Mobile Frühstücksdialoge überzeugen

„Frühlingserwachen“ heißt die Initiative, die ihr Aufwachstadium indes längst hinter sich hat. Nun schon im dritten Jahr setzt sich der gemeinnützige Verein mit Sitz in Friedrichs­hafen in der Region für ein weltoffenes und tolerantes Miteinander ein. Dafür haben sich die ehrenamtlichen AktivistInnen einige pfiffige Dialogformate einfallen lassen, darunter den „Frühstücksbus“. Der macht, ausgestattet mit kostenlosem Kaffee, Tee und Gebäck, jeweils eine Woche lang an unter­schied­lichen Plätzen einer Gemeinde Halt und schafft so einen mobilen Gesprächsraum. Eine Idee, die mittlerweile auch andernorts Schule macht und jüngst beim Deutschen Inte­gra­tions­preis honoriert wurde.

1031 UnterstützerInnen konnte der Verein Frühlingserwachen mit seinem Frühstücksbus in den vergangenen viereinhalb Wochen überzeugen. So viele signalisierten nämlich mit einer Spende auf der Crowdfunding-Plattform Startnext, dass sie die Idee des Projekts überzeugt. Damit landete der Häfler Verein auf Platz drei des Deutschen Integrationspreises. 15.000 Euro Preisgeld gab es dafür von der den Wettbewerb ausrichtenden Hertie-Stiftung obendrauf.

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Für das Team um den Frühstücksbus kamen Platzierung und Preisgeld wie gerufen. Deutschlandweit haben sich inzwischen nämlich zehn Lokalgruppen gebildet, die das mobile Gesprächsformat praktizieren möchten. In Erfurt, München und Berlin gingen Busse unlängst zum ersten Mal auf Frühstückstour, in der Pilotkommune Friedrichshafen war er bereits zum fünften Mal unterwegs.

Das Geld aus dem Wettbewerb will der Verein nun in den Aufbau der neu gegründeten Ortsgruppen investieren. Fließen soll es unter anderem für Kommunikationstraining sowie ein Starterpaket, mit dem jedes handelsübliche Fahrzeug in einen Frühstücksbus verwandelt werden kann. Zudem wollen die Aktiven damit Infomaterialien und Lebensmittel finanzieren. Auch über die Einrichtung einer Teilzeitstelle zur Betreuung der Gründungsphasen von Lokalgruppen denkt der Verein nach.

So simpel das Konzept Frühstücksbus klingt, so genau will es nämlich vorbereitet sein. Im Vorfeld einer einwöchigen Tour, während der Menschen an sieben wechselnden Standorten eingeladen werden, sich bei einem kostenlosen Frühstück zu begegnen, steht ein eigens konzipiertes Kommunikationstraining. Es folgt dem Credo „erst verstehen, dann verstanden werden“, und wird auf Basis der schon gemachten praktischen Erfahrungen weiterentwickelt. Eingeübt wird außerdem eine respektvolle Begegnung auf Augenhöhe, ganz gleich, mit welchen Weltanschauungen sich die Ehrenamtlichen konfrontiert sehen. Wichtige Voraussetzungen für das Gelingen der Frühstückstouren – soll doch ein einfach zugänglicher Begegnungsraum geschaffen werden, in dem sich jeder willkommen fühlt.

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Der Verein will so zeigen, wie respektvolle Begegnungen auch dann gelingen können, wenn sich zwei Menschen gegenüber stehen, die völlig andere Meinungen, Weltsichten, Religionen und Migrationsgeschichten haben. Immerhin bis zu 700 Menschen bringen die Frühstücksbus-Aktiven damit innerhalb solch einer Woche miteinander ins Gespräch.

Lena Reiner/jüg

Das Bild zeigt VertreterInnen von Frühlingserwachen aus Berlin, Mannheim, München und Friedrichshafen bei einer Klausurtagung in Berlin. (Foto: Lena Reiner)

Mitmachen? Interessierte können sich gern jederzeit unter info@fruehlingserwachen.org melden.


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