Nächste Runde der Siemens-Hängepartie

Da müssen Jörg-Peter Rau, Konstanzer Lokalchef beim Südkurier, und andere Konstanzer Journalisten ganz schnell zurück rudern: Der für gestern vorschnell vorhergesagte Verkauf der Konstanzer LAS-Sparte im Siemens-Konzern fand nicht statt. Stattdessen Fragen zuhauf

Auf seiner dreieinhalbstündigen Bilanzpressekonferenz verlor Konzernboss Joe Kaeser gestern kein Wort über das Konstanzer Werk. Viel wurde über den Konzernumbau gesprochen, manches auch zum Bieterwettstreit um den französischen Konkurrenten Alstom gesagt und die Gewinn-Prognose erneut angehoben – der LAS-Verkauf aber blieb außen vor. Auch für den Konstanzer Betriebsratsvorsitzenden Volker Schmitz ändert sich damit nichts: „Die Kolleginnen und Kollegen in Konstanz hängen weiter in der Luft“.

Keine neuen Informationen auch aus der betriebsrätlichen Projektgruppe. Schmitz: „Die Pressemeldungen der letzten Tage sogar über mögliche Käufer und Bewerber scheinen aus der Luft gegriffen zu sein“. Noch ist offensichtlich nicht einmal ein Vorvertrag unterschrieben, noch sind wohl wichtige Fragen nicht geklärt: Wird Siemens auch nach einem Verkauf an wen auch immer eine Minderheitsbeteiligung an der LAS-Sparte halten? Könnten sich dann die Beschäftigten sicherer fühlen? Vor allem aber: Was hat ein möglicher Käufer mit dem Werk und den Mitarbeitern vor?

Lapidar heißt es aus der Münchener Konzernzentrale auf seemoz-Anfrage: „Laufende Verhandlungen kommentieren wir nicht“. Und auch die Mail des Konstanzer Betriebsrates, gestern noch eilig an Joe Kaeser verschickt, blieb unbeantwortet. Und „bevor nicht die Tinte unter dem Vertrag trocken ist, gibt es auch von uns keine Kommentare“, so der BR-Vorsitzende.

Dann aber wird Volker Schmitz doch konkreter: „Vom Betriebsrat wird es auch nach einem erfolgreichen Verkauf keine Hurra-Schreie geben; wir werden jeden neuen Besitzer nach seinen Taten und nicht nach seinen Versprechungen beurteilen“. Zu häufig schon wurden Betriebsrat und Beschäftigte in der Bücklestraße enttäuscht – da sind voreilige Jubelmeldungen eher schädlich.

Autor. hpk