Oben Frieden, unten Krieg
Seit Monaten weht über der Alten Rheinbrücke in Konstanz die Regenbogenflagge, die sowohl als Symbol für die Vielfalt von Lebensformen, aber auch für Frieden steht. Einige Meter weiter unten, in der Unterführung am Sternenplatz, geht es brachialer zu.
Wieder mal beweist die Konstanzer Firma Schwarz Außenwerbung, dass sie ohne Skrupel jeden Auftrag annimmt, wenn er nur gut bezahlt wird, siehe obenstehendes Bild. Nun also kleistert man Plakate, mit denen die unter chronischem Personalmangel leidende Bundeswehr seit einigen Jahren versucht, junge Leute mit lockeren Sprüchen in die Truppe zu locken. Denen will die laut Regierungsangaben 10,9 Millionen Euro teure Kampagne suggerieren, sie könnten im Schießen auf Menschen ihre Berufung finden. Zur Zielgruppe gehören auch Frauen, die für die Bundeswehr die Rübe hinhalten, wenn es darum geht, am Hindukusch oder sonstwo auf dieser Welt für unsere Freiheit zu sorgen.
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hr (Foto: Privat)
Genderpolitisch mag das Kriegsspiel für Mädels ja vielleicht „angesagt“ sein. Der kritische Betrachter bekommt aber doch als Leser gar wenig Informationen: Gegen wen soll’s denn nun gehen? Oder wofür? Deutschland ist von Freunden umzingelt. Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben nirgendwo dauerhaften Frieden herbeigeführt. Und gegen terroristische Bedrohung sind Geheimdienste und Spezialkräfte der Polizei nicht nur zuständig, sondern verfügen auch über mehr Kompetenz. Wozu also das Säbelrasseln? Die wahren Kämpfer*innen sind als Friedensfachkräfte oder Entwicklungshelfer*innen weltweit im Einsatz für Demokratie, Menschenrechte, Ernährungssicherheit, gerechte Handelsbeziehungen, Umweltschutz, usw. Ihr Risiko ist deutlich höher und ihre Besoldung deutlich geringer als bei Soldat*innen im Auslandseinsatz – aber ihre Erfolge sind nachhaltig. Die protestierenden Frauen in Belarus, Hongkong, Chile, Haiti oder Sudan, die Friedensaktivist*innen in den USA: Sie wissen, wofür sie kämpfen.
Martialische Plakatwerbung und forcierte Aufrüstungspolitik können nicht davon ablenken, dass die militärische Sicherheitslogik in die Sackgasse führt. Nachhaltige Sicherheit baut auf gerechte Außenbeziehungen, eine internationale Sicherheitsarchitektur und eine resiliente Demokratie im Innern. Sicherheit ohne Bundeswehr – eine Utopie? Nein, ein wissenschaftliches Szenario: http://www.sicherheitneudenken.de
Nun lieber Autor, willkommen in der Realität, die als evolutionsstabile Strategien nur vorweisen kann, was den „struggle for life“ annimmt. Alle anderen Versuche (gütlicher Einigung und friedlicher Koexistenz z. B.) sind intellektuell aufgesetzt und / oder fragil. Somit gilt es – weil auch für den letzten unterbelichteten Größenwahnsinnigen dieser Welt als Abschreckung klar verständlich – gerüstet und gewappnet zu sein getreu dem Motto: Si vis pacem para bellum.