Mittwoch, 13 Uhr, vor dem Krankenhaus

Seemoz-PflegenotstandBundesweit sollen heute 162 000 Menschen vor den Toren ihrer Klinik stehen. So viele Beschäftigte fehlen laut ver.di-Personalcheck bundesweit in deutschen Krankenhäusern. Die Aktion der Gewerkschaft ver.di reicht von Flensburg bis Oberammergau und betrifft allein in unserer Region zehn Kliniken: Ab 13 Uhr werden Beschäftigte für 10 Minuten vor den Kliniktoren stehen und mit Nummernkarten auf die bundesweit 162 000 fehlenden Stellen aufmerksam machen.

ver.di zeigt gemeinsam mit den Krankenhausbeschäftigten auf, wie viele Stellen geschaffen und finanziert werden müssen, damit eine qualitativ hochwertige Versorgung wieder möglich wird. Dazu hat ver.di jedem Krankenhaus seinen Nummern-Anteil an Vollkraftstellen überreicht. Von den 162 000 Stellen entfallen laut ver.di rund 70 000 auf die Pflege.

In unserer Region beteiligen sich diese Kliniken an der Aktion:

Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz: Konstanz, Radolfzell, Singen, Klinikum Tuttlingen, Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen und Donaueschingen, Helios-Klinik Rottweil, SRH Klinik in Oberndorf und das ZfP Reichenau.

Ziel dieser Aktion ist, den Gesundheitsministern vor Augen zu führen, was wirklich notwendig wäre, um eine gute Versorgungsqualität sicherzustellen. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Reform der Strukturen der Krankenhausversorgung geht weit am Ziel vorbei. Das darin vorgesehene Pflegeförderprogramm stellt in den kommenden drei Jahren insgesamt bis zu 660 Millionen Euro für zusätzliche Stellen zur Verfügung. Zum Schluss sollen maximal 330 Millionen/Jahr bei den Kliniken verbleiben. Das hört sich nach einem großen Betrag an, es entspricht aber lediglich 6600 Stellen bundesweit. Das sind durchschnittlich maximal drei zusätzliche Pflegekräfte pro Klinik oder nicht einmal 10% von dem, was nötig wäre. Ob diese Stellen wirklich geschaffen werden, liegt im Ermessen der Klinikgeschäftsführungen.

Selbst die deutsche Krankenhausgesellschaft räumt inzwischen ein „Viele Krankenhäuser sind auch aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten zu engen Personalausstattungen gezwungen.“ Der 118. Deutsche Ärztetag äußert sich eindeutiger:“ Die Einführung der Diagnosis Related Groups (DRGs) hat dazu geführt, dass die Krankenhausträger die Personalstruktur ihrer Häuser massiv ausgedünnt haben. Dies hat vielerorts zu einem massiven Pflegenotstand geführt. Es ist ärztliche Aufgabe, auf gesetzliche Regelungen zu dringen, um eine Gefährdung unserer Patienten durch weitere Zunahme des Pflegenotstands auch in Zukunft zu vermeiden.“

Die Skandale häufen sich

Die Überlastungsanzeigen von Pflegebeschäftigten sprechen eine noch deutlichere Sprache, diese zeigen regelmäßig patientengefährdende Situationen an. Überall gibt es nur noch Notbesetzungen, Zeit für die Patienten bleibt da nicht. Die Arbeit kann nicht bewältigt werden. Im Ergebnis für die Patientenversorgung heißt das, Hygienevorschriften können nicht eingehalten werden. Patienten werden nicht gelagert oder mobilisiert, erforderliche Unterstützung beim Essen und Trinken kann nicht gewährleistet werden, Medikamente werden nicht zeitgerecht verabreicht. Die Skandale häufen sich.

Nur die permanente Überlastung der Beschäftigten verhindert, dass die Versorgung zusammenbricht. Ständig wird gegen Arbeitsschutzgesetze verstoßen. Es wird über zehn Stunden gearbeitet, Pausen können nicht gemacht werden, an freien Tagen wird eingesprungen, damit der Betrieb nicht zusammenbricht.

Was fehlt, ist eine verbindliche gesetzliche Regelung zur Personalausstattung der Krankenhäuser und deren Finanzierung. ver.di fordert den Bundesrat deshalb auf, den Gesetzentwurf der Bundesregierung abzulehnen und auf eine gesetzliche Regelung zu drängen, die den Interessen der Patienten und denen der Beschäftigten Rechnung trägt.

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