Migros schmückt sich mit fremden Federn

Der Schweizer Konzern Migros hat auf die Kritik an seiner Zusammenarbeit mit dem aserbaidschanischen Ölkonzern SOCAR entgegnet, dass er sich mit der Unterzeichnung des UN Global Compact um die Wahrung der Menschenrechte bemühe. Nun stellt sich heraus: Die Migros wird seit 2019 gar nicht mehr als Unterzeichnerin des UN Global Compact geführt. Ein überaus peinlicher Vorgang.

Der Migros gehen die Argumente für eine weitere Zusammenarbeit mit dem autoritären Regime in Aserbaidschan und dessen Ölkonzern SOCAR aus. Migros-CEO Fabrice Zumbrunnen wehrte Ende September 2022 kritische Fragen von Schweizer Politiker*innen mit einer pauschalen Mail ab, die eine pikante Aussage enthielt. Zumbrunnen schrieb unter anderem, dass die Migros grundsätzlich jegliche Art von Menschenrechtsverletzungen verurteile. Und weiter: „Als Unterzeichner des UN Global Compact (…) haben wir uns freiwillig verpflichtet, hohe Sozial- und Umweltstandards in unserer Lieferkette umzusetzen.“

Fakt ist allerdings: die Migros gehört seit 2019 überhaupt nicht mehr zu den Unterzeichner*innen des UN-Paktes. Dass Zumbrunnen nichts vom Austritt aus dem UN Global Compact gewusst haben soll, kann ausgeschlossen werden. Denn es handelt sich um eine freiwillige Initiative, die sich direkt an die CEOs von international tätigen Unternehmen richtet.

Die CEOs selbst verpflichten sich mit der Unterzeichnung des Paktes, universelle Nachhaltigkeitsprinzipien umzusetzen und Schritte zur Unterstützung der UN-Ziele zu unternehmen. Diesen Zielen der UN haben Fabrice Zumbrunnen und die Migros offenbar eine Abfuhr erteilt. Diese wären aber gerade im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit dem autoritären Regime in Aserbaidschan enorm wichtig. Denn zu den Zielen gehört neben der Einhaltung der Menschenrechte auch die Bekämpfung der Korruption, mit der sich Aserbaidschan unter anderem mit der Bestechung von Bundestagsabgeordneten in Deutschland hervorgetan hat.

Das UN Global Compact Netzwerk Schweiz & Liechtenstein bestätigt den Austritt der Migros. Dieser lockere Umgang mit Bekenntnissen zu den Menschenrechten ist für die Koalition Migrolinotsocar mehr als bedenklich. „Es kann nicht sein, dass ein CEO einfach vergisst, dass er sich nicht mehr dazu verpflichtet hat, die Menschenrechte einzuhalten“, so Stefan Müller-Altermatt von der Koalition Migrolinotsocar. „Die Migros schmückt sich mit fremden Federn. Das ist der Migros unwürdig.“ „Die Migros muss sich wieder dazu bekennen, soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten und sich erneut dem UN Global Compact anschliessen“, sagt Carlo Sommaruga. „Das gilt auch für die Partnerschaften und Lieferketten.“ Mit der Petition #migroliNOTsocar fordert die Koalition darum die Schweizer Detailhändlerin auf, die Zusammenarbeit mit dem staatlich kontrollierten Ölkonzern SOCAR zu beenden.

Weitere Infos zum Thema: www.migrolinotsocar.ch

Text: Medienmitteilung, Bild: Lieselotte Schiesser