Niederburg oder Betonburg?
Sie geben nicht auf – die letzten Aufrechten der Initiative „Zukunft Zoffingen“. Obwohl Ende Juni der endgültige Bauantrag für den Umbau der Mädchenschule Zoffingen zum Pflegeheim „Haus Zoffingen“ mit etlichen Nachbesserungen bei der Stadtverwaltung eingegangen ist, haben die NiederbürglerInnen weiterhin Informationsbedarf. Immer noch fürchten sie, aus der Niederburg würde eine Betonburg – besonders die Verkehrssituation macht Sorgen.
Über Wochen prangte in der Klostergasse ein Kummerkasten, in dem BürgerInnen ihre Bedenken auf Zetteln sammelten: „Zu bombastisch“ würde der Neubau und: Warum baut man „das größte Heim am engsten Platz?“ Die Kritik an der Konstanzer Caritas gipfelte in einem Protestschreiben, das 13 AnrainerInnen an die vorgesetzte Caritas in Freiburg richteten.
Ihre Fragen präsentierten die ProtestlerInnen jüngst am Zoffingen-Zaun, der seit dem Auszug der Schülerinnen das Areal absperrt (s. Foto). Und auch bei diesem Treffen wurde deutlich: Die Anwohner fürchten in erster Linie eine Überlastung der engen Gassen durch den Verkehr der Zulieferer.
„Ein Gefälligkeitsgutachten“ sei das von der Caritas beim Darmstädter Büro „StetePlanung“ in Auftrag gegebene Gutachten, schimpfen sie. So sei die Annahme der Darmstädter Planer, dass 90 Prozent der Beschäftigten zu Fuß oder mit dem Rad zu ihrer Arbeitsstelle kommen würden, völlig unrealistisch. Externe Kräfte wie niedergelassene ÄrztInnen, FußpflegerInnen, Ergo- und PhysiotherapeutInnen fänden gar keine Beachtung in dem Gutachten – wo parken die ihre Autos? BesucherInnen werden auf ein (angeblich) 500 m entferntes Parkhaus verwiesen, und die Frage, wie sie das machen, wenn sie ihre Angehörigen nicht nur besuchen, sondern auch mal mit zum Wochenendausflug nehmen wollen, bliebe unbeantwortet.
Tatsächlich steckt die Analyse aus Darmstadt voller Merkwürdigkeiten. Die Entfernung zum nächsten Parkhaus am Benediktinerplatz wird mit 500 Metern viel zu gering angegeben – Google Maps weist fast das Doppelte aus; durch die umliegenden Sträßchen (Kloster-, Konradi- und Schreibergasse) soll der Anlieferverkehr abfließen – wer schon heute die Manöver der Laster von Feuerwehr und Müllabfuhr beobachtet, ahnt das drohende Chaos; wer sich schon heute über die Trauben abgestellter Fahrräder in den engen Gassen ärgert, fragt sich verwundert, wo an die 100 zusätzlichen Stellplätze für die Pflegeheim-Beschäftigten geschaffen werden sollen.
Die ProtestlerInnen von „Zukunft Zoffingen“ reagieren mittlerweile fast gelassen. Sie warten auf den Entscheid der Stadtverwaltung zum Bauantrag und sagen: „Unser Widerspruch liegt schon beim Anwalt in der Schublade. Und dann muss sich das Regierungspräsidium in Freiburg mit dem Fall beschäftigen.“
hpk (Text und Foto)
Liebe Frau Herbert-Fischer,
dass sich Ihnen bei meinem Kommentar die Fußnägel kräuseln, ist natürlich grässlich. Vielleicht haben Sie aber noch Glück im Unglück: Wären Sie Bewohnerin des neuen Pflegeheims Zoffingen, hätte es dort nicht mal den Parkplatz für einen Fußpfleger, der Ihnen die Nägel wieder begradigen könnte – so, wie es auch sonst an allem mangelt, was es für ein Pflegeheim bräuchte: Vernünftiges Verkehrskonzept, schattenspendenden Bäume (die mussten einem Betonklotz weichen) keine Rücksicht auf die Umgebung usw. Ich weiß nicht, ob ihr wiederholtes Engagement der Caritas oder den alten Menschen gilt. Ist es letzteres, dann müssten Sie sich eigentlich klar machen: Hier entsteht das schlechteste, weil größte Heim am engsten Platz, den Konstanz zu bieten hat. Würden Sie da später mal wohnen wollen? Ich nicht!
