Parteien im Internet: Heute schon gefatzebuckt?
Wer sich auf den Websites der im Konstanzer Gemeinderat vertretenen Fraktionen und Gruppierungen umschaut, kann große Unterschiede in Gestaltung, Informationswert und Aktualität feststellen. Konservative, das sei schon mal verraten, hinken hinterher. Hier ein kleiner Überblick, gesponsert aus dem Feuerwehrfonds von NSA und Sparkasse Bodensee
Am wenigsten gepflegt ist die Seite der CDU, die immerhin neun Mandate hat und dadurch auch finanziell in der Lage sein sollte, eine handvoll Euro für einen Webmaster auszugeben, der den christdemokratischen Auftritt betreut, der von Spinnweben durchzogen ist. Immer noch, rund sechs Wochen nach der Kommunalwahl, werden GemeinderätInnen aufgeführt, die entweder nicht wieder angetreten sind oder nicht mehr gewählt wurden. Und auch einer, der die Seiten gewechselt hat. Unter der Rubrik „aktuelle Mitteilungen“ ist auch nur alter Käse zu lesen, der keinen mehr interessiert. Der CDU-Stadtverband hat keine Facebook-Seite, der Kreisverband hingegen schon.
Bei den Freien Wählern (FWK) sieht es nicht viel besser aus und die Seite kommt optisch und inhaltlich reichlich altbacken daher. Auch hier lächeln einen RätInnen an, die keine mehr sind. Eine Facebook-Seite fehlt, nur Gabriele Weiner betreibt eine solche, die allerdings seit zwei Monaten keine Einträge mehr verzeichnet und vor sich hindümpelt. Die Schockstarre über die erlittene Wahlschlappe hält wohl noch an.
Aktueller da schon die Seite der SPD. Sie ist übersichtlich und bringt InteressentInnen auf den kommunalpolitisch neuesten Stand. Das frühere SPD-Rot ist der Farbe blau gewichen, was immer damit den WählerInnen auch bedeutet werden soll. Aber auch bei den Sozialdemokraten wird mit Bernd Sonneck noch ein Mandatsträger angegeben, der (bedauerlicherweise) den Wiedereinzug in den Rat verpasst hat. Die SPD-Facebookseite ist ordentlich und wird genutzt.
Bei der FDP-Website geht es optisch wild durcheinander und Kommunalpolitik wird gemixt mit vernachlässigbaren Nachrichten aus den tiefen Bundeskellern der gebeutelten Splitterpartei. Mit Tatjana Wolf wird ebenfalls eine Rätin präsentiert, die auf eine Wiederwahl verzichtet hat. Die Liberalen betreiben eine Facebook-Seite, die aber nur wenig Anklang zu finden scheint.
Ganz anders dagegen die Netzauftritte der Freien Grünen Liste (FGL). Wer wissen möchte, was sich bei den Grünen gerade abspielt, worüber diskutiert wird und wann was stattfindet, ist auf deren Seite gut aufgehoben. Auch die Facebook-Seite ist passabel gemacht und wird als zusätzliche Informationsquelle bemüht. Zudem gibt die FGL noch alle drei Monate ihr gedrucktes Blättchen „Subkurier“ heraus. Durchaus ein Angebot für Interessenten, die mit den elektronischen Medien weniger vertraut sind.
Auch die Linke Liste Konstanz (LLK) ist im Netz mit einer eigenen Seite präsent und verzeichnet erstaunlich hohe Zugriffe. Der Auftritt ist ansprechend und aktuell und es werden überwiegend kommunalpolitische Themen unter die Lupe genommen. Die LLK-Facebook-Seite hat sich ebenfalls gut entwickelt und schaut auch immer wieder über den lokalen Tellerrand hinaus. Wenn auch noch linke Netzverweigerer endlich einsehen, dass der vernünftige Gebrauch der elektropostalischen Möglichkeiten nicht umgehend zu Hautausschlag führt, wird alles gut.
Bliebe noch das Junge Forum Konstanz (JFK). Die neue Gruppierung im Gemeinderat zeigt sich auch im Netz, hat aber inhaltlich kaum etwas zu bieten. Sie fotografieren sich gerne gegenseitig und freuen sich immer noch wie Schneekönige, dass sie nun mitmachen dürfen. Das aber war auch nicht anders zu erwarten, die Newcomer müssen sich erst einfinden im Ratsgestrüpp, was noch dauern wird.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: H.Reile
Das ist ja wie bei Stiftung Warentest. Auch hier hat der wirtschaftlich schwächste Anbieter, die LLK mit Seemoz, die beste Seite. Und die wird ihr manchmal missgönnt oder beneidet. Ein Hinweis, wie offen und bürgernah man sich geben will und dies nicht nur in Wahlzeiten auf den Wochenmärkten.
Mit aktuell und neustem Stand hat auch die SPD-Seite nichts am Hut. Nach zwei Monaten sollten mindestens die Kontaktadressen der neuen Stadträte/innen genannt sein. Wie ich hörte, hat man im Vergleich zu Seemoz hierfür nicht die Ressourcen.
Na aus Sicht des Datenschutzes ist es eigentlich gar nicht so schlecht, wenn nicht jede Person und jede Partei/Gruppierung eine Facebookseite hat. Allerdings liegt das bei den betreffenden Parteien wohl eher an anderen Gründen… 😉