Mahnwache in Lindau: Free Assange!

Rund 30 Menschen forderten, dem feucht-kalten Wetter trotzend, vergangenen Sonntag in Lindau „Freiheit für Julian Assange“. Mit einer von „attac“ und dem Verein „Keine Waffen vom Bodensee“ organisierten Mahnwache auf dem Bismarckplatz verliehen sie ihrer Überzeugung Ausdruck, dass es „ohne Pressefreiheit keine Demokratie“ und „ohne Whistleblower keine Pressefreiheit“ geben könne.

Lothar Höfler, der Verantwortliche, berichtete in seiner Rede vom Entsetzen, das ihn ergriffen habe, als 2010 Wikileaks ein drei Jahre zuvor aus einem US-Kampfhubschrauber heraus aufgenommenes Video veröffentlichte. Das 18-minütige Filmdokument zeigt, wie eine Gruppe irakischer Zivilisten, darunter zwei Reporter der Nachrichtenagentur Reuters und zwei Kinder, zusammengeschossen wird. Das Video und weitere geheime Akten über Kriegsverbrechen des US-Militärs wurden von dem Armee-Nachrichtenspezialisten Bradley Manning geleakt und Wikileaks zugespielt.

Nach deren unzensierter Veröffentlichung auf der „Enthüllungsplattform“ erklärte Washington Manning und Assange zu Staatsfeinden und löste eine gnadenlose Jagd aus. 2012 flüchtete Assange vor den Häschern der USA für sieben Jahre in die Botschaft Ecuadors, bevor diese ihn 2019 an England auslieferte. Seither wartet er in einem Londoner Hochsicherheitsgefängnis auf eine Gerichtsentscheidung über eine eventuelle Auslieferung an die USA. Der Druck aus Washington ist riesig.

Der Friedensaktivist erinnerte an die Tendenz aller Macht und Autoritäten, ihr Exklusivwissen gegenüber der Öffentlichkeit intransparent zu halten, um daraus Vorteile zu ziehen und Fehler zu kaschieren. Höfler: „Wollen wir unsere Demokratie nicht einbüßen, ist es Pflicht und vornehmste Aufgabe der Medien, aber auch aller Bürger*innen, die Macht zu kontrollieren, Missbrauch öffentlich zu machen und sei es durch Regelverletzungen, wie Whistleblowing. Freiheit braucht Transparenz!“

Der zweite Redner, Wolfram Frommlet, langjähriger Journalist und Kolumnist der Schwäbischen Zeitung in Ravensburg, ging detaillierter auf die Kriegsverbrechen, die Verbrechen gegen Menschenrechte, die Rechtsbrüche der USA und ihre Skandale beim Umgang mit und der Strafverfolgung von Whistleblowern ein. Und er beleuchtete das Verhalten der „Verbündeten“ der USA. Nicht Recht und Gesetz sei dabei der Maßstab. Eher Angst, Kleingeist, Feigheit, Gefälligkeit, Anbiederung gegenüber dem großen Bruder.

MM/red (Bild: Keine Waffen vom Bodensee)