Nach Lohmar-Rauswurf: LLK fordert sofortige Schließung des Bodenseeforums
Kurz vor Jahresende trommelte Oberbürgermeister Uli Burchardt überraschend den Gemeinderat noch einmal zusammen. Einziger Tagesordnungspunkt, den die Verwaltung hinter verschlossenen Türen auf der Sondersitzung am 20.12. den StadträtInnen offenbar zur Entscheidung vorlegte: Der Rausschmiss des Geschäftsführers des maroden Bodenseeforums. Nach nur 18 Monaten im Amt will die Stadtspitze den mit viel Vorschußlorbeeren bedachten Andreas Lohmar schon wieder loswerden. Sucht der OB mit dieser Personalentscheidung einen Sündenbock, um sich selbst aus der Schusslinie zu bringen? Die Linke Liste Konstanz (LLK) fordert in einer Erklärung vom 21.12., nun endlich Konsequenzen zu ziehen, um den finanziellen Schaden zumindest in Grenzen zu halten. Die Rats-Linken verlangen die sofortige Schließung des städtischen Verlustbringers Nummer eins und wollen, dass alternative Nutzungskonzepte erarbeitet werden. Die Mitteilung im Wortlaut:
Nach der Kündigung des noch amtierenden Geschäftsführers Jochen Lohmar bleibt festzuhalten: Das Bodenseeforum ist der größte Rohrkrepierer der vergangenen Jahrzehnte in der Konstanzer Stadtgeschichte. Um weiteren finanziellen Schaden zumindest zu begrenzen, plädiert die Linke Liste Konstanz dafür, das Millionengrab umgehend zu schließen und nach kostengünstigeren Alternativen und Möglichkeiten zu suchen, wie ein anders gearteter Betrieb aufrechterhalten werden könnte.
Die einstigen Träume der BoFo-BefürworterInnen, Konstanz würde sich mit dem Haus am Seerhein als Tagungs- und Kongressstadt einen festen Platz erobern, haben sich in heiße Luft aufgelöst. Eine Übergangslösung könnte beispielsweise sein, dass sich erfahrene VeranstalterInnen für die kommenden Monate um eine Art Notprogramm bemühen, das auch für hiesige Vereine und Initiativen halbwegs lukrativ ist und die monatlichen Kosten überschaubar hält. Natürlich sind auch die Interessen der verbliebenen Beschäftigten im BoFo – die Hälfte der MitarbeiterInnen hat ja schon gekündigt – zu berücksichtigen.
Wir können uns auch des Eindrucks nicht erwehren, dass Lohmar, dessen Arbeit von Außenstehenden nur schwer zu beurteilen ist, nun als Sündenbock herhalten muss. Sehr viel ehrlicher wäre, wenn Oberbürgermeister Uli Burchardt die Verantwortung für dieses Desaster übernehmen würde, und mit ihm ein Großteil des Gemeinderates, der ungeachtet der bitteren Realitäten bisher an dem Projekt festgehalten hat.
Es besteht umgehend Handlungsbedarf. Die Idee der Verwaltung, nun eine Interims-Geschäftsführung einzusetzen, hat keine Zukunft und wird zu weiteren massiven Verlusten führen. Mit einer Entscheidung über die Zukunft des Bodenseeforums bis Mitte 2019 zu warten – so die Vorstellung der Verwaltung – würde nur bedeuten, das Elend unnötig zu verschleppen und weiterhin tiefrote Zahlen zu schreiben. Hält man an dieser Schnapsidee fest, bliebe der neuen Geschäftsführung gar nichts anderes übrig, als für 2020 und darüber hinaus Akquise zu betreiben. Das ist kein Konzept, mit dem es sich vernünftig arbeiten lässt und würde nur zu einer weiteren Geldverbrennung führen.
Die Linke Liste hat von Anfang an davor gewarnt, sich auf dieses waghalsige Projekt einzulassen, stand aber mit ihrer Meinung völlig alleine da. Nun aber werden auch aus anderen Fraktionen Stimmen laut, die sich dafür aussprechen, das bisherige Konzept zu beenden und nach schadensmildernden Möglichkeiten zu suchen. Dass die Position der LLK nun zusätzliche Unterstützung erhält, nehmen wir erfreut zur Kenntnis.
