Maskiert euch – aber wie?
Seit dem 27. April muss eine Maske tragen, wer zum Einkaufen geht oder mit dem Bus oder Zug fahren will. Verordnet hat die Maskenpflicht die Landesregierung im Rahmen der Corona-Schutzmaßnahmen. Wie die Versorgung der Bevölkerung mit den nötigen Atemschutzmasken sichergestellt werden soll, hat die grün-schwarze Koalition indes offengelassen. Das rief jetzt die Konstanzer Jusos auf den Plan. Auf Landesebene meldete sich zudem die Linkspartei zum Thema zu Wort.
[the_ad id=“70230″]
In einem Offenen Brief an OB Uli Burchardt schlägt der Konstanzer SPD-Nachwuchs vor, die Stadt solle taugliche Masken in ausreichender Zahl bestellen und flächendeckend an die Einwohnerschaft ausgeben. In dem von der Vorsitzenden Giuliana Ioannidis unterzeichneten Schreiben des Juso-Kreisvorstands wird auf die Anschaffungskosten verwiesen, die einkommensschwache Familien oder Geflüchtete belaste. Mit einem in ihrem Brief skizzierten Aktionsplan wollen die Jungsozialdemokraten gegensteuern.
Anderen geht das nicht weit genug. Die Linke in Baden-Württemberg etwa sieht die Landesregierung als Urheberin der Verordnung selbst in der Pflicht. Wer eine Maskenpflicht vorschreibe, müsse auch dafür zahlen, erklärte Linke-Landessprecherin Sahra Mirow in einer Medienmitteilung der Partei. Auch sie erinnert an die finanzielle Belastung etwa von Hartz-IV-BezieherInnen und fordert deshalb die kostenfreie Ausgabe der Atemschutzmasken.
Die Verlautbarungen der Konstanzer Jungsozialisten und der baden-württembergischen Linkspartei in vollem Wortlaut.
Alltagsmasken für die gesamte Konstanzer Bevölkerung
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Burchardt,
wir – der Juso Kreisverband Konstanz – verfolgen nun seit einigen Wochen gespannt die Debatte um eine mögliche Maskenpflicht in Baden-Württemberg. Grundsätzlich halten wir das Tragen einer sogenannten Alltagsmaske im öffentlichen Raum für sinnvoll und begrüßen die Entscheidung der Landesregierung zum Schutz der Allgemeinheit.
Im Hinblick auf den Erwerb solcher Alltagsmasken stellt sich für uns allerdings die Frage, wie gerade finanziell schwächere Menschen und Familien die notwendigen Mittel aufbringen sollen. Wir sehen einkommensschwache Familien sowie Geflüchtete beim privaten Erwerb solcher Alltagsmasken benachteiligt und wenden uns daher an Sie persönlich.
Wir würden Ihnen gerne einen Vorschlag unterbreiten der unserer Ansicht nach eine Gleichbehandlung aller sowie den maximal möglichen Schutz zulässt.
Wir würden gerne mehrfach verwendbare Baumwoll-Alltagsmasken in großer Stückzahl für die gesamte Konstanzer Bevölkerung über die Stadt– möglicherweise über die technischen Betriebe bestellen lassen. Der Stückpreis pro Maske würde logischerweise bei einem solchen Bestellrahmen deutlich niedriger ausfallen als bei privaten Bestellungen. Ideal wäre unserer Ansicht nach eine Stückzahl von zwei Masken pro Person, ähnlich wie dies bereits in anderen (Groß)-Städten durchgeführt wird bzw. in Planung ist. Beispielhaft zu nennen wäre u.a. Tübingen – hier wurden bereits vor Einführung der Pflicht Masken an alle BürgerInnen über 65 Jahren verteilt. Wir hingegen möchten allerdings noch einen Schritt weitergehen und alle Konstanzer BürgerInnen mit Alltagsmasken ausstatten.
Alltagsmasken tragen aufgrund ihrer Beschaffenheit wenig zum Eigenschutz der TrägerInnen bei, sondern dienen eher dazu, dass ein Infizierter möglichst wenig andere Personen ansteckt. Um Ansteckungen zu unterbinden, müssen die Konstanzer BürgerInnen möglichst flächendeckend mit Masken ausgestattet werden. Zudem sollen die Masken laut Empfehlung der Bundesregierung möglichst nach einmaliger Benutzung gewaschen werden. Dementsprechend werden mehrere Masken pro Person benötigt. Die Verteilung von zwei Masken an jede Person in Konstanz würde es ermöglichen, dass dieser Empfehlung besser Folge geleistet werden kann. Auch, z.B. Familien mit vielen Kindern könnten so deutlich entlastet werden.
