müssten damit rechnen, zum Tragen der Burka verdonnert zu werden. Der Konstanzer Christian Harsch ist einer der ganz wenigen, der sich mit Klarnamen outet und dazu berufen fühlt, „Freiheit, Demokratie und Gleichberechtigung zu verteidigen“. Sein Protestschreiben ging an alle StadträtInnen, aber auch an den Bundestagsabgeordneten Andreas Jung, Landrat Frank Hämmerle, Oberbürgermeister Uli Burchardt, „sowie an zirka 50 namhafte Konstanzer Bürgerinnen und Bürger (…)“, deren Namen er aber „aus datenschutzrechtlichen Gründen“ nicht nennen dürfe.
Harsch hält es für zwingend geboten, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um die schleichende Islamisierung zu stoppen: „Daher gehört den Frauen, die der Erlaubnis zur Aufhebung des Burkini-Verbots zugestimmt haben, nach islamischem Recht auch das Recht zur weiteren, freien Meinungsäußerung entzogen“. Denn diese Stadträtinnen, vermutet Harsch, „haben sich selbst den islamischen Vorstellungen für das Leben als Frau unterworfen“. Dass auch Mitglieder der CDU der Aufhebung des Burkini-Verbots zugestimmt haben, müsse ebenfalls Konsequenzen haben und so fordert er: „Jedem Mitglied einer Partei, die das `C` für christlich oder das `D` für demokratisch im Parteinamen führt, gehört daher konsequenterweise die Parteimitgliedschaft entzogen“.
Der selbsternannte Retter des christlichen Abendlandes denkt aber auch an direkte Aktionen: „Da sich die Abstimmenden hiermit – nahezu einstimmig – zur islamischen Lebensweise und Gesellschaftsordnung bekannt haben, rufe ich dazu auf, jeden der anderer Ansicht ist und einen der abstimmenden Gemeinderäte trifft, nach geltendem islamischem Recht öffentlich zu bespucken und mit Schuhen zu bewerfen“. Wenn das nichts hilft, schlägt Harsch vor, „die Mitglieder des Gemeinderates öffentlich zu verunglimpfen, zu schmähen (…) und sich bei allen in Zukunft folgenden Wahlen die Namen der Feiglinge zu merken (…)“.
Der Protest gegen die Aufhebung des Burkini-Verbots wird auch von außen gesteuert. „Politically Incorrect“ (PI) nennt sich ein Internetauftritt, der deutschlandweit als Sammelbecken für radikale Islamhasser gilt und international mit als islamfeindlich, rechtsextrem oder rechtspopulistisch geltenden Personen und Organisationen vernetzt ist. PI verzeichnet bis zu 150 000 BesucherInnen täglich und fordert seine LeserInnen ständig dazu auf, sich überall dort zu Wort zu melden, wo eine „Islamisierung der Gesellschaft droht“. So auch in Konstanz beim Südkurier, und, so ein aktueller PI-Hinweis, „auch in der Konstanzer Links-Postille seemoz“. Die anonymen Kommentare auf Südkurier-Online sind teilweise identisch mit denen, die auch auf PI nachzulesen sind.
Man wird sich darauf einstellen müssen, dass dieser Mob so schnell nicht Ruhe geben wird. Kurz nach der Entscheidung im Konstanzer Gemeinderat ging ein Schreiben bei der Verwaltung ein, das demjenigem, der einer Muslimin den „Burkini vom Leib reißt“, 500 Euro „Belohnung“ verspricht.
Autor: H.Reile (seit seiner Zustimmung für die Aufhebung des Burkini-Verbots laut „Journalistenwatch“, ein „Verräter“ an der deutschen Sache. Journalistenwatch kooperiert eng mit PI und wird betrieben von Thomas Böhm, einem früheren DKP-Mitglied und taz-Mitarbeiter der ersten Stunde)
Sozialismus-Tipp für Herrn Harsch
Der Versuch, die DDR als sozialistisch zu „brandmarken“, ist genau so wirkungslos wie der Hinweis auf Nordkorea in dem Zusammenhang. Am besten schreiben wir das Ihrer politischen Inkorrektheit zu. Wenn auf diesem Globus sozialistische Ansätze erkennbar sind, dann wohl am ehesten auf Kuba. Dort haben zwar die Menschen kein Zweitauto und dazu ein Smartphone. Allerdings können sie ziemlich sicher sein, den nächsten Hurrikan zu überleben. In Haiti ist das etwas anders. Die Kinder auf Kuba können sogar noch „Hurrikan“ auf die Tafel in der Schule schreiben, sind gesund und müssen sich nicht den Magen vollschlagen mit gebrannten Tonkeksen. Auch das ist gleich nebenan nicht nur in Nuancen anders.
Übrigens: Wenn sich Kinder aus Mittelamerika aufmachen, um ins gelobte Land zu gelangen, werden sie neuerdings von der US-amerikanischen Nationalgarde an der mexikanisch-texanischen Grenze erwartet.
Ich wünsche Ihnen schöne, sozialistische, Träume.
Schlimm, schlimm
Jetzt werden auch noch Bereiche kriminell. Was sagt man auch dazu. Sowas fördert natürlich den Eindruck, überall mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Schlimm, ganz schlimm. Schlimm, schlimm sozusagen.
