Mehr Mobilität für Flüchtlinge

Die Fahrradwerkstatt von Save me hat am Freitag mit einem kleinen Fest ihre neuen Räumlichkeiten in der Hans-Thoma-Straße eröffnet. Hier sollen gebrauchte Fahrräder instand gesetzt und preiswert an Flüchtlinge vergeben werden. Dank der größeren Räum­lichkeiten hofft man, besser arbeiten und noch mehr Fahrräder lagern und anbieten zu können. Konstanzer und Konstanzerinnen sind natürlich herzlich eingeladen, nicht mehr benötigte Drahtesel zu spenden.

Auch für geflüchtete Menschen ist bezahlbare Mobilität ein zentrales Anliegen, und dabei kommt dem eigenen Fahrrad gerade in einer Stadt wie Konstanz eine wichtige Rolle zu. Darum hat Save me e.V. bereits vor einiger Zeit eine Fahrradwerkstatt gegründet, in der gebrauchte Fahrräder für Flüchtlinge repariert und wieder fahrtüchtig gemacht werden. Save me ist eine Organisation, die sich dafür einsetzt, Flüchtlinge willkommen zu heißen und ihnen Unterstützung beim Aufbau eines selbstbestimmten Lebens in Würde und Sicherheit anzubieten. Zur Zeit umfasst der Kreis der HelferInnen und Hilfswilligen ca. 1.000 Menschen, die ehrenamtlich tätig sind oder sein möchten, etwa in der Hausaufgabenbetreuung – oder eben beim Reparieren von Fahrrädern.

Fahrräder werden gespendet

Das Verfahren ist simpel: Wer ein noch irgendwie verwertbares Fahrrad spenden möchte, kann sich bei Save me melden, dann schauen Helfer vorbei, die das Fahrrad abholen. Derzeit findet so durchschnittlich ein Fahrrad pro Tag seinen Weg in diese Werkstatt, und die Idee liegt im Trend, weil etliche Menschen gerade ihr konventionelles Fahrrad durch ein Modell mit Elektroantrieb ersetzen.

Das ehrenamtliche Reparaturteam arbeitet an 2–3 Tagen in der Woche daran, die gespendeten Räder in einen straßenverkehrssicheren Zustand zu versetzen. Der Kreis aus ca. 15 aktiven HelferInnen besteht nahezu ausschließlich aus Berufstätigen und Rentnern, die z.B. als Mitarbeiter von Radreiseveranstaltern technisch versiert sind. Allein acht Helfer stellt die Organisation „Ingenieure ohne Grenzen Konstanz“. Seit einiger Zeit arbeiten auch einige Flüchtlinge bei den Reparaturen mit, die dann nach einer gewissen Anzahl an ‚Dienststunden‘ ein Fahrrad gratis erhalten – und bei der Schrauberei natürlich auch ihre Deutschkenntnisse verbessern.

Etwa einmal pro Monat gibt es dann einen sogenannten Verkaufstag, an dem meistens 20–30 Räder einen neuen Besitzer finden. Die Fahrräder kosten zwischen 5 und 30 Euro, und die Nachfrage seitens der Geflüchteten ist derart groß, dass schon das Los entscheiden musste, wer ein Fahrrad bekommt. Außerdem bemüht man sich darum, im Handel oder als Spenden an Fahrradhelme zu kommen, die zusammen mit den Fahrrädern ausgegeben werden. Natürlich sind auch Verkehrsschulungen nötig, weil viele Geflüchtete aus Ländern kommen, in denen Fahrräder Seltenheitswert haben und im Straßenverkehr gänzlich andere Umgangsformen herrschen.

Neue Räumlichkeiten

Anfang 2014 begann die Werkstatt mit einem Kellerraum in der Gemeinschaftsunterkunft in der Steinstraße, der nur als Lagerraum diente und deutlich zu klein war, repariert wurde daher umständlich an zwei anderen Orten. Danach fand man als Zwischennutzer bis Mitte Januar 2016 Unterschlupf im ehemaligen Autohaus Hardenberg nahe dem Zähringerplatz, das jetzt gerade abgerissen wird. Bereits während dieser Zeit wurde intensiv nach einer geeigneten dauerhaften Bleibe gesucht, die sich schließlich in der für Flüchtlinge zentral gelegenen Hans-Thoma-Straße fand. Es passte sich gut, dass das Gebäude im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ist und die Stadt Konstanz als Mieterin der Räume auftritt, in denen die Werkstatt ihrerseits Untermieterin ist.

Der Verein hat sich bereits früh mit einer Informationsveranstaltung an die Nachbarn gewandt und fühlt sich in der Nachbarschaft akzeptiert. Horst Theodor Schließer von Save me freut sich auch deshalb über die neuen Räumlichkeiten, weil sich dort nicht nur genug Platz für Lager plus Werkstatt findet, sondern es auch Raum für Bürotätigkeiten und Besprechungen gibt, an dem es bisher ebenfalls ermangelte. Der Konstanzer Flüchtlingsbeauftragte Moustapha Diop betonte anlässlich der Eröffnungsfeier in seinem Grußwort, wie wichtig Mobilität für die Integration und für ein selbständiges Leben ist. So arbeiten schon jetzt einige Flüchtlinge auf Reichenau und Mainau, die auf ihrem Weg zur Arbeit auf das Fahrrad als Transportmittel angewiesen sind.

Die Nachfrage nach Fahrrädern – auch für Kinder – bleibt seitens der Geflüchteten jedenfalls gewaltig, und auf absehbare Zeit dürfte den wackeren SchrauberInnen die Arbeit nicht ausgehen.

Spender gesucht

Die Fahrradwerkstatt benötigt neben Fahrrädern auch noch einige Einrichtungsgegenstände: Wer kann
► Kunststoffboxen
► eine Alu-Vielzweckleiter
► einen starken Staubsauger
► eine Werkzeugwand
► einen Werkzeugwagen
► eine Spüle
► oder Lamellenvorhänge (20 m, ca. 1,5 m hoch oder kürzbar)
spenden?

Kontakt: info@save-me-konstanz.de
Informationen: http://www.save-me-konstanz.de

Harald Borges/MM, Fotos: Werner Fleig

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