Korrekt, das Vincencius wäre nahezu perfekt gewesen und dazu ebenfaalls „zentral, seit Jahrzehnten sind dort zudem ReHa-Bedürftige Hüftoperierte an Stöcken problemlos spazieren gegangen. Dass der Standort Zoffingen, wie viele beschriebenen Argumente bereits zeigen, ein falscher ist, zudem das C-Konzept die Lage in der Innenstadt, Laube, Rheinsteig etc. extrem verschärfen wird, der zu erwartende tägliche hausgemachte Verkehr durch Zulieferer und Besucher geradezu fatal ist und in Zeiten des unumstrittenen Klimawandels die Fällung jedes einzelnen Baumes fahrlässiger Leichtsinn, geradezu ein Verbrechen an Menschen und Artenvielfalt ist den Vertretern in SV und Rat völlig wurscht. Wie immer siegt die Geldgier und Dummheit, die“das beste KN aller Zeiten“ direkt vom Chaos in die (Klima-)Katastrophe führen wird. Dass für eine Zukunftstadt nachhaltige soziale und ökologische Balance in den Stadtvierteln notwendig ist und eine intakte Umwelt Priorität hat, da unersetzlich, geht selbst jetzt angesichts der unbestreitbaren Zeichen nicht in Köpfe, die aller Vernunft zum Trotz rasantes Wachstum in sämtlichen Bereichen fordern. Hier werden alle Möglichkeiten, alle Chancen auf Zukunft, Sinn und Lebensqualität in Zeiten des Klimawandels kaputtgemacht, obwohl wir hier in herrlicher Landschaft, an Rhein und See/Trinkwasserspeicher, sämtliche Voraussetzungen haben/hätten. Diese Geschenke werden mit Füßen getreten. Liebe Niederbürgler, noch haben zu viele derer, die ihre „Schäfle“ im Trockenen haben, nicht begriffen, dass es längst „5 nach 12:00“ ist. Und glaubt mir, die letzten, die Widerstand leisten, seid ihr nicht. Wenn ich irgendwie teilnehmen kann, bitte melden: egal wo,egal was, wir sind eine Stadt!!
zu Hern Schulz
Es ist ein wenig absurd, ein eigentlich gut funktionierendes Altenpflegeheim mit zufriedenen Bewohnern kann langfristig so nicht weiter bestehen auf Grund der neuen Verordnungen und Richtlinien des Gesetzgebers. Ein konformer Umbau ist in den alten Gebäuden schlicht nicht möglich. Der Caritas ist gezwungen eine Alternative für die zukünftig an dieser Stelle wegfallenden Plätze zu schaffen, wenn nicht viele Heimplätze für Konstanz verloren gehen sollen. Davon, dass man die alten Menschen dort nicht haben will oder Besseres mit dem Gebäude vorhat, kann keine Rede sein. Ich finde es ganz gut, das seemoz berichtet und sich gleichzeitig nicht instrumentalisieren lässt. Bei diesem Kommentar gräuseln sich mir die Fußnägel. Vielleicht sich besser mal über die Gründe informieren, als haltlose Behauptungen in Klammern in die Welt zu setzten. Ich hatte mich über den Lagobau aufgeregt, beim Vorhaben des Caritas drück ich jetzt einfach nur die Daumen, dass es klappt. Wer die Situation pflegebedürftiger und alter Menschen in der Stadt kennt und seine fünf sinne zusammen hat, kann gar nichts anderes tun, auch wenn nicht alles optimal sein mag.
Die Verkehrssituation in Konstanz ist mehr oder weniger überall (vor der Stadt und in der Stadt) ein hausgemachtes Problem. Für die Niederburg als Kleinod, das seinen Charme alten Häusern und engen Gassen und vor allem ihrer Atmosphäre verdankt, ist mehr Verkehr fatal.
