Nun also doch: Schwabenstreich auch in Konstanz
„Der Filz muss weg“. Unter diesem Motto soll der 1. Konstanzer Schwabenstreich aus Protest gegen das Großprojekt Stuttgart 21 am Freitag, 18.2. stattfinden. Nachdem schon für den 26.
Januar zu einer solchen Aktion aufgerufen war (Seemoz berichtete), aber niemand auf der Marktstätte erschien, sind die Organisatoren dieses Mal optimistischer: 250 Demonstranten in der Konstanzer Innenstadt am Aktionstag, dem 5.2., lassen hoffen, dass der 1. Konstanzer Schwabenstreich zum Erfolg wird.
Ein „Schwabenstreich“ besteht darin, dass Menschen aus Protest gegen das Großprojekt Stuttgart 21 eine Minute lang mit Pfeifen, Trommeln und anderen „Instrumenten“ gehörig Lärm machen. Diese Protestform entstand in Stuttgart und wird heute wöchentlich in vielen Städten im Land und dem Bundesgebiet organisiert, so auch immer montags in Radolfzell, aber regelmäßig auch in Ravensburg und Überlingen. Es wird also laut am Freitag, 18.2. um 18 Uhr am Kaiserbrunnen auf der Marktstätte.
Die organisatorischen Probleme, die zum Flop noch im Januar geführt hatten, scheinen überwunden. So ist Jürgen Weber, einer der Organisatoren (Informationen unter bodensee-schwabenstreich.de), sicher, dass der Protest gegen Stuttgart 21 nicht erlahmt: „Gerade die überwältigende Beteiligung am Aktionstag Anfang Februar, gerade auch in Konstanz, beweist: Bürgerinnen und Bürger sind bereit, sich für sinnvolle Investitionen im Nah- und Fernverkehr in ganz Baden-Württemberg zu engagieren. Und das heißt: Gegen Stuttgart 21 zu sein.“
Denn die Argumente gegen das Stuttgarter Mammutprojekt – in Seemoz ausführlich dargelegt und deshalb hier nur in aller Kürze wieder gegeben – sind seit dem ersten Stuttgarter Schwabenstreich 2010 immer noch die selben:
Wir alle finanzieren Stuttgart 21: Mit unseren Steuern, ob das Geld aus der Bundes-, der Landeskasse oder von der subventionierten Deutschen Bahn und unseren Fahrpreisen stammt. Sieben Mrd. Euro sind für Stuttgart 21 und die mit dem Projekt notwendige Neubaustrecke offiziell veranschlagt – häufig haben sich bei ähnlichen Projekten die Kosten jedoch verdoppelt.
Das Großprojekt S21 verhindert dringende Projekte der Region: Bahnhöfe sind nicht barrierefrei, der Takt deutscher Bahnen ist ungleich schlechter als der der Schweizer Bahn, die Gäubahn (Singen – Stuttgart) zwischen Tuttlingen und Horb ist seit 1946 eingleisig und bleibt es wohl auch.
S21 verhindert die Erschließung dünner besiedelter Regionen: Wo bleibt die systematische Erschließung der Fläche auch dünner besiedelter Regionen durch Busse und landesweite Rufbussysteme von den größeren Bahnhöfen aus?
Keine Entlastung vom Autoverkehr: Das Bahnprojekt Stuttgart 21 ist nicht geeignet für den Gütertransport, deshalb werden in Zukunft die Straßen vom LKW-Verkehr noch mehr frequentiert.
Autor: PM/hpk
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Das Projekt Stuttgart 21 gilt zwar als regionales Prunk- und Projekt und zeigt wieder einmal die Sinnlosigkeit der deutschen Kleinstaaterei. Gerade so wie beim desolaten Bildungssystem wirken die kleinen und großen Wünsche der Landesfürsten hemmend bei der Entwicklung der Infrastruktur.
Baden-Württemberg hat das Geld, die Deutsche Bahn derart zu unterstützen, dass diese eben in Stuttgart baut und nicht woanders. Dabei wäre es gerade anderswo dringend nötig, Investitionen zu tätigen.
Da ist zum Beispiel die Betuweroute, eine Bahnstrecke, die den Hafen in Rotterdam, das Ruhrgebiet (größter Binnenhafen) und Süddeutschland miteinander verbindet. Die Holländer haben den Ausbau auf 3 Gleise längst fertig gestellt. Kosten ca. 5 Mrd. Euro. In Deutschland ist man immer noch am feilschen, streiten, keifen, wie, wann und zu welchem Preis man den Ausbau erledigt. Auch Baden-Württemberg müsste daran interessiert sein, denn aus dem so genannten Musterländle wird kräftig exportiert. Vieles geht über Rotterdam in die große weite Welt. Aber!!!
Eine Güterstrecke macht längst nicht den Eindruck wie dieser unsinnige Bau in Stuttgart. Und Rotterdam ist weit weg. So denkt man immer auf` s Neue in eigenen kleinen Kategorien und nimmt in Kauf, dass ein kleines Land wie die Niederlande den Kopf schüttelt.
„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ Wie Recht sie doch haben, Herr Heine. Es hat sich nichts geändert.
Und, wie wars?