Neuer Badespaß ab 2019
Das neue Schwaketenbad kommt: größer, schöner und damit natürlich auch teurer. Im Gemeinderat wurde am letzten Donnerstag erstmals darüber diskutiert, wer die Zeche zahlen soll. Der Antrag der Linken Liste, den städtischen Zuschuss nach oben offen zu lassen, um sozial Schwachen kostenlosen oder zumindest besonders günstigen Eintritt anbieten zu können, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt.
Und wieder einmal wurde ein historisches Projekt beschlossen, und diesmal verdient es diesen Namen wirklich: Das neue Schwaketenbad dürfte nämlich mit seinem zusätzlichen zweiten Schwimmerbecken ein echtes Schmuckstück werden. Das heißt, dass das Bad für das gewöhnliche Publikum viel länger geöffnet werden kann, weil ein eigenes Becken für den Schwimmbetrieb von Vereinen, Schulen und Universität zur Verfügung steht und daher ein paralleler öffentlicher Badebetrieb möglich ist. Nachdem der Architektenwettbewerb mit elf teilnehmenden Büros abgeschlossen ist, hat die Verwaltung sich jetzt grünes Licht für die eigentliche Planungsphase geholt. Das ist natürlich ein rein formaler Akt, da alle Beteiligten – Verwaltung, Stadtwerke, Bädergesellschaft und Gemeinderat – einmütig das neue Bad möglichst schnell fertiggestellt sehen wollen.
Ein nicht ganz billiger Spaß
Der Bau, dessen Eröffnung für 2019 angekündigt wird, soll laut derzeitigen Schätzungen insgesamt 28,381 Millionen € kosten. Allerdings erhofft man sich aus der Versicherung des abgebrannten alten Bades etwa 12,8 Millionen €. Gegenüber früher gibt es einige praktische Neuerungen: Der Eingang wird in Zukunft gleich unten am Parkplatz und damit auch näher an der Bushaltestelle liegen, und im Eingangsbereich gibt es zwei Aufenthaltsbereiche, in denen sich Schulklassen sammeln können, ohne den Eingangs- und Kassenbereich zu blockieren. Das Bad ist vor allem nach Süden und Westen hin ausgerichtet, so dass es viel Tageslicht gibt. Die Umkleiden und Duschbereiche hingegen kommen an den östlichen Stichweg, und auch das gastronomische Angebot soll deutlich attraktiver werden. Das neue Bad soll bei 8.663 Quadratmetern Grundfläche insgesamt 1.450 Quadratmeter Wasserfläche bieten, statt der bisherigen 450 über 520 Spinde verfügen und spezielle Kabinen für mobilitätseingeschränkte Menschen haben.
Städtischer Bäderzuschuss wird erhöht
Das alles bedeutet natürlich nicht nur erhebliche Baukosten, sondern auch Jahr für Jahr wesentlich höhere Unterhaltskosten, als für das alte Schwaketenbad fällig wurden. Die Frage ist, wer das bezahlen soll, und darüber wird nicht nur in der Bädergesellschaft intensiv nachgedacht. Oberbürgermeister Uli Burchardt kündigte an, dass die Stadt ihren Zuschuss auf jährlich maximal 2,9 Millionen € erhöhen und den Rest auf sämtliche Schultern verteilen wolle.
Einiges soll durch etwa 15% höhere Besucherzahlen sowie die im Bad trainierenden Vereine, die Universität und nicht zuletzt die „normalen“ Badenden aufgebracht werden. 2,9 Millionen von der Stadt bedeuten, dass die Stadt jährlich 400.000 € mehr als bisher aufbringt, wobei der alte Maximalzuschuss von 2,5 Millionen € allerdings in den letzten Betriebsjahren des Bades nie voll ausgeschöpft wurde, denn meist wurden davon nur 1,4–1,5 Millionen € abgerufen. Faktisch könnten sich die jährlichen Mehrkosten für die Stadt also auf erheblich mehr als besagte 400.000 € zusätzlich belaufen. Angesichts der Größe des Bauvorhabens schlug Johann Hartwich (FDP), seines Zeichens Architekt, vor, einen Bauausschuss zu bilden.
