Nächster Handstreich privater Investoren?
Ein überdimensioniertes Parkhaus (mindestens 1500 Stellplätze), ein Busbahnhof für Fern- und Reiseverkehr, aber auch Wohn- und Gewerbeflächen sollen am Brückenkopf Nord an der Reichenaustraße gegenüber dem Bodenseeforum entstehen. Der Technische und Umweltausschuss (TUA) soll auf seiner heutigen Sitzung den Startschuss für einen „städtebaulichen Konzept-Wettbewerb“ geben – womöglich ein neuerlicher Freibrief für Investoren, die Innenstadtentwicklung in ihrem Sinne zu bestimmen.
Westlich begrenzt von der nördlichen Abfahrt der Schänzlebrücke, östlich vom Grundstück der Firma Dentsply und im Norden vom Sportcenter Racket (s. Plan), zählt das drei Hektar große Gebiet zu den letzten zusammenhängenden Reserveflächen in der Innenstadt. Das Gelände ist ins Gespräch gekommen, weil mit der Bebauung des Döbeles dringend Ersatz für den Fernbustransfer benötigt wird.
In erster Linie soll dort mit einem riesigen Parkhaus aber ausreichender Parkraum für das Bodenseeforum geschaffen werden. Daran führen auch alle blumigen Formulierungen in der Sitzungsvorlage für den TUA nicht vorbei. In zweiter Linie könnte dort der Reise- und Fernbusverkehr konzentriert werden – Busse würden dann nicht mehr die Innenstadt belästigen. Die „Schaffung von Wohnraum als Ergänzung zur Gewerbenutzung, sowie die Nutzungen durch Kindertagesstätten, Kultur- und urbane Freizeiteinrichtungen“ darf getrost als Feigenblattfunktion gewertet werden – es geht.vornehmlich um Abstellflächen für Blechkarossen.
Die könnten jedoch – bei sinnvoller Nutzung als P+R-Parkplatz – zur Entlastung des Innenstadtverkehrs beitragen. Allerdings nur bei effektiver Anbindung an den städtischen Busverkehr. Doch davon ist in der Vorlage der Stadtverwaltung nicht die Rede.
Und so, wen wundert’s, versteckt sich in in dieser Planung auch ein überflüssiges Lieblingsprojekt des Oberbürgermeisters: Ideal wäre der Standort als Halteplatz für eine stadtübergreifende Seilbahn, so die Vorlage der Verwaltung. Als Platz für das 360-Grad-Panorama, wie die spinnerte Idee der Asisi-Dose neuerdings beschönigend genannt wird, taugt der Brückenkopf nach Ansicht der Stadtplaner hingegen nicht – das würde die flotte Realisierung der Parkmöglichkeiten blockieren.
So steht zu befürchten, dass durch diese Planungsvorgaben das Terrain für private Nutzer lukrativ gemacht werden soll, nach dem Motto: Wir brauchen zwar einen Busbahnhof, bieten euch, liebe Investoren, aber genügend Verwertungsmöglichkeiten zur profitablen Nutzung – das wäre ein weiterer Freibrief für Investoren, die Stadtentwicklung in ihrem (Profit)Sinne zu bestimmen. Die TUA-GemeinderätInnen haben es heute in der Hand …
hpk
Neulich hörte ich von der Idee den Fernbusbahnhof auf dem ansonsten praktisch ungenutzen Platz vor dem Landratsamt anzusiedeln. Dort wäre er zentrumsnah und in unmittelbarer Nähe zum Knotenpunkt Sternenplatz. Allerdings muss ich mich als Hamburger Jung‘ schon auch etwas wundern, für wie „fernab“ der doch recht nah am Zentrum gelegene Brückenkopf Nord hier wahrgenommen wird.
