Neue Runde im Kampf um die Buslinie 6
AnwohnerInnen der Markgrafenstraße lassen nach der Verlegung ihrer Buslinie 6 nicht locker. In einem offenen Brief beklagen sie erneut die großen Schwierigkeiten, vor die sich ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen durch die Schließung der Haltestellen in ihrer Nachbarschaft gestellt sehen. Sie schlagen eine Lösung vor, die aus ihrer Sicht jene Sicherheitsprobleme zwischen Bussen und Fahrrädern beheben kann, die die Stadtwerke damals zur Verlegung der Buslinie 6 veranlasst haben.
Zur Erinnerung: Nach Einrichtung der neuen Fahrradstraße kam es an der Einmündung der Markgrafenstraße in die Petershauser Straße und im Bereich Ebertplatz/Reichenau-/Spanierstraße immer wieder zu gefährlichen Situationen zwischen Bussen und Fahrrädern. Nachdem Busfahrer nach Angaben der Stadtwerke allein im September 2018 rund 200 Begegnungen der dritten Art gezählt hatten, wurde die Buslinie 6 im Frühjahr 2019 aus der Markgrafenstraße in die Reichenaustraße verlegt. Dadurch verlängern sich die Wege zu den Bushaltestellen für viele EinwohnerInnen des Quartiers deutlich, und sie müssen, um die stadteinwärts fahrenden Busse nutzen zu können, die belebte Reichenaustraße überqueren. Derzeit werden wegen der Sperrung des Sternenplatzes wieder Busse provisorisch durch die Fahrradstraße Petershauser Straße/Jahnstraße in Richtung Zähringerplatz geführt.
Hier der jüngste offene Brief einer betroffenen Anwohnerin in einer leicht bearbeiteten Fassung:
Mich fragen viele Busnutzer, ob die Stadtväter eigentlich wissen, was sie den Menschen mit der Entfernung der Haltestellen Tenbrinkstr./Markgrafenstr. der Buslinie 6 antun? Wahrscheinlich nicht! Es sieht so aus, als ob das Wohl der gesundheitlich angeschlagenen/behinderten Menschen keinen interessieren würde. Und jetzt ist noch Sommer, aber was wird erst bei Schnee und Eis?
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Alle sind stinksauer!
Die Personen, welche das entschieden haben, sind noch gesund und wohnen nicht hier, können noch Auto fahren oder haben einen Fahrer. Es wurde in einem Schnellschuss entschieden, die Bushaltestellen ersatzlos zu streichen und die Busse umzuleiten. Die Begründung: Busfahrer entlasten.
Jetzt im Zuge des Umbaus am Sternenplatz fahren in der Fahrradstraße aber plötzlich doch wieder Busse! Es fahren jetzt sogar gleich zwei Buslinien durch die Petershauser Straße und fast die ganze Jahnstr. Werden die Busfahrer dabei jetzt nicht mit den sehr belastenden Konfliktsituationen mit dem Radverkehr in der Petershauser Straße konfrontiert? Und kein Busfahrer weigert sich diesmal? Komisch!
In der Gemeinderatssitzung vom 11. April wurde uns zugesagt, dass die Verwaltung gemeinsam mit den Stadtwerken Maßnahmen darlegen wird, wie die Buslinie 6 wieder ihre Route der letzten Jahrzehnte durch die Tenbrink-/Markgrafenstraße bedienen kann. Jetzt nach fünf Monaten haben wir aber noch immer nichts von einer Lösung gehört! Entschuldigung doch!
Es sind neue PKW-Stellplätze auf den schönen ehemaligen Radwegen entstanden. So viel zum Umweltschutz! Viele Eltern von 11-14 jährigen Kindern sind zudem sauer, dass man die Radwege, auf denen ihre Kinder geschützt waren, für Stellplätze geopfert hat. Wurde die Buslinie gar von ihrer seit über 30 Jahren alten und bewährten Route zugunsten der Stellplätze verlegt?
