Neue Gassenfreitage und neue Probleme
Wappen flattern in der Niederburg – mit dieser aktuellen Aktion macht der „Förderverein Niederburg vital“ auf seine Aktivitäten im ältesten Stadtteil von Konstanz aufmerksam. Und die stehen vor der Tür: Am 2. Mai wird der erste Gassenfreitag und am 17. Mai der erste Bücherflohmarkt des Jahres auf dem Münsterplatz organisiert. Warum dafür Wappenbanner in den Gassen aufgehängt werden, erschließt sich jedoch nicht
Somit sind die Niederburg-Gassen ganzjährig beflaggt – auf die Weihnachtssterne folgt der Fasnachtsschmuck und in der übrigen Zeit des Jahres baumeln 66 Wappenbanner (40 weitere sind geplant) über den Köpfen von Einheimischen und Besuchern. Wer solchen Straßenschmuck im öffentlichen Raum (rund ums Jahr versperrt nun bunter Tand den Blick aus meinem Fenster) erlaubt, und wem das nützen soll, wurde auf der Jahres-Pressekonferenz des Vereins übrigens nicht erläutert.
Sowieso stoßen nicht alle Ideen des Vereins auf ungeteilte Zustimmung bei den Anwohnern. Zu gut sind noch die Klagen über Lärmbelästigungen aus dem vergangenen Jahr im Ohr. Stadt und Verein reagierten prompt: Um 22 Uhr (bis dahin bleibt ein Lärmpegel von 70 Dezibel erlaubt) ist an jedem der sechs Gassenfreitage endgültig Schluss mit Lärm und Musik – ein für jede Gasse eigens eingesetzter Pate achtet auf die Einhaltung. Auch Maßnahmen gegen Vermüllung und Scherbenflut wurden abgesprochen.
Bauarbeiten stören die Feierlichkeiten
Nicht abgesprochen waren offensichtlich die Bauarbeiten in der Niederburg. So fällt zumindest während der ersten drei Gassenfreitage (immer am ersten Freitag im Monat zwischen Mai und Oktober) die Gerichtsgasse als „Spielwiese“ aus. Dumm nur, dass gerade das Geschäft des Vereinsvorsitzenden da angesiedelt ist – wird wohl nix mit der Umsatzsteigerung. Und kaum sind im Juli dort die Bauarbeiten abgeschlossen, soll das Plätzchen der oberen Hofhalde aufgerissen und wohl hübsch saniert werden: Eine staubige und zeitlich wahrlich treffliche Begleiterscheinung zu den Konzilfeierlichkeiten – die Baufachleute in der Stadtverwaltung haben die ursprünglich früher, vor allem aber gleichzeitig geplante Sanierung von Hofhalde und Gerichtsgasse schlicht verpennt.
Niederburg aus dem Dornröschenschlaf erweckt
Ansonsten mochten die Niederburg-Profis nur Erfreuliches verkünden: In den sechs Jahren seines Bestehens hat „Niederburg vital“ seine Mitgliederzahl auf 120 verdreifacht, seine regelmäßigen Events – Besenwirtschaft, Weinproben, Büchermärkte, Gassenfreitage („ gelungene Mischung von Weinfest, Fasnacht und verkaufsoffenem Sonntag“), Erntefahrt und Kunstnacht – sind als feste Termine im Konstanzer Feier-Kalender etabliert, kurzum: Der Vereinszweck, das Quartier Niederburg aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, scheint gelungen, was die Profis nur anstachelt, weitere Ideen zu entwickeln. Mit der Koordinierung hapert es aber noch.
Um eine milde Spende wird gebeten
Beispiel Wappenbanner (s. Foto): Als Beitrag zu den Konzilfeiern gedacht – jedes Wappen steht für namhafte Konzilsgäste vor 600 Jahren -, wurden die städtischen OrganisatorInnen des Konzil-Spektakels auf die Aktion in der Niederburg erst aufmerksam, als die ersten Wappenbanner schon flatterten. Jetzt wird über eine nachträgliche, finanzielle Beteiligung nachgedacht – bei einem Budget von 12 Millionen sollten ein paar Euronen für die rührigen Niederbürgler schon noch drin sein.
