Mehr Menschen sollen in die Stadt und nicht mehr Autos

Die Konstanzer Aktionsgemeinschaft „Das bessere Verkehrskonzept“ reagiert auf die aktuelle Verkehrsmisere und fordert: Verkehrszählung vor Erweiterung des Lago-Parkhauses. Außerdem: Kein Baubeginn während des Laube-Umbaus. Und: Nachweis für die Verkehrsentlastung durch die Begegnungszone vor dem Bahnhof. Damit fordert sie nur einstige Zusagen der Stadtverwaltung ein. Man darf gespannt sein, ob dann aus der Flickschusterei endlich ein schlüssiges Verkehrskonzept wird

Im Einzelen schreibt die Aktionsgemeinschaft: „Die Genehmigung der Parkhauserweiterung Lago war an die Einrichtung der Begegnungszone am Bahnhof geknüpft. Der Sinn dieser Verknüpfung war, dass die Begegnungszone den Verkehr von der Konzilstraße (und in Folge von der Bodanstraße) auf die Laube verlagern sollte. Nur so könne auf der Bodanstraße Kapazität freigemacht werden für die zusätzlichen Autos, die das Parkhaus ansteuern. Nur ein Erfolg dieser Maßnahme hätte die Einhaltung der Lärm und Abgasgrenzwerte in der Bodanstraße ermöglicht.

Die Begegnungszone ist seit fast drei Monaten eingerichtet. Hat sie den gewünschten Effekt erreicht, wurden die Emissionen reduziert? Ist auf der Bodanstraße Platz geschaffen worden für weitere Autos? Dem Augenschein nach nicht. Es ist für die Anwohner Stadelhofens keine Änderung der Situation im Vergleich zu der Zeit vor der Begegnungszone spürbar. Warum findet keine Verkehrszählung statt, um den Erfolg der prognostizierten Verkehrsverlagerung zu dokumentieren und den Baubeginn des Parkhauses auch rechtlich unanfechtbar zu machen?

DESHALB: Keine Parkhauserweiterung, solange die Begegnungszone den Verlagerungseffekt von Konzil- und Bodanstraße auf die Laube nachweislich erbracht hat. Wenn die Voraussetzung nur auf dem Papier erfüllt ist, in der Realität die Staus aber noch länger wurden, ist niemandem gedient.

Der gesunde Menschenverstand legt nahe: Ab nächster Woche gibt es eine Verlagerung des Verkehrs von der Laube in die Begegnungzone. Denn die Dauerbaustelle auf der Laube dürfte eine mindestens ebenso starke verkehrslenkende Wirkung entfalten wie die Begegnungszone vor dem Bahnhof. Die Autofahrer, von der alten Rheinbrücke kommend mit Ziel Döbele und umgekehrt, sehen sich vor die Wahl zwischen Pest und Cholera gestellt. Es wird egal sein, welchen Weg sie einschlagen. Verkehrslenkung ist in dieser Situation sinnlos. Hinzu kommt der Baustellenverkehr für den Laubeumbau und die Lago-Parkhauserweiterung. In dieser Situation sind die verkehrstechnischen und –rechtlichen Voraussetzungen für die Lago-Parkhauserweiterung nicht mehr gegeben. Wenn Stadtverwaltung und Gemeinderat die parallelen Baustellen auf Laube und am Lagoparkhaus zulassen, dann stolpern sie blindlings in ein vergleichbares Desaster wie bei den Philharmoniefinanzen: Alle können es wissen, doch keiner zieht daraus die Konsequenzen und handelt.

DESHALB: Keine Parkhauserweiterung, solange die Bauarbeiten Laube andauern (August 2013) und die Lenkungswirkung der Begegnungszone durch Verkehrszählungen objektiv nachgewiesen ist. Mittelfristig wäre zudem die Einrichtung eines dauerhaften Verkehrs-Monitorings in Konstanz notwendig, um für Verkehrsplanungen und deren Auswirkungen zukünftig objektive und zuverlässige Daten zur Verfügung zu haben.

Weder Schnetztorknoten noch Bodanstraße sind vergrößerbar. Sie sind die wahren Engpässe und sollen künftig – werden die Leitlinien der Stadt Konstanz umgesetzt – noch mehr Platz für Fahrradfahrer, Fußgänger und Busse bieten. Wenn jeweils ein oder zwei Personen acht Quadratmeter Auto mitbringen, reicht der Platz in unserer mittelalterlichen Altstadt schlicht nicht aus. Die Politik der Vergrämung von Autofahrern hierhin und dorthin, je nachdem wo noch Straßenkapazität vermutet wird, ist längst gescheitert.

Der vernünftige Lösungsansatz ist bekannt: Möglichst viele Menschen in die Stadt bringen, nicht möglichst viele Autos. Eine Lösung ist bereits erprobt und sollte daher vor weiteren Parkhausbauten umgesetzt werden: Dauerhaft eingerichtete und attraktive Shuttle-Busse von Schänzlebrücke und Zollhof aus, wie vom Konstanzer Stadtmarketing schon 2011 temporär eingerichtet“.

Autor: PM.