Aber wir sehen eine Lösung, die allen Seiten gerecht wird:
Um den Verkehr zu entlasten, könnte man die Stellplätze auf einer Seite der Petershauser Straße entfernen, dafür den ca. 2 m breiten vorhandenen Radweg bis zur Schranke auf 3 m verbreitern, damit die Radfahrer geschützt sind und der Bus wieder normal fahren kann.
Man könnte die Autos ab dem Gottmannplatz über die Bruder-Klaus-/von-Emmich-Straße oder Gustaf-Schwab-Straße stadteinwärts oder stadtauswärts umleiten und dann über die Moltkestr. weiterfahren lassen.
Wenn auch dieser Vorschlag nicht akzeptiert wird, wäre ein kleiner Teil der Unterschriftenerteiler schon zufrieden, wenn die Buslinie 6 wenigstens stadteinwärts wieder ihre alte abgestammte Route anfahren würde. Dann müssten die Senioren und in ihrer Mobilität eingeschränkten Bürger sich nicht mehr wie jetzt den halben Kilometer über eine sehr befahrene und gefährliche Straße quälen.
Wir Busnutzer sind ungeduldig und fragen nach. Wie lange wollen die Stadtväter die Menschen noch hinhalten?
Maria Vormittag
MM/O. Pugliese (Foto: O. Pugliese)
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Es geht bei der Verlegung der Linie 6 nicht nur um die Petershauserstraße, sondern auch um die Kreuzung Tenbrink/Gebhard/Markgrafenstraße, Ecke Apotheke. Dort queren ebenfalls Radfahrer, der Verkehrsregeln nicht mächtig oder diese ignorierend, von der Z-Brücke kommend oder diese anfahrend die Kreuzung. Nicht einzusehen ist nach wie vor, dass Anwohner unter der Unfähigkeit von SV und Ratsmehrheit leidend, immer mehr ins Abseits geschoben, deren Bedürfnisse immer weniger wahrgenommen wird. Als langjährige tägliche Radlerin auf der meiner Meinung nach gefährlichsten Strecke Schottenstraße, Radbrücke und seit dem Geniestreich auch Petershauser Straße sehe ich täglich Hunderte von Radlern, die sich durch gefährlichste Manöver rücksichtslos „ihre Straße“ erobern, aber auch Passanten und Autofahrer, die vor allen Dingen eines nicht kennen: Miteinander! Dass der Fahrradverkehr steigt wäre eine positive Nachricht, wenn unsere Stadt für diese Massen gerüstet bzw. geeignet wäre und im gleichen Zug der Autoverkehr verringert werden würde. Das jedoch ist nicht das Ziel der SV und der Ratsmehrheit. Die Lobby derer, die die Autos in der Innenstadt wollen, ist zu groß, seit Jahrzehnten predigen sie den „Tod der Innenstadt“ und so werden weitere Magnet wie ZALANDO dort angesiedelt, wo ohnehin Chaos herrscht. Längst ist KN aus dem Gleichgewicht, die Kontrolle ist verloren gegangen, Hilflosigkeit treibt seltsame Blüten, zu viele Alibi-„Lösungen“, die keine sind. Wesentlich entspannter war der Radverkehr übrigens die letzten Wochen auf jenen erwähnten Straßen, spürbar vor allen Dingen Strecke Petershauser, Radbrücke, Schottenstraße: Semester- und Sommerferien machten die Straßen leerer, das Fahren leichter. Zu den Bussen der Linie 6: Das Fahren auf den genannten Straßen kann nicht gefährlicher sein als dort, wo sich täglich die Linien 5 und 9 über die Gartenstraße und sonstige Kreuzungen quälen, ebenso die Linie 1, die als Herausforderung die Gottlieber Straße und Döbelestraße vor sich haben. Evtl. reicht es aus, für Markierungen „Vorfahrt achten“ dort, wo es keine Ampeln gibt in kräftigem warnenden Rot aufzumalen, so dass selbst der Verpennteste ROT statt BLAU sieht. Es kann nicht sein, dass jene Menschen, die am längsten hier in unserer Stadt leben und am meisten auf den ÖPNV angewiesen sind, abgehängt werden, weil sich andere ungestraft keinen Regeln beugen bzw. jegliche Rücksichtsnahme missen lassen.