Sollten die Masken dann bestellt werden, wäre eine entsprechende Verteilung an die Konstanzer Bevölkerung der nächste Schritt. Hierzu finden wir weder Abholstellen noch eine persönliche Ausgabe an Vergabestandorten zweckdienlich. Auf Grund der anhaltenden Infektionsgefahr sehen wir eine Verteilung über den Postweg als annehmbarste Methode. Ein Versand über den Postweg wäre selbstverständlich mit logistischem Mehraufwand was das Eintüten, sowie den Transport betrifft verbunden. Grundsätzlich sind wir allerdings der Meinung, dass gerade in Zeiten wie diesen viele – insbesondere jungen Menschen wie Studierende und Auszubildende – ihre Unterstützung anbieten würden, um die Masken möglichst schnell versandfertig zu machen und zu transportieren. Wir als Kreisvorstand der Jusos Konstanz bieten hier selbstverständlich auch unsere Mithilfe an.
Es ist davon auszugehen, dass die benötigten Masken nicht alle zeitgleich geliefert werden können. Daher würden wir vorschlagen, bei der Verteilung der Masken zuerst bei den Risikogruppen zu beginnen, wie Menschen über 65 Jahren und finanziell schwächeren Gruppen, wie z.B. Geflüchteten und Personen, welche Sozialhilfe in Anspruch nehmen.
Wir sind uns darüber im Klaren, dass hinter einer solchen Aktion große Planung- und Koordinationsarbeit steckt. Nichtsdestotrotz halten wir die Verteilung von Alltagsmasken an die gesamte Konstanzer Bevölkerung für eine gerechte Maßnahme, sowie die effektivste Vorgehensweise im Hinblick auf die Sicherheit aller KonstanzerInnen.
Dieses Schreiben soll in erster Linie darauf hinweisen, dass wirklich alle Bevölkerungsgruppen der Konstanzer Bürgerschaft bei der Forderung nach einer Maskenpflicht mitbedacht werden müssen. Wir möchten hier einen möglichen Aktionsplan aufzeigen, der sich am Bespiel anderer Städte orientiert. Für Gegenvorschläge der Stadtverwaltung sind wir allerdings selbstverständlich jederzeit zugänglich.
Da die Maskenpflicht bereits ab Montag, den 27.04.2020 in ganz Baden-Württemberg greift, bitten wir um eine möglichst zügige Bearbeitung unseres Anliegens.
Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung und verbleiben mit den besten Grüßen,
Der Kreisvorstand der Jusos Konstanz
Wer eine Maskenpflicht vorschreibt, muss auch für Masken zahlen
In Baden-Württemberg werden ab dem 27. April Mund-Nasen-Masken beim Einkaufen oder im Öffentlichen Nahverkehr Pflicht. Da die Umsetzung der bundesweiten Corona-Verordnung Ländersache ist, haben einige Bundesländer schon früher eine solche Maskenpflicht angeordnet, ebenso wie einzelne Städte in Baden-Württemberg. Wie die Versorgung der Bevölkerung mit den nun angeordneten Atemschutzmasken im Einzelnen geregelt wird, ist unklar.
Bernd Riexinger, Parteivorsitzender DIE LINKE und MdB aus Stuttgart erklärt dazu: „Die Eindämmung des Virus müssen wir weiter vorantreiben. Die verordnete Maskenpflicht ist durchaus sinnvoll, da eine ‚dringende Empfehlung‘ von der Bundesregierung alleine nicht ausreicht. Aufgabe der Bundes- und Landesregierung ist es jetzt auch dafür zu sorgen, dass Beschäftigte in Krankenhäusern, Arztpraxen sowie bei den stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen mit ausreichend medizinischer Schutzausrüstung ausgestattet werden. Der Gesundheitsschutz der Beschäftigten muss höchste Priorität haben.
