Nächster Akt im Glaubenskrieg um die Verkehrsprobleme

„Das ist eine reine Alibi-Veranstaltung“, schimpft Ekkehard Greis, 1.Vorsitzender vom ‚Treffpunkt Konstanz‘, der Interessengemeinschaft des Konstanzer Handels, und meint damit das Konstanzer Mobilitätsforum, zu dem die Stadt am Wochenende einlädt. Dabei soll es um die Verkehrsprojekte in der Altstadt, im Paradies und Stadelhofen gehen. Doch der Einzelhandel fühlt sich ausgeschlossen. In einem Offenen Brief formulieren die Händler ihren Ärger.

Der Absender liest sich wie das Who’s Who des Konstanzer Einzelhandels. Neben Greis und Jürgen Baur von Edeka Baur sind das die Chefs der Ulmer Modemeile, von LAGO und Karstadt, von Intersport Gruner und OBI – allesamt auch Funktionäre verschiedener Einzelhandelsverbände. Verfasser des Offenen Briefes ist offensichtlich Jürgen Bauer in seiner Eigenschaft als Ortsvorsitzender des Handelsverbandes Südbaden.

Wann kommt der Masterplan?

Sie alle fühlen sich ausgeschlossen vom ersten Konstanzer Mobilitätsforum, das diesen Freitag und Samstag im Ellenrieder Gymnasium stattfinden wird. Dabei soll es um den Masterplan Mobiltät im linksrheinischen Altstadtgebiet, im Paradies und Stadelhofen gehen. Doch Kritik an dieser Veranstaltung gibt es auch in Gemeinderatskreisen. Dort wurde immer wieder bemängelt, dass trotz jahrelanger Planung immer noch kein Masterplan vorgelegt wurde.

Konstanzer Mobilitätsforum

Am Freitagabend ab 17 Uhr informiert das Amt für Stadtentwicklung und Umwelt die interessierten Bürgerinnen und Bürger in der „Sporthalle Paradies“ beim Ellenrieder Gymnasium (Brauneggerstrasse 29) über die linksrheinische Verkehrsplaung. Anschließend sollen die Teilnehmer in moderierten Dialogrunden gemeinsam die wichtigsten Herausforderungen und Konflikte im linksrheinischen Teil der Stadt erörtern. Vier Stunden soll diese erste Runde dauern. Am Samstagvormittag ab 10 Uhr können die Bürgerinnen und Bürger dann konkret zu den zukünftigen Zielen des Masterplans Mobilität Stellung nehmen. Ihre Anregungen, Ideen und Kritik werden anschließend vom Moderationsbüro suedlicht aus Freiburg und dem Verkehrsplanungsbüro Steteplanung aus Darmstadt dokumentiert und in den Masterplanentwurf eingearbeitet

Aber die Einhandels-Funktionäre kritisieren nicht nur den Zeitplan der Forumsveranstaltung („Wir und unsere KollegInnen müssen arbeiten, wenn Sie diskutieren und über unsere Belange entscheiden. Der Verdacht liegt nahe, dass wir offensichtlich aus dem Prozess ausgeschlossen werden sollen“), kritisieren nicht nur die als Moderatorin vorgesehene Stadtplanerin Gisela Stete („Wenn jetzt dazu eine als neutrale Moderatorin installierte Dame offen den grundsätzlichen Glücksmoment, dass uns Schweizer und Deutsche in großer Zahl beehren, als Problem brandmarkt, dann verkommt dieser Prozess endgültig zu einer Schauveranstaltung“) – sie nutzen ihren Brief, der an OB Frank, BM Werner und die Gemeinderatsmitglieder ging, auch zu einer Generalabrechnung mit der städtischen Verkehrspolitik.

Parkhaus ist keine Glaubensfrage“

Vornehmlich das Dezernat drei von Baubürgermeister Werner wird gescholten. „Ideologie und Lagerdenken“ werfen die Einzelhändler den städtischen Stadtplanern vor. Gleichzeitig wird von „Denkverboten“ gesprochen, wenn es um die Idee des Ringverkehrs mit Busspur geht. Aber auch die Gemeinderatsmehrheit bekommt ihr Fett ab. Besonders Grüne, SPD und Linke Liste haben die Funktionäre im Auge, wenn sie erneut für ein Parkhaus plädieren: „Ein Parkhaus auf dem Döbele ist keine Glaubensfrage“.

Doch die Einzelhändler wissen auch um ihr Image als Autonarren. Deshalb wohl beteuern sie in ihrem Brief : „Auch wir HändlerInnen sehen uns in der Verantwortung für unser Konstanz, für unsere MitarbeiterInnen und auch für das Weltklima. Diese Verantwortung ist nicht für jene reserviert, die dies am lautesten für sich reklamieren.“

Bürgermeister Werner antwortet gewohnt dürr

Mit ihrer Forderung, die Verkehrsprobleme in Konstanz endlich zu lösen, einen Masterplan Mobilität endlich zu verabschieden und dem alltäglichen Verkehrskollaps endlich ein Ende zu bereiten, stehen die Verfasser dieses Offenen Briefes sicher nicht allein. Ob jedoch die Argumente der Einzelhändler stichhaltig sind, bezweifelt nicht nur die Mehrheit im Gemeinderat. Auch Bürgermeister Werner, der sich kurz vor Redaktionsschluss zu einer dürren Antwort aufrafft und seine Verwunderung über die Kritik zum Ausdruck bringt, ansonsten aber nicht inhaltlich argumentiert, verweist auf die „ergebnisoffene Diskussion“ in der Verkehrsproblematik. Zur Lösung der Probleme trägt das wohl nicht bei.

Autor: hpk