Nur einen Seilbahnanschluß gäbe es am Benediktinerplatz wohl leider nicht. Diese ist, anders als hier dargestellt, übrigens ausnahmsweise mal keine spinnerte Idee unseres OB sondern könnte tatsächlich einen wichtigen Beitrag zur klimafreundlichen Anbindung der Konstanzer Peripherie leisten. Ein großes Gebiet wie der Hafner könnte so attraktiv mit der Innenstadt verbunden werden. Ohne lange Wartezeiten auf irgendeinen Bus und mit der Möglichkeit sein Fahrrad mitnehmen zu können würde so autofreies Wohnen im neuen Quartier „Nördlicher Hafner“ erst richtig attraktiv.
Einen Fernbusbahnhof am Brückenkopf Nord halte ich für eine krasse Fehlentscheidung.
Es gibt nur wenige Orte in Konstanz, um Fernbusreisende möglichst entfernt von ihrem eigentlichen Ziel ankommen zu lassen. Mitten im Lorettowald wäre noch denkbar.
In einem Umkreis von einem Kilometer Umgebung gibt es fast keine Wohnungen.
Ein Ort, an dem es auch Hilmar Wörnle vom Stadtmarketing trotz Gratiswurst und Kutschenfahrt nicht schaffte, auswärtige Autofahrer freiwillig zum Parken zu bringen.
Da soll jetzt der – in der Konstanzer Verkehrsplanung als so förderungswürdig angesehene – öffentliche Verkehr abgestellt werden. Die Anbindung an das städtische Busnetz, ist eine nette Idee. Vergleichbar der, alle Autofahrer nach Konstanz an der Grenze zu verpflichten, ihr Fahrzeug zu wechseln.
Wer mit dem Fernbus kommt, hat die Fahrdaten für den Fernbus und ein Ticket für den Fernbus. Er ist mit seiner Information, wie seine Reise weitergeht, wenn er sein Ziel nicht zu Fuss erreichen kann, wieder auf null gesetzt. Wie ein Autofahrer, der an der Grenze sein Fahrzeug wechseln müsste.
Der Busnutzer weiss weder, wann der nächste Bus fährt, welche Linie er benutzen muss, welche Bushaltestelle er braucht, in welcher Richtung er die Bushaltestelle aussuchen muss, ob er sein Ziel rechtzeitig erreicht, welches die nächste Bushaltestelle zu seinem eigentlichen Ziel ist, wie man dies herausfinden soll, welches die Verbindung mit weniger Umsteigen und Wartezeiten ist, ob es eine schnellere Verbindung mit einem etwas längeren Laufweg gibt, was es kostet, auch im Vergleich zu einem Taxi, was Kinder, Hund, Fahrrad/große Gepäckstücke kosten, ob es wirtschaftlicher ist, eine Mehrtageskarte zu erwerben (die es gar nicht gibt) oder einen Mehrfahrtenblock, ob Fahrräder/große Gepäckstücke überhaupt transportiert werden dürfen, wo er diese entscheidungsrelevanten Informationen erhalten kann, noch ob zu seiner Ankunftszeit auch nach Mitternacht überhaupt noch ein Stadtbus fährt. Ein Kfz-Wechsel an der Grenze liesse sich leichter organisieren.
Testen Sie’s. Wieviel Zeit benötigen Sie, um die vorigen Fragen zu beantworten, wenn sie ab Berlin 10.00 Uhr in die Birnauerstr. 4 in Konstanz wollen? Lassen sie es auch Nicht-Konstanzer testen.
Das alles soll den derzeit bereits 330.000 Konstanzer Fernbusnutzern pro Jahr (Tendenz stark steigend) zugemutet werden.
Die Botschaft, die (den individualverkehrsgeplagten Konstanzern?) vermittelt wird: wir bauen stadtnah am Döbele 1200 Tiefgaragenstellplätze für PKW und verbannen die öffentlichen Verkehrsmittel an zielfreie Orte!
Den öffentlichen Verkehr! Einer der wenigen Hoffnungsträger für die Verkehrsentlastung, der seit jahrzehnten in Konstanzer Verkehrsplänen die o b e r s t e Priorität hat.
Liebe Stadtverwaltung, Fernbusse sind öffentlicher Verkehr!