Sahra Mirow, Landessprecherin DIE LINKE Baden-Württemberg ergänzt: „Wir unterstützen die von der Landesregierung verordnete Maskenpflicht, aber es muss sichergestellt werden, dass alle Menschen ausreichend Zugang zu Atemmasken haben. Das kann nur gewährleistet werden, wenn diese vom Land zur Verfügung gestellt werden. Im Hartz-IV-Regelsatz ist kein Geld für diese aktuell teuren Masken vorgesehen. Sanktionen bei einem Verstoß gegen diese Verordnung darf es nicht geben, wenn nicht gleichzeitig sichergestellt wird, dass Menschen die Verordnung auch einhalten können. Als LINKE fordern wir deswegen die kostenfreie Ausgabe von Atemschutzmasken, und zwar dort, wo sie aktuell benötigt werden: im Einzelhandel und im ÖPNV!“
MM Jusos Konstanz/Die Linke Baden-Württemberg/red (Bild: Omni Matryx auf Pixabay)
Welche Blüten die Unverschämtheit treibt, erschließt sich unter anderem hier:
https://aktion.campact.de/rettungsgelder/appell/empfehlen#form
und hier:
https://weact.campact.de/petitions/covid-19-gesundheitsarbeiter-innen-fordern-menschen-vor-profite
Die Lufthansa will mit ihren Subunternehmen weiterhin Steuern sparen in Panama, den Caymans usw. Spahn will die Unterschriften der Pflegekräfte und ihrer Unterstützer nicht entgegennehmen.
Da entwickelt sich doch eine faszinierende Idee: Man könnte den widerlichen Mit-Essern beim Kofferpacken helfen. Für ihre Reise „auf die Bahamas oder ins Tessin, der Teufel weiß am besten wohin“.
„Die Kreisverwaltung will auf den neuesten Corona-Ausbruch beim Unternehmen Westfleisch in Coesfeld mit Maßnahmen reagieren. Der Kreis hat NRW-weit derzeit die höchste Neuinfektionsrate. …SPD und der Deutsche Gewerkschaftsbund im Kreis forderten am Donnerstag (07.05.2020) in einem offenen Brief an NRW-Gesundheitsminister Laumann deutlich mehr Kontrollen bei Westfleisch, etwa durch den Arbeitsschutz. Den regionalen Verwaltungen müsse es zudem möglich sein, Wohnungen zu inspizieren, in denen die Arbeiter untergebracht sind. Das Landesarbeits- und Landwirtschaftsministerium hat derweil angekündigt, die Unterkünfte von Saisonarbeitern in Landwirtschaft und Fleischindustrie stärker im Blick haben zu wollen. Bei gravierenden Verstößen wolle man „schnell und konsequent Maßnahmen“ anordnen.“
https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/coesfeld-westfleisch-corona-100.html
„In den als systemrelevant eingestuften Betrieben der Fleischwirtschaft grassiert eine Infektionswelle“.
Hatte schon Bedenken ob meiner Formulierung als vielleicht voreilig und überzogen. Jetzt nicht mehr – ein Grossbetrieb einer weiteren, 3. Unternehmensgruppe der Fleischverarbeitung ist betroffen, ein fast gesetzmässiger Ablauf – es hat System und nennt sich Wanderarbeit, Werksvertrag und Subunternehmen, Billiglohn und Entrechtung. Auch die Bauindustrie ist betroffen. Konsequenzen ?
https://www.faire-mobilitaet.de/++co++e3a0377c-346f-11e6-86d3-525400e5a74a
„Die Steaks sind mariniert, das Bier ist kühl und für die Kinder liegen Würstchen bereit: Während sich Deutschland günstig durch die Corona-Saison grillt, verpacken die Mitarbeiter bei Müller-Fleisch in Birkenfeld Nachschub.
So gegen 17 Uhr, wenn die Glut angefacht wird, beginnt für Werkvertragsarbeiter die Anfahrt mit Kleinbussen. Um 18 Uhr haben die Männer und Frauen ihre Handys abgegeben und stehen am Band, wo sie Spießchen in Verkaufsschalen drapieren.
Es geht um Stundenlohn, vorwiegend Mindestlohn von 9,35 Euro bei der Arbeit. Die Schicht der zumeist ungelernten Kräfte hat zwölf Stunden, geht also bis 6 Uhr am nächsten Morgen an sechs Tagen in der Woche – seit rund 300 Kollegen und Kolleginnen wegen Corona-Infektion fehlen, sollen es sieben sein.