Höhere Preise auch für sozial Schwache
Durch neue höhere Eintrittspreise erhofft sich die Bädergesellschaft erhebliche Mehreinnahmen. Natürlich ist die Preisstruktur derzeit noch höchst spekulativ, aber es zeichnen sich erste Überlegungen ab, was sich ändern könnte. Nachdem eine Zeitlang der Bäderpass, also quasi die Jahreskarte, auf der Abschussliste stand, scheint er gerettet, wenn er auch erheblich teurer werden dürfte. Dass es ihn auch weiterhin gibt, freute besonders Gabriele Weiner (JFK). Außerdem sollen in Zukunft die Preise nach der Badezeit gestaffelt werden: Wer länger als anderthalb Stunden bleibt, soll Zuschläge zahlen. Robert Grammelspacher, Geschäftsführer der Bädergesellschaft Konstanz (BGK), verwies darauf, dass die neuen Preise, über die man diskutiere, die von 2019 seien, während die alten Preise 2014 gültig wurden, allein schon deshalb müsse man eine Erhöhung vornehmen, und die Kostendeckung des neuen Bades solle wie die des alten bei 38% liegen.
Antrag der LLK
Die Frage der Sozialverträglichkeit der erhöhten Preise trieb Anke Schwede (LLK) um: „Entscheidend ist für uns, dass öffentliche Schwimmbäder zur kommunalen Daseinsvorsorge gehören und die Eintrittspreise nicht zu hoch sein dürfen. Die Kosten für den Wiederaufbau sollen aber vor allem durch eine deutliche Erhöhung der Eintrittspreise finanziert werden. 2014 kostete beispielsweise ein zeitlich unbegrenzter Einzel-Eintritt 4,70 €, in Zukunft sollen anderthalb Stunden 5,50 €, drei Stunden gar 7,50 € kosten. Die 12er-Karte soll abgeschafft, der Bäderpass in Zukunft (wahrscheinlich Ende 2019) 385 statt 250 € kosten. Diese Pläne lehnen wir ab. Die Preiserhöhungen für alle Tarife dürfen im Vergleich zu 2014 fünf Prozent nicht übersteigen. Eine zeitliche Staffelung, für deren Überschreitung zusätzlich gezahlt werden muss, darf es nicht geben. Und InhaberInnen des Konstanzer Sozialpasses sollten kostenfreien Zutritt zum neuen Bad haben, jedenfalls darf der Eintritt für sie auf keinen Fall auf 2,00 € angehoben werden.“ Sie schlug vor, statt dessen etwa an den Baukosten für die Gastronomie zu sparen. Sie beantragte, den städtischen Bäderzuschuss nicht bei 2,9 Millionen € zu deckeln, sondern ab dem Jahr 2019 automatisch auf den Betrag anzuheben, „der notwendig ist, um die Eintrittspreise auf Dauer stabil niedrig zu halten.“
Bürgermeister Andreas Osner hielt die Gegenrede zu Schwedes Antrag. Er warf ihr vor, hier ihr altes Wunschprogramm von kostenlosen Leistungen für SozialpassinhaberInnen wieder aufs Tapet zu bringen. Wenn man sie kostenlos ins Schwimmbad ließe, müsste man auch die Musikschule, Kitas usw. für sie kostenlos machen, und das sei unmöglich, wie seiner Meinung nach Frau Schwede selbst wisse.
Schwedes Antrag wurde am Ende vom Rat mit großer Mehrheit abgelehnt. Es bleibt also dabei, dass der städtische Zuschuss für die Bäder in Zukunft maximal 2,9 Millionen € betragen wird und die Eintrittspreise auch für sozial Schwache erheblich steigen dürften. In Sachen Eintrittspreise dürfte das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen sein, denn, und darauf verwies unter anderen Jürgen Ruff (SPD), darüber kann man vermutlich erst sinnvoll befinden, wenn in ein paar Jahren die Kosten für das neue Schwaketenbad verlässlich berechenbar sein werden.
O. Pugliese (Foto: Behnisch Architekten)