Anke Schwede, Holger Reile
(Bildmontage: jüg)
Wie lange wollen wir Konstanzer BürgerInnen uns dieses Verhalten der Gemeinderatsmehrheit noch gefallen lassen, die seit Jahren die horrende Steuergeldvergeudung eines Oberbürgermeisters nicht nur duldet, sondern sie auch noch unterstützt? Osners Eigenmächtigkeit, 17.000 Euro aus dem Top für Soziales, bringen die Mitglieder im Kollektiv auf die Palme, jene anhaltenden Griffe in die Töpfe, Millionensummen für Burchhardts Jahrhundertpleite, werden nach wie vor verteidigt. Schweigend werden ebenso Hunderte von Aufträgen für Studien, Gutachten, Analysen an externe Unternehmen und Experten hingenommen, die selbst unsinnigste Planungen, Konzepte, Programme etc. ganz im Sinne des Auftraggebers bestätigen. Nach wie vor keine Transparenz bei der Gesamtsumme dieser. Was tun mit einem Gemeinderat, der vorwiegend gegen die Bedürfnisse der Bevölkerung entscheidet und seiner Pflicht als Kontrollorgan eines sich selbst überschätzenden OBs nicht nachkommt, weil er offensichtlich selbst mehrheitlich die Kontrolle verloren hat? Wir werden nicht ernst genommen. Für die Zukunft fatale Entscheidungen wurden schon getroffen, die Abstrafung bei Neuwahlen kommt zu spät. Außerdem lassen sich leider immer noch zu viele Bürger bei Veranstaltungen wie Neujahrsempfang etc. „Honig um´s Maul“ schmieren. Dennoch: wer aufgibt, hat schon verloren.
Das ist natürlich reine Spekulation:
Warum der plötzliche Rauswurf des Geschäftsführers ohne eine offene Debatte um dessen strategische Planung oder Personalführung?
Hat vielleicht der Geschäftsführer die Stadtspitze darüber informiert, dass ohne radikale Änderung der Geschäftsstrategie und ohne massive weitere Investitionen das Bodenseeforum auch in Zukunft nicht erfolgreich zu managen ist?
Sollte der Geschäftsführer noch vor der Stadtspitze die Realität akzeptiert und intern kommuniziert haben? Dann wäre er natürlich für einen Oberbürgermeister der noch nicht so weit ist sich mit dem Scheitern seines Projekts Bodeseeforum abzufinden nicht mehr tragbar.
Und wenn es der Verweigerung der Realitätswahrnehmung dient, dann müssen auch einstige Hoffnungsträger geopfert werden – auch kurz vor Weihnachten.
Der OB spricht von Konstanz gerne als einem Konzern (Der Vergleich hinkt zwar, aber er hebt die Wichtigkeit der Person, die diese Bezeichnung wählt, ungemein).
Wie erfolgreich war unser OB in und mit Fremd- und Eigenbetrieben bevor er diesen „Stadtkonzern“ übernahm?
Daraus sind Schlüsse zu ziehen!
Wie wunderbar, wenn das Geschäftsrisiko auf viele Schultern verteilt ist und der Aufsichts- ähm Gemeinderat es nicht so recht blickt oder nach katholischer Manier Absolution mit teuflischem Segen erteilt.
Es ist Weihnachten und da sollte man vermutlich nicht hinterfragen, wieso die Verantwortlichen der Stadt Konstanz und insbesondere die Verantwortlichen der IHK Konstanz vor gut drei Jahren für das Bodenseeforum nicht die Rechtsform der GmbH gewählt haben – hätte vermutlich innerhalb kürzester Zeit Insolvenz anmelden müssen, Verluste wären dann in etwa zu gleichen Teilen durch die Bürger und die Verbandsmitglieder IHK zu tragen gewesen – sondern das Bodenseeforum als städtischen Eigenbetrieb installiert haben – kann nicht insolvent gehen und Verluste sind ausschließlich durch die Bürger der Stadt Konstanz zu tragen – ?
Was könnte man in Konstanz mit diesen vielen Millionen Euro derzeit und in der näheren Zukunft doch alles an Erleichterungen für Abertausende von Menschen schaffen!
Als Nicht-Konstanzer habe ich den Eindruck, dass, um je höhere Summen es beim „Verbrennen“ von Geld geht, um so weniger das die große Mehrheit der Konstanzer Bürger/innen interessiert.
Wie oft soll sich das noch wiederholen? Einfach einen neuen Geschäftsführer, mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht, einzusetzen, ohne das Konzept zu ändern, kann auch in Zukunft keinen Erfolg bringen, egal wie viele Geschäftsführer noch folgen. Im Grunde genommen handelt es sich um eine Insolvenzverschleppung, was sich eine Stadt offensichtlich leisten kann. Um ein Konzerthaus daraus zu machen, was Konstanz ja gerne hätte, müsste das Gebäude entkernt und neu ausgestattet werden. Die Kosten dafür dürften in schwindelerregende Höhen führen. Im Gegensatz zur bisherigen „Geldverwendung“ wäre das aber eine Investition. Warum wird in diese Richtung nichts unternommen? Für sinnvolle Objekte finden sich immer Geldgeber – die selbstverständlich auch mitreden möchten. Steht einer solchen Überlegung der Stolz im Weg?