Die offizielle Linie der Stadtpolitik: weiteres Wachstum, noch mehr Tourismus und Vermarktung, solche Bausünden wie diesmal irrwitzigerweise von einem kirchlichen Träger, ist tödlich.
Besonders in einem so sensiblen Gebiet unserer Stadt zerstört diese Politik das soziale Klima und geht über akzeptable Belastung durch Lärm, Abgase und Verkehr hinaus.
Wir erleben in diesem Sommer, wohin die kranke Ideologie scheinbar grenzenlos möglichen Wachstums führt.
Wir sind sicher keine „Insel der Seligen“ hier, sind vom Außen abhängig, können vieles nicht gestalten, aber es könnten hier in der Stadt, am See echte Zeichen gesetzt werden für: Ökologie, wirkliche Nachhaltigkeit.
Zwischen zwei Stühlen
Das mag verstehen, wer will: Da wird über die Befürchtungen der Anwohner berichtet und dann ist das auch wieder nicht in Ordnung. Daß die Redaktion von seemoz sich zwischen zwei Stühlen wiederfindet, ist hier wohl zu wenig berücksichtigt worden.
Wer kann etwas gegen ein Altenpflegeheim haben?
– Wer will die Verkehrssituation bzw. Gestaltung/Größe des Projekts schönschreiben oder aufrechnen?
In den bisher erschienenen Artikeln von seemoz wurden wohl alle Punkte ausreichend dargestellt. Erwarten die Anwohner, (13 Aktive!) daß sich die seemoz-Redakteure stellvertretend für sie auf die Barrikaden begeben, auf der Stelle?
In dieser Stadt gibt es Ungereimtheiten, die mensch verzweifeln lassen können. Daß sich seemoz bspw. für die LLK engagiert, ist ein kleiner Beitrag für eine zukunftsorientierte menschliche Stadt. Wie es so schön heißt, dauern Wunder etwas länger.
Im Übrigen: Hat der Südkurier ein Pro und Kontra zum Thema schon veranstaltet oder plant er das?
Lieber Hans-Peter,
wenn Du jetzt schon extra betonen musst, dass seemoz sich nicht instrumentalisieren lässt, scheine ich ja mit meinem Kommentar Eure Unabhängigkeit aufs Höchste gefährdet zu haben?
Tatsächlich habe ich den Vorschlag gemacht, „pro“ und „contra“ zu verfassen, also gerade keine(!) Einseitigkeit zugunsten der Gegner des Zoffingen-Projektes! seemoz als Teil einer (bislang leider unterbliebenen) ernsthaften öffentlichen Auseinandersetzung – darf ich das anregen, oder ist das schon ein Eingriff in die journalistische Freiheit?
Auch mit solchen Kommentaren wird es Stephan Schulz nicht schaffen, seemoz für die Interessen von „Zukunft Zoffingen“ zu instrumentalisieren. Wir lassen uns halt nicht vereinnahmen.
Herr Schulz hat das Wesentliche bereits geschrieben. Der Knackpunkt ist wohl das zukünftige Vorhaben mit dem Marienhaus, denn weshalb sollten alle Bewohner auf einmal umquartiert werden? Die Begründung war die neue Gesetzgebung, die als Argument genutzt wurde, wonach zukünftig jeder Bewohner das Recht auf ein Einzelzimmer hat. Man hätte also auch für eine kleinere Gruppe eine neue Bleibe suchen können. Die Belange der alten Menschen stehen jedenfalls nicht im Mittelpunkt des Interesses. (Wer das anzweifelt, der soll sich doch probehalber einmal mit einem Rollstuhl durch die Niederburg schieben lassen, das sagt mehr als Worte.)
Leider trifft es zu, dass Kritiker als unsozial abgestempelt werden. Aber die Vorgehensweise, längst mögliche Geheimhaltung, dann emotionalen Druck und Ängste aufbauen (wenn das nicht genehmigt wird, müssen die Senioren nach Engen, das könnte einem auch selbst blühen, wenn man jetzt nicht zustimmt, usw. , lässt auch tief blicken. Kurzum, das schnelle durchpeitschen der Genehmigung war mit Sicherheit der Befürchtung geschuldet, dass nach und nach die Hintergründe beleuchtet und damit die Aussicht auf Erfolg sinken würde.
