Neue Frauenpower in Beratungsstelle und Verein

Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter, geschieht oft im Verborgenen und verursacht oft jahre- oder jahrzehntelanges Leid. Die Konstanzer Beratungsstelle für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, hat im letzten Jahr in 254 Fällen rund 1.500 Beratungen durchgeführt. Sie wird von Stadt und Kreis Konstanz sowie aus Spenden finanziert und hat jetzt zwei neue Mitarbeiterinnen bekommen. Auch der Vorstand ihres Trägervereins „Frauen helfen Frauen in Not“ hat sich neu aufgestellt.

Der Verein „Frauen helfen Frauen in Not e. V.“ wurde dieses Jahr 30 Jahre alt. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Feierlichkeiten zum Jubiläum aber bis auf Weiteres verschoben. Der Verein ist Träger der Beratungsstelle, die in Konstanz-Fürstenberg beheimatet und für den gesamten Landkreis Konstanz zuständig ist. Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle beraten und unterstützen Frauen, die von jeglicher Art von Gewalt betroffen sind. Dazu zählen neben der häuslichen Gewalt auch die sexualisierte Gewalt (Vergewaltigung, sexuelle Belästigung oder Nötigung sowie in der Kindheit erlebter sexueller Missbrauch), Stalking, Zwangsverheiratung und Cybergewalt. Zusätzlich zu den Beratungsgesprächen begleiteten die Beraterinnen ihre Klientinnen auch zu Ämtern oder anderen Institutionen.

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Im Jahr 2019 wurden in der Beratungsstelle insgesamt 254 Fälle bearbeitet. Die Fallzahl stieg damit erneut im Vergleich zum Vorjahr an (11 Prozent). Das Hauptthema der Beratungen war weiterhin die häusliche Gewalt. Hierzu zählt die Gewalt seitens des Partners/Ehemannes, des Ex-Partners/-Ehemannes oder eines Familienmitglieds. Die Zahl der Täter, die in einem partnerschaftlichen, freundschaftlichen oder familiären Verhältnis zu den betroffenen Frauen stehen oder standen, blieb auch in 2019 mit 86,7 Prozent gleichbleibend hoch.

Mehr Beratung

Ende Juni 2020 wurde die langjährige Mitarbeiterin Angelika Batzen-Gekeler in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Sie war als Diplom-Pädagogin 26 Jahre als eine der beiden Beraterinnen tätig und maßgeblich am Aufbau der Beratungsstelle beteiligt. In einer kleinen Feier dankten ihr Vorstand und Mitarbeiterinnen herzlich für ihr langjähriges Engagement und wünschten ihr alles Gute für den neuen Lebensabschnitt.

Aufgrund des hohen Beratungsbedarfs hatten die Stadt Konstanz und der Landkreis bereits zum Jahresanfang eine personelle Aufstockung auf drei Beraterinnen genehmigt. Wegen der Corona-Pandemie gelang es dem Verein, nun zum Juni zwei neue Mitarbeiterinnen für die Beratungsstelle einzustellen. Das Team besteht nun aus der Diplom-Psychologin Claudia Nicolay, die seit fast 15 Jahren für die Beratungsstelle tätig ist, sowie den beiden neuen Kolleginnen: der Sozialpädagogin Michaela Heller und der Psychologin Lisa Angulo. Das neue Team zeichnet sich nicht nur durch hohe Qualifikation und Erfahrung, sondern auch durch die unterschiedliche Altersstruktur und verschiedene kulturelle Hintergründe aus. Mit der personellen Verstärkung können sowohl der Bereich der Prävention ausgebaut als auch die Herausforderungen durch die neuen Gewaltthemen und die Veränderungen aufgrund der Corona-Pandemie angegangen werden.

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Neuer Vorstand des Trägervereins

Am 15. Juli wurden auf der Mitgliederversammlung des Trägervereins „Frauen helfen Frauen in Not e. V.“ für die nächsten zwei Jahre drei neue ehrenamtlichen Vorstandsfrauen gewählt: Randi von Stechow (Rechtsanwältin), Marina Steiner (Bauingenieurin) und Sandra Bethäuser (Coach & Resilienztrainerin). Randi von Stechow ist bereits seit fast 20 Jahren im Vorstand für den Verein tätig. Seit mehr als 2 Jahren ist Marina Steiner die zweite Vorstandsfrau im Verein. Sandra Bethäuser engagierte sich bereits während des letzten Jahres in der Vorstandsarbeit und löste die bisherige dritte Vorstandsfrau, die Geschichtsstudentin Maike Trumpp, ab.

Beratung während der Corona-Pandemie

Nach der Phase, in der die Beratungen überwiegend telefonisch und per Mail erfolgten, arbeitet die Beratungsstelle unter Einhaltung des Hygienekonzepts mittlerweile weitgehend wieder im „Normalbetrieb“. Laut Claudia Nicolay ist die Welle besonders in Bezug auf die häusliche Gewalt jetzt in der Beratungsstelle angekommen. Unter der „Welle“ ist der hohe Andrang der von der Gewalt betroffen Frauen nach der Öffnung der Schulen und Kindergärten gemeint. Mit Corona-Soforthilfen des Landes Baden Württemberg konnten die technischen Voraussetzungen für die sichere Onlineberatung geschaffen werden und Hygienemaßnahmen durchgeführt werden. Die Umstellung auf Beratung unter Pandemiebedingungen führte zu erheblichem Mehraufwand, der nun hoffentlich wieder abnehmen wird.

MM/red (Foto: Beraterinnen Michaela Heller, Lisa Angulo, Claudia Nicolay, Quelle: Verein)


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