Es gibt keine Kultur? Keine Identität? Das erzählen Sie mal einem Franzosen oder einem Briten. Wenn er Sie nur auslacht haben Sie Glück. Aber es war ein netter Versuch, der mich erheiterte. Und jetzt die schreckliche Wahrheit für alle, die noch von der Auflösung aller menschlichen, gesellschaftlichen und nationalen Schranken träumen. Der Sozialismus ist tot. Mausetot. Gestorben am Tag des Mauerfalls. Einzelne sterbliche Überreste werden noch in Nordkorea künstlich beatmet. Viel Spaß bei der Grabpflege.
Mit ebenfalls solidarischen Grüßen aber eben solidarisch mit anderen als Sie
Christian Harsch
Es ist traurig, was sich alles unter der Flagge der Identität sammelt.
Die von Ihnen, Herr Harsch, behauptete einheitliche Kultur und Identität unserer Gesellschaft gibt es nicht und hat es nie gegeben. Da gibt es also auch nichts zu verlieren, wenn wir uns für die Gepflogenheiten und Gebräuche anderer öffnen. Viel mehr: Wir können dabei gewinnen! Zu allererst können wir lernen, dass nicht nur die höchst eigene Sichtweise auf die Welt und die darin befindlichen Dinge zählt, sondern es sehr wohl Gründe für eine andere Sichtweise geben kann.
Darüber hinaus können wir vielleicht erahnen, dass das sture Festhalten an überlieferten Normen und Werten uns einschränken kann, wenn wir in die Zukunft schauen wollen.
Schließlich öffnen wir die Augen für Interessen derer, die wir bis dato nicht als Gleichwertige erkannt haben und erhalten dadurch die Chance, Mitgefühl zu lernen. Leider scheinen Sie die Chance auf Ihren Reisen verpasst zu haben, genau diese Erfahrung zu machen. Stattdessen haben Sie sich ‚assimiliert‘, um möglichst wenig aufzufallen und dabei möglichst wenig Berührung mit der Gesellschaft zu erfahren, die Sie als Gast aufgenommen hat. Das Praktische ist: Als Reisender verlässt man das Aufnahmeland sehr bald wieder. Wenn man sein Leben an solch‘ einem Ort verbringen muss, dann ist die von Ihnen geforderte Anpassung eine fast nicht zu erbringende Leistung. Vielleicht machen Sie sich diesen Unterschied klar.
Mit solidarischen Grüßen
Simon Pschorr
Sehr geehrter Herr Reile,
ich gehöre keiner Partei und keiner wie auch immer gearteten
Gruppierung an. Daher verwehre ich mich gegen Begriffe wie „Mob“ oder ähnliches, denn dieser Begriff stammt aus dem kriminellen Bereich. Wer aber offen seinen Namen nennt und seine Meinung sagt, wie auch immer diese ist, der ist sicher nicht kriminell.
Sicherlich habe ich in meiner Überzeugung, dass eine falsche Entscheidung getroffen wurde sehr hart reagiert und sehr hart formuliert. Das gebe ich zu. Ebenso hart gehen jedoch die vor, die anderer Ansicht sind, um ihre Ziele durchzusetzen. Ein ständiges Einlenken und eine m.E. schleichende Aufgabe der eigenen Identität halte ich weiterhin für falsch.
Reise ich in fremde Länder, was ich gerne tue, erkundige ich mich stets
nach den dort geltenden Regeln und Gepflogenheiten und halte diese auch gerne ein. Nicht mehr und nicht weniger erwarte ich von all denjenigen, die zu uns kommen. Oder anders ausgedrückt: Wenn Du nach Rom gehst, mußt Du leben wie die Römer.
Sehr geehrter Herr Reile, auch hier zeige ich wieder offen mein Gesicht und sage meine Meinung. Denn eines bin ich nicht: „hintenherum“! Es würde mich daher freuen, wenn Sie dieses Schreiben ungekürzt in Ihrer Zeitung veröffentlichen. Ihre Abneigung gegen „Anonyme Blöker“ teile ich vollumfänglich.
Grüße
Christian Harsch
Also, dass niemand daran gedacht hat gleichzeitig zur Zulassung von Burkinis auch das Nacktbaden zuzulassen, erstaunt mich. Dann wäre die Gerechtigkeitswaage nämlich wieder im Lot und alles gar nicht mehr schlimm!
Ich finde der Artikel von Henryk M. Broder passt hier ach zu gut dazu.
Niemand traut sich zu sagen, dass es gar nicht um Burkinis, sondern um Ideologie geht. Kaum jemand unter den Muslimen möchte hier die Scharia, aber kleine Schritte führen eben ggf. doch irgendwann genau dorthin. Mit der hohen Geburtrate radikalisierungsfähiger Muslime ist das eine tickende Zeitbombe.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/entschuldigung_ja_bitte._aber_richtig
Hallo Frau Dorn,
warum sollte der Text nicht ernst gemeint sein? Ihr Verweis auf meine kritische Berichterstattung über Pierre Vogel greift da nicht. Vogel ist ein militanter Islamist. Oder wollen Sie alle muslimischen MitbürgerInnen in einen Sack stecken, ohne zwischen den einzelnen Gruppierungen zu unterscheiden? Das scheint mir doch etwas zu einfach.
h.reile
Ist denn dieser Bericht ernst gemeint? Dann verstehe ich Ihre Berichterstattung über Pierre Vogel nicht. Ist die Aufhebung des Burkini Verbotes ein Meilenstein für die Frauenrechte? Wohl kaum..