Närrische Ehrung für Vera Hemm

„Grande Dame“ (so Mario Böhler) des Gemeinderats wird Burg­dame der Niederburg: Die Alt-Stadträtin der Linken Liste Konstanz, Vera Hemm, wird zum Auftakt der Fasnacht am 10. November im Konstanzer Konzil zur Burgdame der „Großen Konstanzer Narrengesellschaft Niederburg e.V.“ ernannt; als erst dritte Frau in der über hundertjährigen Geschichte der Narrenzunft. Die Laudatio spricht ihr Vorgänger im Amt, Burgherr und OB Uli Burchardt. Und dann wird Vera in die Bütt treten – mit ihrer Rede in Reimen.

Gestern feierte sie ihren 83. Geburtstag. Und seit 80 Jahren feiert Vera Hemm auch Fasnacht. „Mit drei Jahren stand ich zum ersten Mal im St. Johann auf der Bühne der Niederbürgler“, verrät sie im seemoz-Gespräch. Ihre 15minütige Rede für den 10.11. hat sie schon fast fertig, natürlich gereimt und „natürlich auch politisch“.

Nicht nur in ihrem Buch „Im Zeichen der roten Nelke“, aus dem sie dann und wann immer noch öffentlich liest, erzählt sie vom ihrem politischen Leben und dem ihrer Mutter – als Kommunistinnen und Gemeinderätinnen, als Gewerkschafterin und unermüdliche Kämpferin für die Rechte der Frauen. Deshalb auch wird ihre Büttenrede im nächsten Monat nicht nur die Kommunalpolitik streifen.

Denn dieser Fastnacht-Auftakt steht auch politisch unter einem besonderen Stern. Erstmals seit vielen Jahren bleiben die Gassenhauer von Willi Hermann verbannt. Seitdem die wahre Vita des Schunkel-Komponisten als NS-Propagandaredner ans Tageslicht kam, erscheinen seine Lieder nicht mehr im Progamm der Narrengesellschaft. Dazu ihr Präsident, Mario Böhler: „Einstimmig hat der 13er-Rat beschlossen, die Lieder solange nicht mehr spielen zu lassen, bis Stadtarchivar Klöckler seine Forschungen zu Hermann nicht abgeschlossen hat und zu einer endgültigen Bewertung gekommen ist. Dann erst werden wir endgültig entscheiden.“

hpk (Foto: Theater Konstanz)