Dass diejenigen (hier die Verkehrsträger und damit auch deren Nutzer) für die Verschlechterung auch noch bezahlen sollen, ist derzeit bislang nur transatlantische Gepflogenheit (KFZ first?). Gut, die DB macht es vielleicht auch noch.
Ein so zentraler Knotenpunkt, wie ein Fernbusbahnhof, muss an einer Stelle liegen, an der, aufgrund des oben dargestellten aufwendigen Informationsbedarfs, möglichst viele Ziele in maximal 15 Minuten fussläufig erreichbar sind.
Hier ist das Döbele schon suboptimal aufgrund seiner Randlage. Geeigneter wäre die Fläche der PKW-Parkplätze an der Oberen Laube.
Weshalb sollte es planerisch nicht möglich sein, zumindest zu Be- und Entladen eine Fernbushaltestelle in der Innenstadt oder wieder am Döbele einzurichten. Auch die 6.500 jährlich von der Mobilitätszentrale der Tourist Information verkauften Fernbusfahrscheine, trotz des erstaunlich einfachen Onlinevertriebs der Fernbusse, geben einen deutlichen Hinweis für den Bedarf einer linksrheinischen Haltestelle mit großem fussläufigem Einzugsgebiet.
Ein Busbahnhof an einem Ort, an den seit Jahren keiner hin will, vertreibt die ÖPV-Nutzer und verhindert die offensichtlich erforderliche Verkehrsentlastung für Jahrzehnte. Es bedarf einer linksrheinischen Alternative, b e v o r die Haltestelle aus dem Döbele verlegt wird.
Auf dem Parkhaus zentrumsnah wohnen … und dann mit der Schwebebahn direkt ins Rathaus gondeln – vielleicht zu einer etwas anderen „Elefantenrunde“ der Politik. Das wäre doch für das Konstanzer Rathaus-Trio ideal!
Übrigens: in der Stadt der Schwebebahn, Wuppertal, sprang eine Elefantenkuh, die verständlicherweise in dieser exponierten Situation in Panik geriet, aus der Gondel, die sie befördern sollte, in das dort nur 50 cm flache Wasser der Wupper.
Tuffi, so hieß die Dame, verletzte sich dabei nicht, bis auf ein paar Schrammen. Die Aktion: Elefant in der Schwebebahn war eine Werbeaktion des Zirkus Althoff und ereignete sich 1950, war aber immer wieder ein Thema wenn von der Wuppertaler Schwebebahn erzählt wurde.
Vielleicht können wir ja hier in Konstanz eine Fortsetzung der Schwebebahngeschichten schreiben.
Apropos: In Bangkok wurde ein Skytrain gebaut, mit Geldwechselstuben und Imbissständen. Das könnten hier etwas angepasst werden, wenn die Schweizer Kundschaft vom Parkhaus in die Altstadt unterwegs ist…!
Als sinnvolle Nutzung durch P&R-Parkhaus ja, als Busparkplatz auch, beides, wenn gute Anbindung des ÖV (zu Ladenöffnungszeit alle Viertelstunde ein Bus), als Einkaufsbereich auch, wenn es mal ein Bekleidungsgeschäft außerhalb des Zentrums gibt, als siebter, achter, neunter DM-Markt nein! Die Ampelanlage – falls vom Angebot richtig Gebrauch gemacht wird – wird den Verkehr bei der Einmündung vom Parkhaus in die Reichenaustraße schlecht bewältigen. Den Kreisel für dieses Verkehrsaufkommen hat die Stadt verpasst, als sie erst soeben noch die Reichenaustraßensanierung gemacht hat.
Und nun das Wohnen, wie es auf dem Bebauungsplan mit eingeplant ist: Möchten Sie und Sie und Sie da wohnen? Kommen hier auf dem Parkhaus drauf Sozialwohnungen? Haben vielleicht die drei Bürgermeister heimlich vor zentrumsnah zu wohnen und schönen Überblick auf die Altstadt zu haben?