„Die Konditionen sind ganz schlecht“, kommentiert die Frau. Es gebe höchstens 1.450 Euro netto für rund 260 Stunden im Monat, vor allem Nachtschicht. Davon würden monatlich 24 Euro für die Reinigung der Arbeitskleidung abgezogen. Weitere 50 Euro für den Transport nach Birkenfeld und 250 Euro pro Bett in kleinsten, mehrfach belegten Zimmern.
Auf den zehn Quadratmetern, für die ein Paar zusammen 500 Euro bezahle, stehe noch ein Kühlschrank. Wer einzeln, ohne Partner oder Verwandte angestellt sei, teile sich ein solches Zimmer zu dritt oder viert. Dusche und Küche gebe es stockweise.
Wie die meisten Fremdarbeiter bei Müller-Fleisch, stammt die Frau aus Rumänien und dort aus Siebenbürgen. Bindeglied ist die Best Personal Services GmbH in Neuenbürg. Das Unternehmen, das laut langgedienten Angestellten seine Wurzeln in der Nähe von Brasov (Kronstadt) hat, arbeitet seit 2009 mit Müller-Fleisch zusammen. Es vermittelt rund 300 der 500 Fremdarbeiter in Birkenfeld, so erzählt Geschäftsführerin Nicoleta-Melania Bica. Dafür brauche es kein Anwerbebüro. Ihre Dienste sprächen sich herum…“
https://bnn.de/lokales/pforzheim/werksvertragsarbeiterin-bei-mueller-fleisch-zehn-quadratmeter-fuer-zwei-betten-und-kuehlschrank
Weitere Kommentierung ist überflüssig – nur noch der Hinweis auf das in diesem Bericht auftauchende Wort https://de.wikipedia.org/wiki/Fremdarbeiter
Es hat System – in den als systemrelevant eingestuften Betrieben der Fleischwirtschaft grassiert eine Infektionswelle – Müller Fleisch bei Pforzheim ist kein Einzelfall.
„Der Schlachthofbetreiber Vion hat nach Corona-Infektionen von Mitarbeitern angekündigt, die Produktion in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) zu stoppen. Dies geschehe aus reiner Vorsicht und zum Schutz der Beschäftigten, so das Unternehmen. Zuvor hatte sich laut Kreis bei ausländischen Schlachthofmitarbeitern in Kellinghusen (Kreis Steinburg) die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten auf 49 erhöht.“
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Nach-Corona-Faellen-Schlachthof-will-Produktion-stoppen,kellinghusen160.html
Es sind die seit Jahren bekannten und hingenommenen Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitenden in diesen Industrien, wovon viele profitieren.
An den scheinbar „vergessenen“ und unsichtbaren Wanderarbeitern scheiterte schon die Eindämmungsstrategie des angeblichen Corona-Musterstaats Singapur.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/singapur-kampf-gegen-raschen-anstieg-der-covid-19-infektionen-a-91c97ba7-c21e-49f7-888d-ae85bd56f86b
Und dies betrifft hierzulande nicht nur die Fleischindustrie
„Rund 100 Menschen haben am Freitagvormittag gegen die Arbeitsbedingungen auf der Stuttgart-21-Baustelle demonstriert. 19 Arbeiter hatten sich mit dem Coronavirus infiziert. Aus Platzgründen musste die Demo an den Bauzaun verlegt werden.
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kundgebung-bei-s-21-baustelle-solidaritaet-mit-kranken-arbeitern.9f736572-b125-43ba-bc3e-f3fb3ac150a1.html
Die vorbildliche Solidaritätsaktion am 1.Mai in Stuttgart
https://www.youtube.com/watch?v=Ugq3J328u6I&feature=youtu.be
Die #Coronakrise legt täglich schonungslos die Schwachstellen unserer Gesellschaft offen.
Die Teufelsmühle (nach Karl Polany)
„Die Covid-19-Pandemie mit Zehntausenden von Todesfällen und Millionen von Infizierten weltweit wirft generelle Fragen darüber auf, wie wir menschliche Gesellschaften und ihr Verhältnis zur Natur organisieren. Die Pandemie weckt Zweifel an den Grundsätzen des kapitalistischen Wirtschaftsmodells. Gegen alle Erwartungen hat sie das Mahlwerk von Karl Polanyis „Teufelsmühle“ gänzlich angehalten, sodass wir über Arbeitswelt und Rechte arbeitender Menschen neu nachdenken müssen. Neben den unterbezahlten und überarbeiteten Beschäftigten im Gesundheitswesen wurden auch die Arbeitskräfte in Lebensmittelgeschäften, Reinigungsfirmen und Restaurant-Lieferdiensten über Nacht für unentbehrlich erklärt, weil unsere Gesellschaft auf diese Berufe schlichtweg angewiesen ist.