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Autor: hpk
Werter Herr Starke, geschätzter Förderverein;
ich kann ja verstehen, dass Sie sich mit jedermann (Stadt, Polizei usw.) gut stellen wollen; ich habe sogar Verständnis dafür, dass Sie über die ausgebliebene Berichterstattung anderer Medien in Konstanz nicht gerade glücklich sind. Aber müssen Sie deshalb journalistische Wertungen infrage stellen und unwahre Behauptungen aufstellen? Ich zumindest bleibe – trotz Ihrer „Richtigstellungen“ – bei jeder meiner Aussagen in diesem Artikel.
Auf demnächst gute Zusammenarbeit (an der Sie aber noch arbeiten sollten) hpk
Normalerweise kommentieren wir als Förderverein Niederburg Vital keine fehlerhaften Artikel, aber es scheint uns wegen der guten partnerschaftlichen Beziehung zu Stadt Konstanz, Konzilstadt und Polizei angebracht, die etwas merkwürdigen Äußerungen des SeeMoz „der Name scheint ja doch Programm“ richtigzustellen.
Außerdem sind wir im Vorstand sehr verwundert, wie es zu solchen Aussagen kommen kann, wenn jemand aufmerksam, konzentriert und wohlwollend zuhört.
Richtigstellung 1.
Es wurde in der Präsentation vorgestellt, dass die Wappenbanner aus Anlass des Konziljubiläums aufgehängt wurden und zusammen mit einem noch zu erstellenden Begleitheft die Besucherzahlen erhöht werden sollen, um damit die Gewerbetreibenden zu unterstützten.
Richtigstellung 2.
„Bunter Tand“ und „versperrt den Blick aus dem Fenster“ zeugt eigentlich von wenig Weitblick und von einem sehr eingeschränkten Horizont … aber so viele Wappenbanner sind es leider noch nicht … aber sie werden kommen.
Richtigstellung 3.
Die Klagen über Lärmbelästigungen gehören der Vergangenheit an und Maßnahmen gegen Vermüllung und Scherbenflut müssen zum Glück nicht ergriffen werden, weil es schlichtweg keine gibt.
Richtigstellung 4.
Die Bauarbeiten in der Gerichtsgasse waren von der Stadt schon seit Jahren angekündigt und deshalb keine Überraschung und zur Verschönerung des Quartiers auch erwartet … nur die Gewerbetreibenden, die es dann tatsächlich trifft, haben dann ihre liebe Not. Und „verpennt“ wurde die nacheinander geplante Sanierung von Gerichtsgasse und Hofhalde auch nicht. So was nennt man gemeinhin Ressourcenmanagement.
Richtigstellung 5.
Da der Förderverein Niederburg Vital, wie schon gesagt, mit Stadt Konstanz, Konzil Stadt und Polizei an einem Strang zieht, waren die Aktivitäten mit den Wappenbannern bei allen Institutionen schon lange bekannt und es wird auch nachträglich über keine finanzielle Beteiligung nachgedacht werden müssen.
Soweit, sogut!
Ich finde die Idee mit den Fähnles gut, die Weihnachtssterne sind toll und am schönsten sind natürlich dann die Fasnachtsbändele.
Lieber Hans-Peter, ob man immer tiefgründig einen Sinn oder Unsinn reininterpretieren muß, auf jeden Fall macht es den Stadtteil lebendiger und bunter, mich freut es das die Niederburg- vital-Leute sich mit dem Stadtteil auseinandersetzen, bei Konflikten gab es bisher relativ schnelle und konstruktive Antworten.
Einen Zuschuss zu der Fähnleaktion fände ich ok und würde mich weit weniger schmerzen als das damalige vorgeschlagene schwimm-unfähige Lädinengrab in dem hunderttausende Euronen verbrannt werden sollten.