Sie haben keinen Denkfehler, Herr Reiher. Auf den Punkt gebracht wurde die Buslinie schlussendlich verlegt, weil etliche Radfahrer das Rotlicht an der Ampel missachtet haben und es dadurch immer wieder zu gefährlichen Situationen kam.
Ist bei dem obigen Vorschlag vorgesehen, die Petershauser Straße wieder zur KfZ-Straße zu erheben? Das würde bedeuten, dass die Radler sich dann über die Gleise an der Jahnstraße-Petershauser Straße von der Straße aus auf den Radweg „sortieren“ sollen.
Diese Lösung würde mir als Radfahrer auf jeden Fall nicht gerecht werden – speziell, wenn ich mir das aktuell durch die langen Schrankenzeiten und die sich stauenden Autos erzeugte tägliche Gewusel anschaue… Man hätte aus meiner Sicht eher eine weitere Gefahrenstelle auf der „Fahrradstraße“ eingebaut.
Mir ist ebenso nicht klar, ob Sie dann vorhätten, den Fahrradverkehr auf der Seite ohne Fahrradweg weiterhin auf der Straße fahren zu lassen – hiermit wäre aber das Busproblem weiterhin teilweise vorhanden.
Oder fahren die Fahrradfahrer für beide Richtungen auf dem einseitigen Fahrradweg? Das wäre eine Verschlechterung der Sicherheit für Fahrradfahrer selbst in Bezug auf die Zeit vor der Fahrradstraße – speziell bei der vorgeschlagenen Minimalbreite von 1,50m pro Richtung (bei einer Gesmtbreite von 3m)… aber vielleicht habe ich den Vorschlag auch nicht richtig verstanden…
Ich könnte mir vorstellen, dass die Stadt (ohne weitere Umbauten) einfach die vorhandene Ampel auf der Petershauser Straße, welche momentan nur dann aktiv wird, wenn ein Fußgänger dies wünscht, zusätzlich immer dann auf ROT setzt, wenn die Linie 6 vorbeikommt:
Kommt die Linie 6 von der Markgrafenstraße, so kann der Bus ungestört rechts auf die Petershauser Straße Richtung Reichenaustraße abbiegen. Von der Schranke kommende Radler werden an der roten Ampel gestoppt, von der Stadt kommende kreuzen den Weg nicht. Beim darauf folgenden links abbiegen an der Kreuzung Petershauser/Reichenauer Straße Richtung Stadt sollte es ohnehin keine Probleme geben, die geradeaus fahrenden Fahrradfahrer haben dann rot.
Kommt die Linie 6 von der Innenstadt über die Reichenaustraße, so gibt es beim Abbiegen an der Ampelanlage Reichenaustraße/Petershauser Straße vermutlich keine Konflikte, die Radler haben rot.
Beim dann folgenden Abbiegen der Linie 6 von der Petershauser in die Markgrafenstraße kämen keine Radlern von der Schranke kommend entgegen, sie würden an der roten Ampel gestoppt. Der Bus könnte also ungestört abbiegen, er muss nicht auf eine Lücke zwischen den von der Schranke kommenden Verkehrsteilnehmern warten. Von hinten sollte der Bus bei vernünftiger Schaltung der Reichenauer/Petershauser Ampel auch nicht von Radlern überholt werden, da er schon an der Kreuzung Petershauser/Markgrafen in die Markgrafenstraße abgebogen ist, bevor die ersten Radler von der Radbrücke kommend, nachdem sie dann grün bekommen haben, hinterherschießen.
Hab ich einen Denkfehler, ist das technisch nicht möglich, oder hat man darüber noch nicht nachgedacht?
Viele Grüße
Jörg Reiher