In Europa und anderswo, besonders aber in Deutschland, tobt eine politische Debatte um eine andere Kategorie von Beschäftigten aus den Randbereichen der Arbeitswelt, die für die Versorgungssicherheit allerdings entscheidend sind: die Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft, die in Zeiten der Pandemie wegen Grenzschließungen und Einschränkungen im Reiseverkehr nicht nach Deutschland kommen können. Die Problematik selbst und die politischen Lösungsversuche sagen viel über Normativität und politische Ökonomie von Arbeit und Mobilität in der europäischen Kern-Peripherie aus…“
https://www.ipg-journal.de/regionen/europa/artikel/detail/die-teufelsmuehle-4317/
Passend zum 1.Mai
„Von 1100 Mitarbeitern wurden 270 positiv auf Corona getestet: Bei Pforzheim gibt es einen massiven Infektionsausbruch auf einem Schlachthof.“
Aus welt.de heute 15Uhr15
Presseerklärung der NGG vom 22. April 2020
„Beim Frischfleischproduzenten Müller Fleisch in Birkenfeld (Pforzheim) sind inzwischen 168 ausländische Werkvertragsbeschäftigte von insgesamt 800 Beschäftigten positiv auf das Coronavirus getestet worden. Alle anderen Beschäftigten des Unternehmens stehen unter Quarantäne, arbeiten aber bis weitere Testergebnisse, die in den nächsten Tagen erwartet werden, vorliegen. Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), hat den Umgang des Unternehmens mit der Gesundheit der Beschäftigten scharf kritisiert und das Verhalten von Gesundheitsamt und Landrat als skandalös bezeichnet. “
https://www.ngg.net/pressemitteilungen/2020/coronavirus-infektion-bei-mueller-fleisch-landrat-und-gesundheitsamt-handeln-unverantwortlich/
https://bnn.de/lokales/pforzheim/rumaenischer-konsul-klopft-vergebens-bei-mueller-fleisch-in-birkenfeld-an
Eine Krise mit lang bekanntem Vorlauf und Ankündigung
( wie in vielen anderen Bereichen )
Der Spiegel im März 2013
„Schwarzbuch Werkverträge Billiger geht immer
Erst Leiharbeit, jetzt Werkverträge – den Ausbeutungsmöglichkeiten für Arbeitgeber sind fast keine Grenzen gesetzt. So schreibt es die Gewerkschaft NGG in ihrem Schwarzbuch Werkverträge. Darin kommen Menschen zu Wort, die wenig Rechte und noch weniger Lohn haben. “
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ngg-veroeffentlich-schwarzbuch-werkvertraege-a-887349.html
Der DLF 2017
https://www.deutschlandfunkkultur.de/moderne-lohnsklaven-in-deutschland-ackern-im-akkord.1001.de.html?dram:article_id=390475
Leider hinter einer Bezahlschranke ist das Spiegel-Interview mit dem US-amerikanischen Medizinhistoriker Frank M. Snowden „Wie Seuchen Weltmächte zu Fall brachten.“
Die englische Originalversion ist ohne paywall:
https://www.spiegel.de/international/world/what-history-can-tell-us-about-today-s-coronavirus-pandemic-a-378ebd03-cefb-45a6-bb7a-2db184de81cc
Hier noch ein aktuelles Podcast mit Frank Snowden
https://octavianreport.com/rostrum/naples-cholera-epidemic-frank-snowden/
@Helmut Dietrich
Vielleicht sollten Sie den ganzen Beitrag von Eisenstein lesen, danach werden sie möglicherweise verstehen, um was es im Kern jetzt und künftig geht – und warum wir uns so verhalten, wie wir es im Moment tun.
Herr Lutz E. Krause ich zitiere aus ihrem verlinkten Text :
„“In dem Moment, da ich dies schreibe, sagen die offiziellen Statistiken, dass etwa 25.000 Menschen an COVID-19 gestorben sind. (Nachtrag: Das war am 25. März. Jetzt am 2. April sind es 50.000.““
Inzwischen sind es trotz aller Massnahmen in praktisch allen Ländern 214 000 Opfer. Wieviele zusätzliche Opfer würden sie denn „“auf dem Altar der Sicherheit““ für grössere Freiheit opfern ? Falsche Frage ? Nein, denn das eine ist mit dem andern untrennbar verbunden.
