Parkbank statt Parkplatz

KlimaschützerInnen von Extinction Rebellion luden vergangenen Samstag zur „Parkplatz-Rückeroberung“ auf den Konstanzer Stephansplatz. Mehrere hundert Menschen nahmen an der „Besetzung“ teil, um Druck für eine Verkehrswende zu machen.

Nach einem Umweg über das Verwaltungsgericht durfte sie nun endlich stattfinden, die Demonstration der Gruppe Extinction Rebellion (XR) auf dem Stephansplatz. Am Samstag, den 21. September, luden die Umweltaktivisten alle KonstanzerInnen ein, den Stephansplatz neu zu beleben und erleben. So strömten rund 300 KonstanzerInnen ab 10 Uhr auf den Platz. Viele hatten Topfpflanzen, Stühle, Kaffee oder Kuchen mitgebracht. „Es soll ein buntes Fest für alle sein, vor allem auch für Familien. Wir wollen mit der Aktion zeigen, was für tolle Freiräume in unserer Stadt schlummern, wenn wir die parkenden Autos aus dem Stadtbild verbannen.“ so Claudius Eisermann von der Konstanzer Ortsgruppe. „Den Stephansplatz verstehen wir als Symbol. Wir brauchen dringend eine Verkehrswende weg vom Auto, dann bleibt überall in der Stadt mehr Lebensraum für Mensch und Natur.”

Die Klimaschützer demonstrierten dagegen, dass Konstanz in Sachen Klimaschutz trotz des im Frühjahr ausgerufenen Klimanotstandes nur langsam vorankommt. So kritisiert die Gruppe u.a. den Ausbau der B33 oder die Pläne der Stadtverwaltung für ein Parkhaus mit über 600 Stellplätzen auf dem Döbele. Hier zeige sich, was der Oberbürgermeister und die Stadtverwaltung von der Fridays-For-Future-Forderung, bis Ende 2020 jeden fünften Stellplatz zu entsiegeln, tatsächlich halten. Auch bei der Umnutzung des Stephansplatzes komme die Stadt nicht voran, da man eben nicht den Mut habe, die Zahl der Parkplätze insgesamt deutlich zu reduzieren.

Das sei vor allem deswegen bitter, weil nach dem Klimanotstand überregional beachtet wird, was sich in Klimafragen in Konstanz tut. So titelte Anfang September beispielsweise die „Stuttgarter Zeitung“ über die Konstanzer Stadtverwaltung: „Parkplatznotstand geht vor Klimanotstand“. Das Blatt bezog sich damit auf den Versuch der Stadtverwaltung, die Extinction Rebellion-Aktion auf dem Stephansplatz zu verbieten. „Der bekannte deutsche Klimaforscher Prof. Joachim Schellnhuber sprach gerade in einem Interview vom kollektiven ‚Selbstmordversuch‘ der Menschheit durch die immer stärkere Erderwärmung“, gibt XR-Aktivistin Christine Mellau zu bedenken. „Da ist die Konstanzer Verkehrspolitik, die weiterhin stark aufs Auto setzt, einfach keine passende Antwort. Statt immer mehr Autos in der Stadt – was auch die natürliche Folge des Ausbaus der B33 sein wird – brauchen wir ein radikales Umplanen für eine weitestgehend autofreie Stadt.

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Für die Konstanzer UmweltaktivistInnen geht es aber um mehr als nur die städtische Klimapolitik. Ab dem 7. Oktober werden sie, gemeinsam mit Menschen aus der ganzen Welt, den Protest für eine engagierte Umweltpolitik nach Berlin und in viele weitere Hauptstädte tragen. Unter dem Motto #BerlinBlockieren möchte Extinction Rebellion mehrere zentrale Orte in Berlin für eine Woche besetzen, um angesichts des Politikversagens in Sachen Klimakrise und Artensterben ein klares Zeichen zu setzen. Wie auf dem Stephansplatz in klein geübt, soll in Berlin für eine Woche ein bunter und friedlicher Protest stattfinden.


Noch Fragen?

Rückfragen können an das Presseteam von Extinction Rebellion unter konstanz@extinctionrebellion.de gestellt werden.
Zur Website der Klimaschutz-Gruppe geht es hier.


Felix Müller (Text & Fotos)

Anmerkung: Ebenfalls für den Samstag hatte OB Burchardt zur mobilen Bürgersprechstunde gebeten und radelte mit Interessenten durch die Stadt, um wichtige Projekte zu besichtigen. Der Stephansplatz gehört sicher in diese Kategorie, doch der Konstanzer Noch-Oberbürgermeister war nicht zu sehen.