Ach je, wochenlang ist der seemoz entgangen, dass sich Protest regt und jetzt kommt da so eine abschätzige und abgegriffene Formulierung von den „letzten Aufrechten“.
Darf man von „kritisch-widerborstig-informativ“ vielleicht auch eine etwas engagiertere Berichterstattung erwarten?
Die Caritas will demnächst die Pflegebedürftigen vom Marienhaus (mit dem man besseres vorhat – da stören die Alten?!) an die engste Stelle am Rande(!) der Altstadt versetzen und alle jubeln: „Die Alten bleiben in unserer Mitte(!)“.
Längst ist klar, dass Menschen mit Demenz in Einrichtungen von über 50 Betten überfordert sind; die Durchschnittsgröße von Pflegeheimen in Deutschland liegt bei 73, Trend fallend; die Sptalstiftung plant am Weiherhof 75 Plätze, Talgarten und Margarete-Blarer haben noch je überdurchschnittliche 84 – die Caritas aber muss über 100 Betten durchsetzen.
Und das Ganze ein Musterbeispiel an nicht stattgefundener Demokratie und Bürgerbeteiligung: 2 Jahre Geheimplanung, schnell durch den Gemeinderat geschoben, bevor dort irgendjemand geschnallt hat, worum es eigentlich geht: Altenheime sind immer gut – das kritisch zu hinterfragen, wird als unsoziale Einstellung gebrandmarkt.
Am Ende ist die Stadt fein raus aus ihrer Verantwortung – die hat nun die Caritas und nutzt sie aus, um nicht etwa Pflegequalität, sondern größtmöglichen ökonomischen Nutzen zu generieren („Mit schlechter Pflege wird gutes Geld verdient“ – Sendung von Maischberger am 18.4.18). Leidtragende sind am Ende die Pflegebedürftigen, die Umwelt (Verkehr, wieder mal Fällung von alten, das Stadtbild prägenden Bäumen) und wir, die Nachbarn.
Wenn Ihr bei seemoz, wie ihr habt durchblicken lassen, unterschiedlicher Meinung seid hinsichtlich des Pflegeheims Zoffingen, verfasst doch ein „pro“ und „contra“, wie das andere Zeitungen, (taz, Süddeutsche) machen.
Oder bringt Hintergründe, z.B. wie das gelaufen ist mit dem Vinzencius-Areal, das für ein Pflegeheim allein schon verkehrstechnisch bestens geeignet gewesen wäre, das aber an einen Investor verhökert wurde. Schreibt nicht über die „letzten“ aufrechten Bewohner, sondern über das unmögliche Projekt! Informiert! (der Bericht über das Verkehrsgutachten, das sich die Caritas hat erstellen lassen, ist immerhin ein Anfang).
Zum Schluss: Wer „mittlerweile fast gelassen“ reagiert und auf den Anwalt wartet, weiß ich nicht – ich finde das eher fatal: Die Caritas ist eine wichtige Institution, die auch hier in Konstanz wertvolle Projekte angestoßen hat und betreibt. Dass sie sich unter der jetzigen Leitung aus der Öffentlichkeit verabschiedet hat, ist für mich ein Drama und kein Grund für Gelassenheit!
Geld regiert die Welt ..
und Konstanz!
Keiner hat generell etwas gegen ein Altenpflegeheim….im Gegenteil, doch nicht an diesem Standort.
Ich wohne in der Niederburg und kann die Schilderung der Verkehrslage bestätigen!!!
Zudem ist nicht nur mir der neue Anbau ein Dorn im Auge. Ein riesen Klotz.
Nicht immer passt alt und modern zusammen…. schon gar nicht in der Niederburg.
Die Pflastersteine hier sind zudem sehr Rollator- und Rollstuhl geeignet…. Ach ja, ich vergass, es kommen ja nur Pflegebedürftige hier rein…. die müssen ja nicht mehr raus.
Altenheim ja!! Aber bitte nicht so!!!!