Und um Ihre Frage wie lange noch ? kurz und schlüssig zu beantworten : Bis es einen Impfstoff gibt.
Die Maskenpflicht trat gestern in Kraft. Glaubt irgendjemand allen Ernstes, dass der Staat die Masken aufbringen kann, bevor die Maskenpflicht wieder für hinfällig erklärt wird? Aber Scherz beiseite. Die Rede ist nicht von hochqualitativen Mundschutz-Masken – die müssen zwingend dem Personal in den Kliniken vorbehalten bleiben, das stimmt! Was den Mundschutz aus Stoff betrifft, finde ich den Ruf nach dem Staat allerdings lächerlich. Sind wir wirklich schon so weit, dass wir solch einen Helikopterstaat brauchen? Erwachsene Menschen sollten imstande, aus einem Stückchen Stoff eine Maske zu fertigen. Ein entbehrliches T-Shirt findet sich in jedem Haushalt und eine Nähmaschine braucht man auch nicht unbedingt. Im I-net gibt es jede Menge kreative Ideen für die Herstellung. Diese Krise wirft einen Haufen Fragen auf, unsere Zukunft betreffend. Wenn das die einzige Sorge ist, dann gute Nacht.
Lutz: Danke für den Tipp, habe beim Überfliegen der Zeilen aus „Die Krönung“ festgestellt, dass ich mich länger mit diesem Text beschäftigen muss und diese Empfehlung sicher weiter geben werde.
„… für welche der Dinge, die uns jetzt gerade weggenommen werden – bürgerliche Freiheiten, Versammlungsfreiheit, die Souveränität über unseren eigenen Körper, persönliche Treffen, Umarmungen, Handschläge und öffentliches Leben – kann es notwendig werden, dass wir mit unserem bewussten politischen oder persönlichen Willen dafür werden einstehen müssen, wenn wir sie zurückhaben wollen?
… Während man all diese Maßnahmen kurzfristig damit rechtfertigen kann, dass sie zur Abflachung der Kurve (der epidemiologischen Wachstumskurve) beitragen, ist allenthalben die Rede von einer „neuen Normalität“, was bedeuten könnte, dass die Veränderungen keineswegs nur vorübergehend gedacht sind. Weil die Bedrohung durch eine ansteckende Krankheit – genau wie die Bedrohung durch den Terror – nie aufhört, können sich Kontrollmaßnahmen leicht zu Dauermaßnahmen auswachsen … Wenn es eine Sache gibt, die unsere Zivilisation gut kann, dann ist es, einen Feind zu bekämpfen. Wir lieben es, das zu tun, was wir gut können, was wiederum die Gültigkeit unserer Technologien, Systeme und unserer Weltanschauung bestätigt. Und so erschaffen wir uns selbst unsere Feinde, ordnen Probleme wie Verbrechen, Terrorismus und Krankheit in Kategorien des „Wir-gegen-Die“ ein und mobilisieren unsere kollektiven Energien für alle Maßnahmen, die in dieses Schema passen. Deshalb fassen wir COVID-19 als einen Ruf zu den Waffen auf und reorganisieren die Gesellschaft wie für einen Krieg, während wir die Möglichkeit der nuklearen Vernichtung, des ökologischen Kollaps und 5 Millionen verhungernder Kinder als Normalität behandeln
… In was für einer Welt wollen wir leben?
Wieviel vom Leben wollen wir auf dem Altar der Sicherheit opfern? Wollen wir zu unserer Sicherheit in einer Welt leben, wo sich Menschen nicht mehr versammeln? Wollen wir zu jeder Zeit Masken in der Öffentlichkeit tragen? Wollen wir uns bei jeder Reise medizinisch untersuchen lassen, wenn das eine bestimmte Zahl von Menschenleben pro Jahr rettet? Sind wir bereit, die allgemeine Medikalisierung des Lebens zu akzeptieren und die Bestimmungshoheit über unsere Körper medizinischen Autoritäten (die von politischen ernannt werden) zu überantworten? Wollen wir, dass jede Veranstaltung eine virtuelle Veranstaltung wird? Wie sehr sind wir bereit in Angst zu leben?“
Vollständig unter https://charleseisenstein.org/essays/die-kronung/?_page=4