Newroz in Petershausen
Eine Woche, nachdem weltweit Millionen Menschen das traditionelle kurdische Neujahrsfest Newroz begangen haben, feiern nun am kommenden Samstag auch Kurdinnen und Kurden aus der Region ihr Neujahrsfest. Sie wollen „gemeinsam das Newroz-Feuer entfachen“ und laden alle Interessierten zu einem Fest am Samstag, 28. März, in die Halle Petershausen in Konstanz ein.
Im März feiern viele Menschen im Mittleren Osten traditionell das Fest des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Für die KurdInnen jedoch ist Newroz („das neue Jahr“) vor allem ein Tag, an dem sie des jahrhundertelangen Widerstandes gegen Tyrannei und Unterdrückung gedenken. Ihr Neujahrsfest erinnert an Ereignisse, die sich im Jahr 612 v. u. Z. zugetragen haben sollen: Der Legende nach erhoben sich damals, angeführt von einem Schmied, die Vorfahren der KurdInnen erfolgreich gegen den Tyrannen Dehaq und erschlugen ihn.
Mehr als 2600 Jahre danach ist diese Legende für die kurdische Bevölkerung weit mehr als eine historische Erinnerung. Newroz, das Symbol ihres Kampfs gegen Unterdrückung und für Frieden, erhält durch die aktuellen Ereignisse eine ganz besondere Bedeutung. Es sind vor allem Kurdinnen und Kurden, die in derselben Region erneut Widerstand gegen finsterste Verhältnisse leisten. Noch gut in Erinnerung ist der Kampf um Kobanê in der Region Rojava, wo im letzten Herbst kurdische Volksbefreiungseinheiten nach monatelanger Belagerung die Terrormilizen des „IS“ besiegen und aus der Stadt vertreiben konnten.
Weltweit haben am 21. März viele Menschen das kurdische Neujahrsfest gefeiert, allein in der Türkei beteiligten sich Millionen an den Newroz-Veranstaltungen. In Bonn gingen mehr als 10.000 Menschen auf die Straße, um für ein Ende der Unterdrückung der KurdInnen und Frieden in der Region zu demonstrieren. Das zentrale Motto der diesjährigen Feiern nahm Bezug auf die in Syrien und Nordirak vom IS befreiten Städte: „Das Newroz-Feuer, das in Sengal und Kobani brennt, wird den Nahen Osten befreien.“
Die Menschen verteidigten dabei nicht nur ihren Heimort. In Kobanê und zwei weiteren Kantonen in der Region Rojava hat die überwiegend kurdische Bevölkerung erfolgreich basisdemokratische Selbstverwaltungsstrukturen aufgebaut, die Schluss machen wollen mit jahrhundertelanger, feudalistischer Unterdrückung. Dieses Projekt der „Demokratischen Autonomie“ entwickelt inzwischen im gesamten Nahen und Mittleren Osten eine große Anziehungskraft und kann sich zu einem Modell für die von Krisen und Kriegen geschundene Region entwickeln. Daran erinnert das zentrale Motto des Aufrufs zur bundesweiten Newroz-Demonstration: „Im Lichte von Kobanê zur Freiheit der Völker“.
Zum regionalen Newroz-Fest in Konstanz laden die VeranstalterInnen alle ein, „die ihre Träume und Kämpfe für eine demokratische, gerechte, gewaltfreie und ökologische Welt mit uns vereinen wollen“ (zentraler Newroz-Aufruf): Samstag, 28. März, Konstanz, Halle Petershausen, (Conradin-Kreutzer Straße 5), 15 bis 22 Uhr.
Jürgen Geiger